-
Zwischen Idealbild und Alltag – Warum perfekte Erziehung nicht existiert
Wenn ich auf die Anfänge unseres Familienlebens zurückblicke, dann erinnere ich mich noch sehr gut: Bevor unser erstes Kind geboren wurde, wollten wir alles richtig machen. Und mit „alles“ meine ich wirklich: alles. Wir haben Zeitschriften abonniert, Kurse besucht, uns mit anderen Eltern ausgetauscht, Hebammen befragt, uns überlegt, welches Babyfell im Bettchen das Beste sei – wir wollten es richtig machen. Nicht nur im Versorgen, sondern auch in der Erziehung. Und weißt Du was? Dieses Idealbild hat uns lange begleitet. Immer mit dem Wunsch, gute Eltern zu sein. Vorbilder. Ein sicherer Hafen. Und dann kamen die ersten Situationen, in denen wir merkten: Wir schaffen es nicht. Nicht immer. Nicht perfekt.…
-
Die Vaterrolle im Wandel – Warum Väter mehr sein wollen als nur Versorger
Früher war die Sache klar: Der Vater war der Versorger. Punkt. Er brachte das Geld nach Hause, kümmerte sich ums Grobe, war derjenige, der die Familie beschützte – aber in vielen Familien nicht unbedingt derjenige, der bei den Hausaufgaben half, Windeln wechselte oder über Gefühle sprach. Ich komme selbst aus so einem Elternhaus. Es war konservativ, es gab klare Rollen – und ich habe dieses Bild lange in mir getragen. Als wir unsere eigene Familie gründeten, war mir eines aber ganz früh bewusst: Ich will präsent sein. Ich will Dany unterstützen, wo ich nur kann. Ich will ein Vater sein, den die Kinder nicht nur abends nach der Arbeit kurz…
-
Wenn Eltern sich verlieren – Wie kleine Kinder Paare herausfordern
Es beginnt mit einem Lächeln, einem Babybauch, einem ersten Ultraschallbild. Die Vorfreude ist riesig. Man will alles richtig machen, ein gutes Team sein, füreinander da sein. Und dann, ganz plötzlich, ist alles anders. Das Leben mit kleinen Kindern fordert alles – und manchmal frisst es genau das auf, was einmal die Basis von allem war: die Liebe zwischen zwei Menschen. Auch bei uns war das so. Klar haben wir uns beide an unseren Kindern gefreut. Sie waren ein Geschenk – und wir hatten ein gemeinsames Ziel: unsere kleine Familie, unsere Verantwortung. Das hat uns auch zusammengeschweißt. Aber gleichzeitig hat unsere Beziehung gelitten. Zeit zu zweit? Romantische Abende? Die sind oft…
-
Episode 14: Der Moment der Entscheidung
Der Schnee war brüchig geworden, feucht und schwer. Er zog sich in schmutzigen Flecken zurück, als wollte er die Spuren der letzten Wochen freilegen. Die Luft roch nach modrigem Holz und tauendem Boden. Schimon stand bewegungslos am Rande einer kleinen Lichtung. Vor ihm: ein Hügel, unauffällig, bedeckt mit Fichtenzweigen, Tannennadeln und morschem Geäst. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass sich darunter Leben verbarg. Doch Schimon wusste es besser. Unter dieser Tarnung kauerten acht Menschen, zusammengepfercht in einem Erdloch, das sie in mühsamer Arbeit mit bloßen Händen und alten Werkzeugen gegraben hatten. Baumstämme bildeten das Dach, darauf Erde, darauf Zweige. Darunter Dunkelheit, Enge und Angst. Ein leises Murmeln drang aus…
-
Wenn Liebe allein nicht reicht – Warum so viele junge Familien überfordert sind
Manchmal reicht Liebe einfach nicht. So ehrlich muss man sein. Du kannst Deine Kinder von Herzen lieben, Deine Partnerschaft ernst nehmen, Dich anstrengen, planen, organisieren – und trotzdem an Deine Grenzen kommen. Ich weiß das, weil ich es selbst erlebt habe. Wir haben unsere Kinder sehr früh bekommen. Drei kleine Kinder in jungen Jahren – das war unsere bewusste Entscheidung. Wir wollten noch jung genug sein, wenn sie aus dem Haus sind. Und wir haben sie geliebt. Jeden einzelnen Tag. Aber das hat uns nicht davor bewahrt, überfordert zu sein. Nicht selten sogar. Was uns gefehlt hat – und was heute fehlt Damals gab es keine Großeltern, die regelmäßig mit…
