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Episode 17 – Abgrund zur Hölle – Ein Albtraum in Limburg
Die Tür vibrierte erneut unter einem wuchtigen Tritt. Das laute Grölen der russischen Soldaten hallte durch das Haus wie ein unheilvolles Echo aus der Hölle. Schimon hielt den Atem an, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jede Faser seines Körpers war angespannt. In dem dunklen Raum, erleuchtet nur vom schwachen Glimmen der Holzofenflamme, waren nun alle hellwach. Herr Lontke war als Erster auf den Beinen. Entschlossen, aber mit zitternden Händen stellte er sich vor die Tür, als könne sein Körper allein diese Barrikade gegen das drohende Unheil aufrechterhalten. Ruth und Erika saßen aufrecht im Stroh, ihre Gesichter kalkweiß, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Sie wagten kaum zu blinzeln.…
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Die Welt im Chaos – und ich mittendrin
Manchmal ist es nur eine Schlagzeile, die alles kippen lässt. Eine kurze Nachricht, ein Bild aus einem Kriegsgebiet, ein Videoausschnitt aus dem Bundestag oder eine Push Notification über einen neuen Anschlag. Und plötzlich ist sie da, diese Frage: Was ist nur aus dieser Welt geworden? Ich bin ein politisch interessierter Mensch. Ich lese Nachrichten, höre Podcasts, verfolge Debatten. Besonders was im Nahen Osten passiert, berührt mich tief – aus familiären, aus historischen, aus persönlichen Gründen. Ich habe Abos auf verschiedene Medien, von der Jüdischen Allgemeinen bis hin zum E-Paper der BILD. Und doch kommt es regelmäßig vor, dass ich für zwei, drei Tage alles ausblende. Keine Zeitung, kein Podcast, kein…
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Dein Neuanfang beginnt heute – Erste kleine Schritte in die Freiheit
Veränderung wird oft wie ein großes Projekt behandelt. Etwas, das geplant werden muss, das Vorbereitung braucht, einen perfekten Moment, gute Umstände. Und genau damit beginnt das erste Missverständnis. Denn Veränderung beginnt nie in der Zukunft – sie beginnt immer jetzt. Wer wartet, dass es leicht wird, wartet oft sehr lange. Wer glaubt, erst alles verstehen zu müssen, bevor er beginnt, steht sich selbst im Weg. Denn das Leben ist nicht planbar. Und Veränderung schon gar nicht. Diese Woche hat gezeigt, wie viel in uns steckt, wenn wir anfangen hinzuschauen: Die Angst vor dem Neuen. Der Wunsch nach Kontrolle. Der innere Widerstand, der sich querstellt. Das Schweigen, das Nähe verhindert. Alles…
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Die Angst vor dem ersten Wort – Warum wir nicht sprechen, obwohl es nötig wäre
Es gibt Momente, in denen man ganz genau weiß, dass ein Gespräch nötig wäre. Dass ein klärendes Wort, ein ehrlicher Satz oder vielleicht auch nur ein stiller Anfang helfen würde, etwas wieder zu verbinden, was gerade auseinanderdriftet. Und trotzdem bleibt alles still. Nicht, weil es nichts zu sagen gäbe. Sondern weil der Mut fehlt, das erste Wort zu sprechen. Diese Angst ist vielen vertraut. Gerade nach einem Streit oder einer Meinungsverschiedenheit entsteht häufig eine seltsame Stille. Es wird nicht geschrien, es fliegen keine Türen – es ist einfach ruhig. Und genau diese Ruhe kann sehr schwer wiegen. Denn sie ist kein Frieden. Sie ist ein Schwebezustand, in dem sich vieles…
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Wenn der Kopf blockiert – Der innere Widerstand gegen Veränderung
Veränderung beginnt oft nicht mit einer Entscheidung – sondern mit einem Widerstand. Es ist dieser Moment, in dem alles klar ist: Was getan werden müsste, warum es sinnvoll wäre, was dabei herauskommen könnte. Und trotzdem passiert – nichts. Stattdessen Aufschub. Ablenkung. Rechtfertigung. Und nicht selten: Selbstkritik. Diese Erfahrung ist weit verbreitet. Und sie ist vollkommen menschlich. Denn der innere Widerstand ist kein Zeichen von Schwäche. Er ist ein Schutzmechanismus. Einer, der uns vor dem Ungewissen bewahren will, selbst wenn das Bekannte uns nicht guttut. Im Alltag zeigt sich dieser Widerstand oft in ganz banalen Dingen. Die Steuererklärung zum Beispiel. Das Sortieren von Belegen. Die Vorbereitung für den Steuerberater. Alles keine…
