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Bewusst Nein sagen – Wie gesunde Grenzen das Leben leichter machen

Früher konnte ich kaum Nein sagen. Ich war jung, hilfsbereit, harmoniebedürftig – und immer bemüht, niemanden zu enttäuschen. Wenn mich jemand um etwas gebeten hat, dann habe ich meistens Ja gesagt. Auch wenn ich eigentlich keine Zeit hatte. Auch wenn es mir zu viel war. Auch wenn ich innerlich genau spürte: Das passt gerade nicht.
Ich habe es trotzdem getan. Aus Angst, jemand könnte verletzt sein. Oder schlecht von mir denken.

Aber je öfter ich gegen mein Bauchgefühl gehandelt habe, desto mehr habe ich gespürt: Das ist auf Dauer nicht gut. Nicht für mich – und nicht für den anderen.
Denn ein Ja, das nicht ehrlich ist, ist kein Geschenk. Es ist ein Kompromiss, der zu Lasten der Beziehung geht.

Mit den Jahren habe ich gelernt, was es bedeutet, ein Nein auszusprechen – und dabei trotzdem liebevoll zu bleiben.
Ich musste das wirklich lernen. Schritt für Schritt. Und es war kein leichter Weg. Aber es war ein notwendiger.

Ein falsches Ja ist nicht besser als ein ehrliches Nein

Heute weiß ich: Wenn ich Ja sage, dann meine ich es auch. Und wenn ich Nein sage, dann tue ich das aus Respekt – mir selbst gegenüber und dem anderen.
Denn ein ehrliches Nein ist nicht hart, nicht kalt, nicht abweisend. Es ist eine klare Grenze, die Orientierung gibt. Und es zeigt: Ich nehme mich selbst ernst. Ich überfordere mich nicht. Und ich verspreche nichts, das ich nicht halten kann.

Manchmal erkläre ich mein Nein. Ich sage, warum ich gerade nicht kann oder nicht möchte. Und oft reicht das auch völlig aus. Aber es gibt auch Situationen, da erkläre ich nichts. Da sage ich einfach: Nein, das geht gerade nicht. Und Punkt.
Früher hätte ich mich dafür geschämt. Heute weiß ich: Wenn ich mein Nein gut spüre und klar formuliere, dann wird es fast immer angenommen.

Ein gutes Nein ist ein Zeichen von Reife. Es zeigt, dass ich weiß, wo meine Grenzen liegen. Und dass ich Verantwortung übernehme – für mein Leben, meine Energie, meine Zeit.

Wer Nein sagt, schafft Raum für das Wesentliche

Ein bewusstes Nein öffnet den Raum für das, was wirklich zählt.
Denn jedes Mal, wenn ich etwas ablehne, das nicht zu mir passt, sage ich gleichzeitig Ja zu etwas anderem. Vielleicht zu einer Pause. Zu einer Begegnung, die mir wichtig ist. Zu einem Moment der Stille. Oder einfach zu mir selbst.

Ich glaube, das ist einer der größten Schlüssel für ein leichteres Leben:
Sich nicht treiben zu lassen von Erwartungen. Nicht funktionieren zu wollen für alle. Sondern bewusst Entscheidungen zu treffen – aus dem Inneren heraus.
Was tut mir gut? Was überfordert mich? Was kann ich leisten – und was nicht?

Das heißt nicht, dass wir egoistisch werden. Es heißt, dass wir ehrlich werden. Und das ist oft der Anfang von echter Verbindung. Denn wer immer nur Ja sagt, weil er Angst vor Ablehnung hat, verliert sich selbst. Und irgendwann auch das Vertrauen der anderen.

Ein klares Nein zur richtigen Zeit ist kein Rückzug. Es ist eine Einladung zur Klarheit. Und manchmal auch der erste Schritt, um wieder Raum zu schaffen für das Wesentliche – in Beziehungen, im Alltag, im eigenen Herzen.

👉 Den passenden Podcast zur heutigen Folge findest Du auf YouTube und Spotify.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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