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Wenn der Kopf blockiert – Der innere Widerstand gegen Veränderung
Veränderung beginnt oft nicht mit einer Entscheidung – sondern mit einem Widerstand. Es ist dieser Moment, in dem alles klar ist: Was getan werden müsste, warum es sinnvoll wäre, was dabei herauskommen könnte. Und trotzdem passiert – nichts. Stattdessen Aufschub. Ablenkung. Rechtfertigung. Und nicht selten: Selbstkritik. Diese Erfahrung ist weit verbreitet. Und sie ist vollkommen menschlich. Denn der innere Widerstand ist kein Zeichen von Schwäche. Er ist ein Schutzmechanismus. Einer, der uns vor dem Ungewissen bewahren will, selbst wenn das Bekannte uns nicht guttut. Im Alltag zeigt sich dieser Widerstand oft in ganz banalen Dingen. Die Steuererklärung zum Beispiel. Das Sortieren von Belegen. Die Vorbereitung für den Steuerberater. Alles keine…
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Kontrolle ist eine Illusion – und was das mit echter Freiheit zu tun hat
Kontrolle ist etwas, das auf den ersten Blick sehr beruhigend wirkt. Alles im Griff haben, den Überblick behalten, keine bösen Überraschungen erleben. Wer Kontrolle hat, fühlt sich sicher. Zumindest scheint es so. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass diese Sicherheit oft nur scheinbar ist – eine Illusion, die mehr kostet, als sie nützt. Gerade bei Menschen, die Verantwortung tragen, zeigt sich dieses Muster immer wieder. Die innere Überzeugung: Nur wenn ich alles selbst koordiniere, läuft es richtig. Nur wenn ich jeden Schritt begleite, kann ich sicher sein, dass das Ergebnis stimmt. Besonders in Teams ist dieses Denken weit verbreitet – und gleichzeitig eine der größten Blockaden für Entwicklung und…
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Episode 16 – Eine neue Heimat, ohne Sicherheit und voller Gefahren
Die Luft stand still an diesem Nachmittag in Limburg. Nebel zog in feinen Schleiern durch die Straßen, als sich die kleine Gruppe, erschöpft und entkräftet, vor der russischen Kommandantur versammelte. Schimon stand leicht abseits und beobachtete das Bild, das sich ihm bot: Herr Lontke mit entschlossener Miene, seine Frau Anna an seiner Seite, die Tochter Valli mit eingefallenen Wangen, daneben Emilie – seine Großmutter – mit gesenktem Haupt. Ihre Kinder Ruth, Erika und Hans hatten die Arme fest an den Leib gezogen, als wollten sie sich wärmen, und Günter, Schimons Vater, schien in seinen zerschlissenen, zu kurzen Hosen beinahe zu schwanken. Nur ein wenig Leben glomm in seinen Augen –…
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Warum Veränderung Angst macht und trotzdem gut sein kann
Veränderung klingt nach Aufbruch, nach Entwicklung, nach etwas Besserem. Und doch löst sie oft genau das Gegenteil aus: Unsicherheit, inneres Zögern, vielleicht sogar Angst. Das liegt nicht daran, dass etwas falsch läuft, sondern daran, dass das Gehirn auf Gewohnheit programmiert ist. Alles, was bekannt ist, gibt Sicherheit. Alles, was neu ist, bringt Unruhe. Die Schutzmechanismen, die seit Jahrtausenden in uns arbeiten, wollen Gefahren vermeiden. Und Neuem begegnet der Mensch eben oft erst einmal mit Vorsicht. Diese Vorsicht ist nicht immer logisch, aber sie ist zutiefst menschlich. Selbst Menschen, die sich als offen und neugierig erleben, spüren diese innere Reaktion. Es ist kein Fehler, sondern ein Reflex. Und manchmal überrascht dieser…
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Wenn Schweigen zur Mauer wird
Das Sprichwort sagt: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Ein Satz, den viele von uns seit der Kindheit kennen. Doch je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest: Diese Aussage ist zu einfach. Zu einseitig. Und manchmal sogar gefährlich. Denn Schweigen kann vieles sein – heilsam, klärend, wohltuend. Aber eben auch verletzend, trennend, und sogar manipulativ. Ich habe das in meiner Ehe sehr deutlich erlebt. Gerade in den ersten Jahren, wenn wir gestritten haben – und ja, das passiert in jeder Beziehung – war es nie meine Art, laut zu werden oder emotional zu explodieren. Ich habe mich lieber zurückgezogen. Habe geschwiegen. Mich verweigert. Nicht, weil ich es böse…
