
Tierleid, Täuschung und die Frage nach Verantwortung – warum ich EDEKA meide
Vor ein paar Tagen war ich mit meinem Enkel unterwegs. Wir sind an einem EDEKA-Markt vorbeigefahren. Für ihn war das einfach ein Supermarkt wie jeder andere. Aber für mich war es ein Anlass, ein Thema aufzugreifen, das mir schon lange unter den Nägeln brennt. Ich habe ihm erzählt, warum ich nicht mehr bei EDEKA einkaufe. Und ich habe diese Gelegenheit genutzt, ihm nicht nur etwas über Supermärkte zu erzählen, sondern auch über Geschichte, Verantwortung und darüber, wie wir durch unser Handeln die Welt beeinflussen können.
Ich habe ihm berichtet, wie EDEKA zur Zeit des Nationalsozialismus von der sogenannten „Arisierung“ jüdischer Geschäfte profitiert hat. Wie das Unternehmen sich dem Nazi-Regime angepasst hat, wie Kaufleute der Genossenschaft jüdische Läden übernahmen, nachdem die ursprünglichen Besitzer vertrieben oder enteignet worden waren. Ich habe ihm erklärt, dass Geschichte nicht einfach nur etwas ist, das vorbei ist. Sie lebt weiter in den Strukturen, in den Firmen, in den Entscheidungen, die heute getroffen werden – oder eben nicht getroffen werden. Und dass es für mich ein Prinzip ist, mich von Unternehmen fernzuhalten, die ihre Vergangenheit nicht ehrlich aufarbeiten.
Mein Enkel hat sehr aufmerksam zugehört. Und Fragen gestellt. Genau das ist es, was ich mir wünsche: dass unsere Kinder und Enkel lernen, hinzuschauen, zu hinterfragen und irgendwann selbst Entscheidungen zu treffen, die nicht nur bequem, sondern auch bewusst sind. Ich glaube, dass wir durch solche kleinen Momente einen Samen legen, der irgendwann Früchte tragen wird.
Die jüngste Aktion von Greenpeace gegen EDEKA zeigt, dass es auch heute noch viele Gründe gibt, genauer hinzuschauen. In Köln haben Aktivistinnen und Aktivisten einen EDEKA-Markt in einen symbolischen Schweinestall verwandelt. Aufnahmen aus Ställen, die EDEKA beliefern, zeigen verletzte, kranke oder tote Tiere. Ein Gutachten im Auftrag von Greenpeace bewertet die dortigen Haltungsformen als verfassungs- und tierschutzwidrig. Und EDEKA? Wirbt auf seiner Website weiter mit „mehr Tierwohl“ und regionaler Qualität. Da wird mir ehrlich gesagt übel.
Es geht nicht nur um Schweine. Es geht um Glaubwürdigkeit. Um Verantwortung. Um die Frage, ob ein Unternehmen, das sich öffentlich zu Tierwohl und Nachhaltigkeit bekennt, diese Werte auch wirklich lebt – oder ob sie bloß Teil einer Marketingstrategie sind. Wenn 80 Prozent des Fleischsortiments aus tierschutzwidriger Haltung stammen, dann stimmt etwas Grundlegendes nicht.
Und ja, es ist leicht, sich darüber aufzuregen. Aber ich finde, wir müssen auch den zweiten Schritt gehen. Konsequenzen ziehen. Ich habe meinem Enkel gesagt, dass es unsere Pflicht ist, Missstände beim Namen zu nennen. Aber auch, daraus zu lernen und unser Verhalten anzupassen. Wir als Verbraucher haben Macht. Und die größten Konzerne spüren diese Macht, sobald sie wirtschaftlich relevant wird. Wenn ich dort nicht mehr einkaufe, ist das ein kleiner Schritt. Wenn das viele tun, wird es zum Signal.
Ich will keine perfekten Menschen. Aber ich wünsche mir mehr Menschen, die nachdenken. Die Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht immer bequem sind, aber richtig. Für die Tiere. Für die Umwelt. Für unsere Kinder.
EDEKA liebt Lebensmittel? Ich liebe Verantwortung.
Und deswegen meide ich EDEKA.
Hinweis: Die Aktion von Greenpeace gegen EDEKA und die vollständige Pressemeldung findest Du hier.