-
Wenn der Sturm tobt – wie wir innere Ruhe finden
Es gibt Tage – und manchmal sind es gleich ganze Wochen – da scheint alles gleichzeitig über uns hereinzubrechen. Die Verantwortung für andere, die ständige Erreichbarkeit, die eigenen Gedanken, die unaufhörlich kreisen und einfach keine Ruhe geben wollen. Genau so geht es mir gerade. Meine Frau ist krank, meine Eltern brauchen immer häufiger meine Unterstützung, und beruflich reiht sich eine Aufgabe an die nächste. Und trotzdem sollte man irgendwie funktionieren, oder? Was mich in solchen Phasen rettet, ist der Rückzug. Nicht als Flucht, sondern als bewusste Entscheidung, einen inneren Raum zu betreten, in dem ich durchatmen kann. Für mich ist dieser Ort unter anderem das Schreiben. Wenn ich mir bewusst…
-
Wenn Kontrolle zur Falle wird – Warum Vertrauen nicht erzwungen werden kann
Manchmal beginnt Kontrolle ganz harmlos. Ein kurzer Blick aufs Handy des Partners. Eine Frage wie: „Mit wem schreibst du da?“ Ein Wunsch, öfter zu wissen, wo der andere gerade ist. Und dann – fast unmerklich – wird aus Aufmerksamkeit eine Erwartung. Aus Nähe eine Forderung. Und aus Liebe ein Kontrollverhalten, das die Freiheit des anderen Stück für Stück erstickt. Ich erinnere mich gut an eine junge Frau, die einmal bei mir im Coaching saß. Sie wirkte angespannt, unruhig, immer wieder wanderte ihr Blick zum Handy. Ich fragte sie vorsichtig, was los sei. Ihre Antwort war leise, fast beschämt: Ihr Freund wolle, dass sie ständig erreichbar ist. Auch jetzt, während unseres…
-
Beziehungen sind keine Selbstläufer – bist du bereit, zu investieren?
Jeder Mensch kennt sie: diese Tage, an denen wir stark sind, eigenständig, produktiv. Und dann gibt es diese anderen Tage – an denen wir merken, dass wir nicht alles allein schaffen. Dass wir jemanden brauchen, der uns auffängt, zuhört, einfach da ist. Beziehungen sind der unsichtbare Halt, der uns durch das Leben trägt. Aber dieser Halt ist nicht selbstverständlich. Tragfähige Beziehungen entstehen nicht zufällig – sie entstehen da, wo Menschen bereit sind, zu investieren. Viele Menschen sehnen sich nach stabilen, liebevollen Beziehungen. Gleichzeitig leben wir in einer Gesellschaft, in der Individualismus und Selbstverwirklichung hoch im Kurs stehen. Das ist nicht per se schlecht – aber es macht echte Nähe manchmal…
-
Sag mir die Wahrheit – aber bitte mit Herz
Es ist ein seltsames Spannungsfeld: Wir sehnen uns nach Ehrlichkeit in unseren Beziehungen – und gleichzeitig fürchten wir sie. Warum ist das so? Vielleicht, weil wir ahnen, dass ehrliche Worte etwas in uns bewegen. Sie durchdringen die Schutzschicht, hinter der wir uns verstecken. Sie zeigen uns, wie andere uns wirklich sehen – und wie wir auf andere wirken. Und genau deshalb brauchen wir sie. Ich erinnere mich gut an eine Szene nach einem Vortrag. Ich war richtig zufrieden mit meinem Auftritt, dachte: Das war rund, das kam gut an. Und dann kam jemand auf mich zu, bat mich um ein kurzes Gespräch – und sagte mir ganz offen: „Peter, du…
-
Worte, die heilen – Warum Lob so viel mehr ist als nette Worte
Es gibt diese Momente im Leben, da wünscht man sich einfach nur ein einziges Wort. Ein ehrliches „Das hast du gut gemacht“. Ein kleines „Ich sehe, was du leistest“. Und manchmal bleibt genau das aus. Nicht, weil es keiner meint. Sondern weil viele verlernt haben, es zu sagen. Ich erinnere mich gut an Phasen in meinem Leben, in denen ich mit voller Überzeugung neue Wege gegangen bin. Ich hatte Träume, Ideen, Projekte – aber sie passten nicht zu dem, was sich meine Familie oder mein Umfeld vorgestellt hatte. Statt Lob kam Schweigen. Oder Skepsis. Und ich stand da mit der Frage: Lohnt sich das überhaupt, wenn es niemand würdigt? Die…