
Rettung für die Innenstädte? Wie leerstehende Läden zu urbanen Farmen werden können
Neulich war ich wieder mal mit meiner Frau in Eberbach am Neckar. Wir lieben dieses kleine Städtchen, das so viel Charme versprüht – aber diesmal hat mich etwas richtig traurig gemacht. Immer mehr Läden stehen leer. Nicht nur die kleinen inhabergeführten Geschäfte, auch größere Läden. Und da, mitten im Herzen der Stadt, direkt an einem schönen Platz: ein geschlossener Supermarkt. Alles leer. Verlassen. Und wieder ein Stück Leben weniger in der Innenstadt.
Ich bin kein Stadtplaner, aber ich denke seit vielen Jahren über Lösungen für unsere Zukunft nach. Besonders im Bereich Landwirtschaft. Vielleicht wisst ihr ja: Ich beschäftige mich intensiv mit Aquaponik – einer Methode, bei der man Fische und Gemüse gemeinsam kultiviert. Klingt schräg? Ist aber genial.
Mit unserem Verein Zukunft Landwirtschaft e.V. entwickeln wir Ideen, wie man Landwirtschaft neu denken kann. Und da kam mir beim Anblick des verlassenen Supermarkts in Eberbach ein Gedanke: Warum nicht genau solche Leerstände nutzen, um Lebensmittel direkt vor Ort zu produzieren?
Ja, wirklich – mitten in der Stadt.
Aquaponik lässt sich nicht nur in Gewächshäusern betreiben, sondern auch indoor, in Hallen, oder eben in alten Supermärkten. Die haben oft schon alles, was man braucht: verschiedene Räume, Wasseranschlüsse, Kühlräume. Man müsste natürlich prüfen, ob Lüftung und Stromversorgung passen – vielleicht braucht’s eine Solaranlage aufs Dach. Aber das Grundgerüst ist da.
Und das Beste: Das Gemüse und der Fisch würden direkt vor Ort produziert – und auch dort verkauft. Ohne weite Transportwege, ohne Zwischenlagerung. Einfach regional, frisch, nachhaltig. Keine LKWs mehr, die Tomaten aus Spanien karren. Keine Zwischenhändler, keine unnötigen Verpackungen. Stattdessen: Fisch und Salat direkt vom Supermarkt nebenan.
Und stellt euch vor, was das mit einer Innenstadt machen könnte. Statt trostlosem Leerstand gäbe es wieder Leben. Menschen kommen, um einzukaufen, um zu lernen – Schulklassen könnten Führungen bekommen, interessierte Bürger einen Blick hinter die Kulissen werfen. Eine grüne Oase zwischen Beton und Asphalt.
Klar, es gibt schon Projekte – wie bei Rewe, wo man Basilikum auf dem Dach produziert. Aber das ist etwas ganz anderes. Dort wurde ein teurer Neubau aufs Dach gesetzt und der Basilikum wird dann doch wieder durch halb Deutschland gefahren. Das ist kein echtes Umdenken, das ist Imagepflege.
Was ich vorschlage, geht tiefer. Wir denken modular, wir denken mit dem, was da ist – und wir holen die Produktion zurück ins Herz unserer Städte. Das ist ökologisch sinnvoll, wirtschaftlich interessant und gesellschaftlich ein echter Gewinn.
Ich werde als Vorsitzender von Zukunft Landwirtschaft e.V. dieses Konzept weiter ausarbeiten. Und vielleicht gibt’s ja bald die ersten Gespräche mit Städten wie Eberbach. Denn eines ist klar: Wenn wir die Innenstädte retten wollen, brauchen wir neue Ideen. Ideen, die nicht nur konsumieren, sondern produzieren. Ideen, die verbinden. Ideen, die uns allen guttun.
Also: Eberbach – wenn ihr wollt, meldet euch. Wir haben da was für euch.

