Der Hass des Iran auf Israel lässt sich nicht allein durch die aktuelle politische Situation erklären. Vielmehr hat er tiefgreifende historische und ideologische Wurzeln. Archivbild: Wandgemälde im Iran - Auf der Fahne steht der Koranvers: "إنا فتحنا لك فتحا مبينا", was übersetzt bedeutet: "Wahrlich, Wir haben dir einen klaren Sieg verliehen" (Sure 48:1).

Der Nahe Osten scheint gefangen in einem Kreislauf von Hass, Gewalt und Machtstreben, der keine Anzeichen von Nachlassen zeigt. Im Zentrum dieser Spannungen steht der seit Jahrzehnten bestehende Konflikt zwischen dem Iran und Israel. Die jüngsten Ereignisse – von der Eliminierung von Hassan Nasrallah, dem langjährigen Hisbollah-Führer, bis hin zu den offenen Drohungen und Angriffen des Iran auf Israel – werfen erneut ein Schlaglicht auf die tiefe Feindschaft, die die Region prägt. Doch woher stammt dieser Hass? Und warum scheint es so schwer, diese Gewaltspirale zu durchbrechen?

Der Hass des Iran auf Israel lässt sich nicht allein durch die aktuelle politische Situation erklären. Vielmehr hat er tiefgreifende historische und ideologische Wurzeln. Die Islamische Revolution von 1979 markierte eine entscheidende Wende in der iranischen Außenpolitik. Unter der Führung von Ayatollah Khomeini wurde der Iran von einer pro-westlichen Monarchie zu einer theokratischen Republik, die ihre Existenz im Gegensatz zu westlichen Einflüssen und deren „Verbündeten“ – Israel an vorderster Front – verstand. Der Iran erklärte Israel zum Erzfeind und begann, Anti-Israel-Gruppen wie die Hisbollah im Libanon und die Hamas in Gaza zu unterstützen. Für das neue islamische Regime galt Israel als Symbol des westlichen Imperialismus und als unrechtmäßige Macht im Herzen der muslimischen Welt.

Die Gründung der Hisbollah in den 1980er Jahren war eine direkte Reaktion auf den Libanonkrieg und die israelische Präsenz im Libanon. Der Iran sah in der Unterstützung der Hisbollah eine Möglichkeit, Israel militärisch und ideologisch zu bekämpfen und gleichzeitig seine eigene Macht in der Region zu festigen. Dies war der Beginn einer strategischen Allianz, die auch heute noch die Machtbalance im Nahen Osten beeinflusst.

Ideologische Gründe und die „Achse des Widerstands“

Die ideologischen Gründe für die Feindschaft des Iran gegenüber Israel gehen über geopolitische Interessen hinaus. Für die iranische Führung ist die Zerstörung Israels ein religiös und moralisch begründetes Ziel. Der Iran sieht sich als Anführer der sogenannten „Achse des Widerstands“, einer Allianz aus vom Iran unterstützten Gruppen wie der Hisbollah, der Hamas, den Huthi-Rebellen im Jemen und schiitischen Milizen im Irak und Syrien. Diese „Achse des Widerstands“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Existenz Israels zu bedrohen und gegen dessen Verbündeten, die Vereinigten Staaten, zu kämpfen.

Diese Ideologie wird nicht nur propagiert, sondern auch militärisch umgesetzt. Die Unterstützung der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen hat dazu geführt, dass beide Gruppen in den letzten Jahrzehnten zu mächtigen militärischen Akteuren herangewachsen sind. Durch Waffenlieferungen, Training und finanzielle Unterstützung stellt der Iran sicher, dass diese Gruppen Israel militärisch herausfordern und destabilisieren können.