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Kontrolle ist eine Illusion – und was das mit echter Freiheit zu tun hat
Kontrolle ist etwas, das auf den ersten Blick sehr beruhigend wirkt. Alles im Griff haben, den Überblick behalten, keine bösen Überraschungen erleben. Wer Kontrolle hat, fühlt sich sicher. Zumindest scheint es so. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass diese Sicherheit oft nur scheinbar ist – eine Illusion, die mehr kostet, als sie nützt. Gerade bei Menschen, die Verantwortung tragen, zeigt sich dieses Muster immer wieder. Die innere Überzeugung: Nur wenn ich alles selbst koordiniere, läuft es richtig. Nur wenn ich jeden Schritt begleite, kann ich sicher sein, dass das Ergebnis stimmt. Besonders in Teams ist dieses Denken weit verbreitet – und gleichzeitig eine der größten Blockaden für Entwicklung und…
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Episode 16 – Eine neue Heimat, ohne Sicherheit und voller Gefahren
Die Luft stand still an diesem Nachmittag in Limburg. Nebel zog in feinen Schleiern durch die Straßen, als sich die kleine Gruppe, erschöpft und entkräftet, vor der russischen Kommandantur versammelte. Schimon stand leicht abseits und beobachtete das Bild, das sich ihm bot: Herr Lontke mit entschlossener Miene, seine Frau Anna an seiner Seite, die Tochter Valli mit eingefallenen Wangen, daneben Emilie – seine Großmutter – mit gesenktem Haupt. Ihre Kinder Ruth, Erika und Hans hatten die Arme fest an den Leib gezogen, als wollten sie sich wärmen, und Günter, Schimons Vater, schien in seinen zerschlissenen, zu kurzen Hosen beinahe zu schwanken. Nur ein wenig Leben glomm in seinen Augen –…
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Warum Veränderung Angst macht und trotzdem gut sein kann
Veränderung klingt nach Aufbruch, nach Entwicklung, nach etwas Besserem. Und doch löst sie oft genau das Gegenteil aus: Unsicherheit, inneres Zögern, vielleicht sogar Angst. Das liegt nicht daran, dass etwas falsch läuft, sondern daran, dass das Gehirn auf Gewohnheit programmiert ist. Alles, was bekannt ist, gibt Sicherheit. Alles, was neu ist, bringt Unruhe. Die Schutzmechanismen, die seit Jahrtausenden in uns arbeiten, wollen Gefahren vermeiden. Und Neuem begegnet der Mensch eben oft erst einmal mit Vorsicht. Diese Vorsicht ist nicht immer logisch, aber sie ist zutiefst menschlich. Selbst Menschen, die sich als offen und neugierig erleben, spüren diese innere Reaktion. Es ist kein Fehler, sondern ein Reflex. Und manchmal überrascht dieser…
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Wenn Schweigen zur Mauer wird
Das Sprichwort sagt: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Ein Satz, den viele von uns seit der Kindheit kennen. Doch je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest: Diese Aussage ist zu einfach. Zu einseitig. Und manchmal sogar gefährlich. Denn Schweigen kann vieles sein – heilsam, klärend, wohltuend. Aber eben auch verletzend, trennend, und sogar manipulativ. Ich habe das in meiner Ehe sehr deutlich erlebt. Gerade in den ersten Jahren, wenn wir gestritten haben – und ja, das passiert in jeder Beziehung – war es nie meine Art, laut zu werden oder emotional zu explodieren. Ich habe mich lieber zurückgezogen. Habe geschwiegen. Mich verweigert. Nicht, weil ich es böse…
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Sabich – Das erste Brot nach Pessach, auf das ich mich freue
Ganz ehrlich – manchmal brauche ich einfach was fürs Herz. Kein Fastfood, sondern echtes Soulfood. Und wenn ich mich entspannen will, dann zieht’s mich nicht auf die Couch mit Chips, sondern auf YouTube. Da schaue ich mir total gern Street-Food-Filme an. Du kennst das vielleicht: Menschen an wackeligen Tischen, dampfende Töpfe, bunte Zutaten, ein bisschen Chaos und ganz viel Geschmack. Genau mein Ding. Neulich bin ich bei so einem Video hängen geblieben. Da stand ein Typ irgendwo in Tel Aviv an einem kleinen Straßenstand, hat in einer riesigen Pfanne Auberginen gebraten, Eier geschält, mit Tahina herumgekleckert und immer wieder dieses fluffige Pitabrot aufgerissen, um es mit allem vollzupacken. Das Ganze…