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Sabich – Das erste Brot nach Pessach, auf das ich mich freue
Ganz ehrlich – manchmal brauche ich einfach was fürs Herz. Kein Fastfood, sondern echtes Soulfood. Und wenn ich mich entspannen will, dann zieht’s mich nicht auf die Couch mit Chips, sondern auf YouTube. Da schaue ich mir total gern Street-Food-Filme an. Du kennst das vielleicht: Menschen an wackeligen Tischen, dampfende Töpfe, bunte Zutaten, ein bisschen Chaos und ganz viel Geschmack. Genau mein Ding. Neulich bin ich bei so einem Video hängen geblieben. Da stand ein Typ irgendwo in Tel Aviv an einem kleinen Straßenstand, hat in einer riesigen Pfanne Auberginen gebraten, Eier geschält, mit Tahina herumgekleckert und immer wieder dieses fluffige Pitabrot aufgerissen, um es mit allem vollzupacken. Das Ganze…
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Verletzungen aus der Kindheit – Was wir mit einem Filzstift nicht einfach übermalen können
Neulich bin ich zufällig dem Maler begegnet, der gerade die Wohnung renoviert, in der ich meine ganze Kindheit verbracht habe. Das Haus meiner Eltern ist schon seit einiger Zeit verkauft, die Wohnung ist längst vermietet. Aber als ich hörte, dass dort gerade renoviert wird, war ich neugierig. Und so kam es zu einem kleinen Gespräch, das für mich zu einer inneren Reise wurde. Ich erzählte ihm, wie mein Bruder und ich früher im Flur herumgetobt haben. Wir nannten es „bubbeln“ – Quatsch machen, uns gegenseitig ärgern, ein bisschen raufen, wie Jungs eben sind. Der Flur war voller Einbauschränke – große, helle Flächen. Und eines Tages ist es passiert: Ich kam…
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Morag-Korridor: Wenn andere schweigen, ist es Zeit, Stellung zu beziehen
Der Krieg im Gazastreifen ist nicht vorbei – auch wenn viele in der westlichen Öffentlichkeit den Eindruck gewinnen könnten. Nachdem sich die Lage für einige Wochen scheinbar beruhigt hatte, hat Israel seine militärischen Operationen wieder intensiviert. Hintergrund ist die anhaltende Bedrohung durch die Hamas, die weiterhin israelische Geiseln festhält und ihre Infrastruktur trotz früherer Rückschläge offenbar wiederaufgebaut hat. Die israelische Regierung hat deshalb entschieden, neue militärische Schwerpunkte zu setzen – darunter die Einrichtung eines sogenannten Sicherheitskorridors im Süden des Gazastreifens. Wie die israelische Nachrichtenplattform Ynetnews berichtet, wurde mit dem sogenannten Morag-Korridor eine strategisch bedeutende Zone geschaffen, die Rafah – die südlichste Stadt Gazas – vom übrigen Gazastreifen abtrennen soll. Ziel…
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Wenn Fürsorge zur Falle wird – und Schuldgefühle uns vom Leben abhalten
Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Beitrag beginne. Denn Susis letzte Mail hat mich an etwas erinnert, das ich selbst nur zu gut kenne – diesen tief verankerten Satz in uns: „Wenn ich an mich denke, lasse ich andere im Stich.“Wie oft habe ich Menschen begleitet, die genau daran innerlich zerbrochen sind. Eltern, Pflegende, Menschen mit viel Verantwortung. Sie alle glaubten, sie dürften sich selbst nicht wichtig nehmen, weil sonst etwas – oder jemand – zu kurz kommt.Aber das ist ein Trugschluss. Eine Lebenslüge, die sich oft unbemerkt in unser Denken schleicht, genährt von Erziehung, gesellschaftlichen Erwartungen, alten Mustern. Dabei ist es genau andersherum: Nur wer für sich sorgt,…
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Wie Dein Stolz Dich heimlich von Menschen trennt – und was Du dagegen tun kannst
Es gibt dieses leise Gefühl, das wir alle kennen. Es kommt nicht mit Getöse, sondern mit einem stillen Ziehen im Bauch. Manchmal mischt sich Traurigkeit hinein, manchmal Ärger. Und sehr oft: Schweigen. Es ist das Gefühl, verletzt worden zu sein – und nichts zu sagen. Nicht, weil es egal wäre. Sondern weil etwas in uns sagt: Jetzt bin ich dran. Jetzt soll der andere sich melden. Jetzt reicht’s. Was da in uns spricht, ist unser Stolz. Und der ist nicht grundsätzlich schlecht. Im Gegenteil. Stolz ist ein Gefühl, das uns Würde gibt. Eine innere Haltung, die sagt: Ich bin mir selbst etwas wert. Stolz kann uns Kraft geben, Rückgrat, Haltung.…