Aktuelle Entwicklungen: Die Eliminierung Nasrallahs und die Eskalation der Gewalt

Die jüngsten Ereignisse zeigen, wie tief der Iran in den Konflikt verwickelt ist und wie weit die iranische Führung bereit ist zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Die Eliminierung von Hassan Nasrallah und Abbas Nilforoushan stellt einen schweren Rückschlag für den Iran und die Hisbollah dar. Nasrallah war ein Symbol des „Widerstands“ und eine Schlüsselfigur in der Allianz mit dem Iran. Seine Eliminierung, die auf eine israelische Geheimdienst Operation zurückzuführen ist, hat nicht nur die Führungsspitze der Hisbollah geschwächt, sondern auch das Vertrauen innerhalb der Organisation und in ihre Beziehungen zum Iran erschüttert.

Nach den Explosionen von Pager- und Walkie-Talkie-Geräten der Hisbollah am 17. September, die vermutlich durch den Mossad präpariert wurden, läuteten die Alarmglocken in Teheran. Laut Medienberichten erkannte Ayatollah Ali Khamenei die Gefahr, dass israelische Agenten tief in die Reihen der Hisbollah eingedrungen waren und Nasrallah ein direktes Ziel darstellte. In einer ersten Reaktion schickte Khamenei Brigadegeneral Abbas Nilforoushan, einen hochrangigen Kommandeur der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC), um Nasrallah eine dringende Botschaft zu überbringen: Er solle sofort den Libanon verlassen und in den Iran fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Trotz der eindringlichen Warnung des Obersten Führers entschied Nasrallah, im Libanon zu bleiben. Er vertraute darauf, dass sein innerer Zirkel loyal sei und seine Sicherheitsvorkehrungen ausreichend, um die drohende Gefahr abzuwehren.

Khamenei versuchte es erneut wenige Tage später, nachdem die ersten Warnungen zur Flucht bei Nasrallah auf taube Ohren gestoßen waren. Er übermittelte eine weitere dringliche Botschaft über Nilforoushan, dass der Libanon für Nasrallah nicht mehr sicher sei und dass die Bedrohung durch israelische Agenten, die mutmaßlich bereits in seine engsten Reihen eingedrungen waren, zu groß sei. Der Gesandte Nilforoushan traf sich mit Nasrallah in dessen Bunker im Süden Beiruts. Doch auch dieses Mal weigerte sich Nasrallah, den Libanon zu verlassen, und bestand darauf, in dem Land zu bleiben, das er als seine Heimat und sein Operationsgebiet betrachtete.

Diese Entscheidung sollte sich jedoch als fatal erweisen. Am 27. September wurde der Bunker, in dem sich Nasrallah und Nilforoushan aufhielten, von israelischen Bomben getroffen, was zum Tod beider führte. Für den Iran bedeutete der Verlust dieser beiden Führungspersönlichkeiten nicht nur einen schweren militärischen Rückschlag, sondern offenbarte auch, wie tief Israel offenbar in die Strukturen der Hisbollah und des iranischen Einflussbereichs eingedrungen war. Die Tatsache, dass Nilforoushan, ein enger Vertrauter von Khamenei, mit Nasrallah zusammen starb, zeigt, wie ernst die iranische Führung die Situation eingeschätzt hatte und wie weit sie bereit war zu gehen, um ihre Interessen im Libanon zu schützen.

Die Reaktion des Iran und die Auswirkungen auf die Hisbollah und die iranische Führung

Die Reaktion des Iran auf Nasrallahs Tod war sofort und aggressiv. Rund 200 Raketen wurden als Vergeltung auf Israel abgefeuert. Ayatollah Khamenei verteidigte diese Aktion als „Mindeststrafe für die Verbrechen des zionistischen Regimes“. Das zeigt, dass der Iran nicht davor zurückschreckt, selbst große Risiken einzugehen, um seinen Kampf gegen Israel fortzusetzen.

Der Tod von Nasrallah hat die Hisbollah in eine tiefe Krise gestürzt. Die Führungsspitze wurde erheblich dezimiert, und die Organisation steht vor der Herausforderung, einen neuen Anführer zu wählen. Doch das Misstrauen innerhalb der Hisbollah wächst, und die Angst vor einer israelischen Infiltration erschwert die Entscheidungsfindung.

