
Die Kunst, das eigene Glück zu erkennen
Glück. Ein großes Wort, das uns oft denken lässt, wir müssten etwas Außergewöhnliches erleben, um es zu spüren. Dabei ist das Glück meistens schon längst da. Ganz leise, ganz unscheinbar. Die Kunst liegt darin, es im Alltag zu erkennen, statt es in fernen Träumen zu suchen.
Vor ein paar Tagen hatte ich so einen Moment, der mich tief berührt hat. Ich war mit meinem Sharan unterwegs, auf einer Strecke, die ich gut kenne, irgendwo zwischen Bretzfeld-Schwabbach und Langenbeutingen. Rechts von mir ein großes, offenes Feld. Eigentlich nichts, was mein Herz höher schlagen lassen würde. Und doch, genau an diesem Morgen, genau auf diesem Feld, standen zwei Störche. Ein Storchenpaar, einfach so. In einer Gegend, in der man normalerweise keine Störche sieht.
Als ich sie entdeckte, musste ich zweimal hinschauen. Und dann durchströmte mich eine Welle der Freude. Diese zwei Vögel, dieses stille Bild mitten im Alltag – es war, als würde das Leben selbst kurz die Hand heben und sagen: „Schau her, ich bin da.“
Dieser kleine Moment hat mich den ganzen Tag begleitet. Ich dachte an all die Geschichten, die man als Kind hört, von den Störchen, die die Babys bringen. An einen alten Schwarz-Weiß-Film, den ich als Schüler gesehen habe, der von der Reise der Störche erzählte. Und ich merkte: Dieses Erlebnis war kein spektakuläres Ereignis. Aber es war Glück. Mein eigenes kleines Glück.
Warum wir unser Glück oft übersehen
Im Alltag sind wir so oft auf der Suche nach etwas Größerem. Wir denken, dass Glück erst dann kommt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind: wenn wir endlich den neuen Job haben, den Urlaub antreten, wenn alles perfekt läuft. Dabei vergessen wir, dass das Leben genau jetzt passiert. In diesem Moment. Mit all seinen kleinen Schönheiten, die nur darauf warten, von uns bemerkt zu werden.
Psychologisch gesehen brauchen wir diese Momente des Glücks dringender, als uns manchmal bewusst ist. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Bedrohungen und Probleme schneller wahrzunehmen als das Schöne. Das war früher überlebenswichtig – heute führt es dazu, dass wir die kleinen Glücksmomente oft übersehen. Achtsamkeit, das bewusste Wahrnehmen des Augenblicks, kann diese alte Programmierung ein Stück weit aufbrechen. Es trainiert unseren inneren Blick neu, weg von Mangel und Gefahr, hin zu Fülle und Dankbarkeit.
Kleine Glücksmomente sind wie Inseln in einem oft hektischen Meer. Ein freundliches Wort, ein Sonnenstrahl, ein vertrauter Geruch. Wenn wir lernen, diese Inseln bewusst zu betreten, schöpfen wir daraus Kraft, Mut und Freude. Es sind diese kleinen Erlebnisse, die unser Herz wärmen und uns daran erinnern, dass das Leben gut ist – auch mitten in all seinen Herausforderungen.
Vielleicht möchtet Ihr heute einmal ausprobieren, mit offenen Augen und offenem Herzen durch Euren Tag zu gehen. Nicht auf der Suche nach dem nächsten großen Glück. Sondern im Vertrauen, dass es vielleicht schon an der nächsten Ecke auf Euch wartet. In einem Vogel am Himmel. In einem Lächeln. In einem Lied, das zufällig genau zur richtigen Zeit läuft.
Die Kunst, das eigene Glück zu erkennen, beginnt damit, dem Leben wieder zuzuhören.
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