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Kleine Inseln im Alltag – Warum wir sie brauchen, um bei uns zu bleiben

Der Morgen ist meine Zeit. Ich bin Frühaufsteher, das wissen viele von euch. Und es gibt da ein kleines, tägliches Ritual, das mir wichtig ist: Ich mache mir einen Kaffee und setze mich auf unsere Terrasse. Nicht jeden Tag, nur dann, wenn es warm oder sonnig ist – aber gerade jetzt, im Frühling, ist es einfach wunderschön.

Von dort aus schaue ich über Felder. Ich sehe, wie sich alles verändert. Wie der Landwirt die Felder bestellt. Wie die Natur sich von Tag zu Tag verändert. Ich sehe den Baum gegenüber, wo gerade Elstern ihr Nest bauen. Sie sind fleißig, laut und manchmal richtig komisch mit ihren merkwürdigen Lauten. Manchmal fliegt auch ein Adler über unser Dorf, das ist ein besonderer Moment. Und ich genieße es. Ich sitze da und beobachte einfach. Ganz ohne Ziel.

Für mich ist diese Terrasse eine Insel. Kein Arbeitsraum. Kein Ort für To-do-Listen oder E-Mails. Sie ist mein Rückzugsort. Mein Platz zum Durchatmen. Und oft merke ich: Genau in diesen Minuten passiert etwas in mir. Ich komme runter. Gedanken sortieren sich. Und manchmal kommen mir genau dort gute Ideen – nicht, weil ich nach ihnen suche, sondern weil ich Raum lasse, dass sie auftauchen dürfen.

Warum diese kleinen Inseln so wichtig sind

Wir leben in einer Zeit, in der alles schneller wird. Aufgaben, Erwartungen, Reize – alles scheint gleichzeitig zu passieren. Unser Alltag ist oft eng getaktet, voller Verantwortung und voller Lärm – äußerlich und innerlich. Und manchmal merken wir gar nicht, wie sehr uns das auslaugt.

Kleine Inseln im Alltag wirken wie ein Atemzug für die Seele.
Sie sind kein Luxus. Sie sind notwendig.
Denn unser Nervensystem braucht Phasen der Ruhe, um sich zu regulieren. Unser Geist braucht Leerlauf, um zu verarbeiten. Und unser Herz braucht Momente, in denen es einfach nur sein darf.

Diese Inseln müssen nicht groß sein. Es reicht ein ruhiger Platz am Fenster. Ein Spaziergang ohne Ziel. Zehn Minuten mit einer Tasse Tee – ganz bewusst. Wichtig ist nicht, was wir tun. Sondern wie bewusst wir es tun. Ohne Bildschirm. Ohne Multitasking. Ohne den Anspruch, dabei etwas zu leisten.

Gerade in solchen Momenten spüren wir uns selbst wieder.
Was gerade in uns lebt. Was uns bewegt. Was wir vielleicht verdrängt haben, weil der Alltag keinen Platz dafür ließ.
Und genau darin liegt ihre Kraft: Diese Inseln helfen uns, wieder in Kontakt zu kommen – mit uns, mit dem Leben, mit dem, was uns wirklich wichtig ist.

Kleine Auszeiten als Entscheidung für das Wesentliche

Ich denke, wir müssen nicht gleich alles ändern, um das Leben leichter zu machen. Aber wir können anfangen, uns solche kleinen Inseln zu schaffen.
Nicht irgendwann. Nicht erst, wenn der Urlaub kommt. Sondern heute. Jetzt. Im Alltag.

Denn das Leben findet nicht in den Pausen statt – sondern in den Momenten, in denen wir bewusst da sind. Und das können wir lernen.

Meine Terrasse ist so ein Ort. Für andere ist es das Joggen im Wald. Oder eine Bank am Fluss. Vielleicht sogar der Gang über den Wochenmarkt.
Wichtig ist nur: Wir müssen uns erlauben, innezuhalten. Ohne Schuldgefühl. Ohne Rechtfertigung.

Denn genau dort – auf diesen kleinen Inseln – passiert oft das, was wir im Lärm nicht finden: Ruhe. Klarheit. Und manchmal sogar ein kleiner Neuanfang.

👉 Den passenden Podcast zur heutigen Folge findest Du auf YouTube und Spotify.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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