Innerhalb des Iran hat der Vorfall Misstrauen und Angst vor einer Unterwanderung durch den israelischen Geheimdienst weiter geschürt. Die iranische Führung untersucht nun ihre eigenen Reihen, insbesondere die Revolutionsgarde, um mögliche Verräter zu identifizieren. Das zeigt, dass die Angst vor israelischer Spionage tief sitzt und die politische Stabilität des Iran gefährdet.

Warum wird nicht mehr gegen den Iran unternommen?

Die Frage, warum die internationale Gemeinschaft nicht mehr Druck auf den Iran ausübt, ist berechtigt, zumal der Iran offen zur Gewalt aufruft und Terrororganisationen unterstützt. Die Gründe sind vielfältig und umfassen geopolitische, wirtschaftliche und diplomatische Faktoren.

Viele muslimische Länder haben zwar ihre Ablehnung gegenüber dem Iran deutlich gemacht, aber oft verhindern eigene innenpolitische Instabilitäten oder die Angst vor einer Eskalation eine klare Haltung. Die wirtschaftlichen Interessen – etwa die Abhängigkeit von iranischem Öl – spielen ebenfalls eine Rolle, warum der Druck auf den Iran begrenzt bleibt. Aus diesem Grund wird auch angenommen, dass ein Gegenschlag Israels auf die Ölfelder des Iran erfolgen könnte. Zudem befürchten viele Länder, dass eine zu harte Haltung gegenüber dem Iran zu einer Destabilisierung der gesamten Region führen könnte, was niemand wirklich will.

Die Rolle Israels: Verteidigung und Abschreckung

Israel steht in diesem Konflikt vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe: Es muss sich gegen eine Vielzahl von Feinden verteidigen, die bereit sind, alles zu tun, um es zu zerstören. Die Eliminierung von Hassan Nasrallah und die gezielten Angriffe auf Waffenlager und Führungspositionen der Hisbollah sind Teil einer Strategie der Abschreckung, die sicherstellen soll, dass Israels Feinde den Preis für ihre Aggression zahlen.

Israel setzt auf eine Mischung aus militärischer Stärke, Geheimdienstarbeit und diplomatischen Allianzen, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Doch die Angriffe auf Nasrallah und die darauf folgende Eskalation zeigen auch, wie fragil die Situation ist. Jede Aktion kann eine Gegenreaktion auslösen, die die gesamte Region in einen Krieg stürzen könnte.

Der Hass des Iran auf Israel ist tief verwurzelt und wird durch ideologische, religiöse und geopolitische Faktoren befeuert. Die jüngsten Entwicklungen, wie die Eliminierung Nasrallahs und die aggressive Reaktion des Iran, zeigen, dass es keinen einfachen Weg zur Deeskalation gibt. Der Iran sieht in der Feindschaft zu Israel ein zentrales Element seiner Identität, und die Bereitschaft, eigene Opfer zu bringen, um diesen Hass auszuleben, zeigt, wie ernst es der iranischen Führung ist.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, eine Balance zwischen dem Drängen auf eine diplomatische Lösung und der Abschreckung gegen die Aggression des Iran zu finden. Doch solange der Hass auf Israel ein so zentraler Bestandteil der iranischen Politik bleibt, wird dieser Konflikt wahrscheinlich weitergehen – mit der ständigen Gefahr, dass er zu einem größeren Krieg eskaliert.

Dieser endlose Kreislauf von Hass, Gewalt und Vergeltung lässt wenig Raum für Hoffnung auf eine friedliche Lösung. Doch vielleicht liegt genau darin die größte Herausforderung – die Erkenntnis, dass dieser Konflikt nur dann ein Ende finden kann, wenn der Iran den Willen zur Veränderung aufbringt. Bis dahin bleibt es an Israel, sich zu verteidigen, und an der Weltgemeinschaft, Wege zu finden, wie eine Eskalation verhindert werden kann, ohne dabei die grundlegenden Menschenrechte zu opfern.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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