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Die Vaterrolle im Wandel – Warum Väter mehr sein wollen als nur Versorger

Früher war die Sache klar: Der Vater war der Versorger. Punkt. Er brachte das Geld nach Hause, kümmerte sich ums Grobe, war derjenige, der die Familie beschützte – aber in vielen Familien nicht unbedingt derjenige, der bei den Hausaufgaben half, Windeln wechselte oder über Gefühle sprach. Ich komme selbst aus so einem Elternhaus. Es war konservativ, es gab klare Rollen – und ich habe dieses Bild lange in mir getragen.

Als wir unsere eigene Familie gründeten, war mir eines aber ganz früh bewusst: Ich will präsent sein. Ich will Dany unterstützen, wo ich nur kann. Ich will ein Vater sein, den die Kinder nicht nur abends nach der Arbeit kurz zu Gesicht bekommen. Natürlich war ich der Hauptverdiener – das war damals ganz normal. Dany hat zugearbeitet, je nach Alter der Kinder. Aber: Ich habe gekocht. Ich habe Windeln gewechselt. Ich war da. Und ich habe es geliebt.

Kinder brauchen starke Väter – keine Unsichtbaren

Ich erinnere mich an eine Szene, die ich nie vergessen werde: Samuel war bei seiner Oma. Sie bat ihn, beim Spülen zu helfen. Seine Antwort: „Das ist Frauenarbeit.“ Wir mussten erst lachen – aber dann wurde ich nachdenklich. Denn dieses Rollenbild hatte er definitiv nicht bei mir gesehen. Trotzdem war es in seinem kleinen Kopf. Weil solche Bilder überall lauern – in der Gesellschaft, in Gesprächen, in alten Mustern.

Und genau da beginnt das Problem: Heute wissen viele Männer nicht mehr, was ihre Rolle eigentlich ist. Der klassische Versorger ist nicht mehr gefragt – oder nur noch teilweise. Gleichzeitig gibt es kaum neue Bilder. Darf ein Mann stark sein? Emotional sein? Klar führen? Oder ist er dann schon „toxisch“? Die Vaterrolle schwimmt oft in einem Meer aus Unsicherheit – und das macht es so schwer, sie bewusst zu leben.

Unsere Gesellschaft hat es über Jahrzehnte versäumt, ein modernes und zugleich klares Bild von Männlichkeit zu entwickeln. Stattdessen wurde das alte abgebaut – oft mit berechtigter Kritik –, aber es wurde nichts Handfestes an seine Stelle gesetzt. Viele junge Männer stehen heute da und wissen nicht mehr, wofür sie stehen dürfen, was von ihnen erwartet wird oder wie sie Mann sein dürfen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Diese kollektive Orientierungslosigkeit färbt natürlich auch auf die Rolle als Vater ab.

Vater sein ist heute oft ein Drahtseilakt zwischen gesellschaftlichem Erwartungsdruck, eigenen Unsicherheiten und einem tiefen Wunsch, präsent zu sein – aber nicht genau zu wissen, wie.

Mann sein. Vater sein. Da sein.

Ich sage ganz bewusst – auch wenn das nicht jeder hören will: Sei ganz Mann. Kümmere Dich um Deine Frau. Liebe sie, ehre sie, unterstütze sie. Trag sie auf Händen – nicht nur praktisch, sondern auch symbolisch. Zeig ihr Deine Wertschätzung, Deine Zuneigung, Deinen Respekt. Und wenn Du das tust, wirst Du automatisch ein guter Vater sein. Weil Du Verantwortung übernimmst. Weil Du da bist. Weil Du lebst, was Du weitergeben willst.

Verbring Zeit mit Deinen Kindern. Und schau dabei genau hin, was diese Zeit eigentlich ist: ein Geschenk. Auch wenn es manchmal wie Arbeit wirkt – ob beim Aufräumen des Kinderzimmers, Windeln wechseln oder Kochen – es sind Momente voller Nähe und Beziehung. Es ist gemeinsame Zeit, in der man lachen, erzählen, lernen kann. Sie geht viel zu schnell vorbei. Und genau deshalb darfst Du sie nicht nur durchstehen, sondern auch bewusst genießen. Natürlich ist das Familienleben anstrengend, manchmal nervenaufreibend – aber mittendrin liegen kostbare Augenblicke, die Dich und Deine Kinder für immer verbinden können.

Die Vaterrolle ist heute kein festes Bild mehr. Aber vielleicht ist das auch eine Chance. Eine Chance, sie neu zu gestalten. Mit Herz, mit Präsenz, mit Klarheit. Und mit der tiefen Überzeugung: Kinder brauchen uns. Nicht perfekt. Aber echt.

🎧 Im heutigen Podcast erzähle ich Dir noch mehr über meinen Weg als Vater – und warum ich überzeugt bin, dass Vatersein vor allem eine Herzenssache ist. Hör gern rein, hier auf YouTube oder Spotify

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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