Krieg

Morag-Korridor: Wenn andere schweigen, ist es Zeit, Stellung zu beziehen

Der Krieg im Gazastreifen ist nicht vorbei – auch wenn viele in der westlichen Öffentlichkeit den Eindruck gewinnen könnten. Nachdem sich die Lage für einige Wochen scheinbar beruhigt hatte, hat Israel seine militärischen Operationen wieder intensiviert. Hintergrund ist die anhaltende Bedrohung durch die Hamas, die weiterhin israelische Geiseln festhält und ihre Infrastruktur trotz früherer Rückschläge offenbar wiederaufgebaut hat. Die israelische Regierung hat deshalb entschieden, neue militärische Schwerpunkte zu setzen – darunter die Einrichtung eines sogenannten Sicherheitskorridors im Süden des Gazastreifens.

Wie die israelische Nachrichtenplattform Ynetnews berichtet, wurde mit dem sogenannten Morag-Korridor eine strategisch bedeutende Zone geschaffen, die Rafah – die südlichste Stadt Gazas – vom übrigen Gazastreifen abtrennen soll. Ziel ist es, die Hamas-Brigade in Rafah einzukesseln, logistische Bewegungen zu unterbinden und so den Druck auf die Hamas zu erhöhen, damit die noch immer gefangen gehaltenen Geiseln freigelassen werden. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu verglich den neuen Korridor mit dem historischen Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten und erklärte: „Wir schneiden jetzt durch den Streifen und erhöhen Schritt für Schritt den Druck, damit sie uns unsere Geiseln geben“

Die Operationen im Morag-Korridor werden von der 36. Division der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) geleitet. Laut einem offiziellen Statement der IDF haben israelische Truppen dort in den letzten Tagen Waffen gefunden und mehrere Dutzend Hamas-Kämpfer ausgeschaltet. Die 36. Division operiert derzeit auch innerhalb Rafahs mit dem Ziel, terroristische Infrastrukturen zu lokalisieren und zu zerstören. Diese Maßnahmen seien laut IDF Teil umfassenderer Operationen, die sowohl im Gazastreifen als auch in anderen Regionen stattfinden.

Verteidigungsminister Israel Katz kündigte an, dass ganz Rafah evakuiert und in eine Sicherheitszone umgewandelt werden solle. Dies sei notwendig, um die militärische Kontrolle zwischen dem Morag- und dem Philadelphi-Korridor zu sichern. Dabei wurde auch auf operative und geheimdienstliche Informationen verwiesen, wonach die Hamas trotz vorheriger Rückschläge in der Lage gewesen sei, Tunnelnetzwerke zu erneuern, Kämpfer zu rekrutieren und ihre Präsenz in der Region zu stärken.

Katz betonte weiter, dass die israelischen Streitkräfte drei Hauptziele verfolgen: die Evakuierung der Zivilbevölkerung, die Zerschlagung der terroristischen Infrastruktur und die Segmentierung des Gazastreifens in kontrollierbare Zonen. Die Umwandlung Rafahs in eine Sicherheitszone wird damit nicht nur als taktische Maßnahme, sondern als strategischer Bestandteil eines langfristigen Sicherheitskonzepts betrachtet. Sollte sich die Hamas weiterhin weigern, die Geiseln freizugeben, werde man die Operationen im gesamten Gazastreifen intensivieren, so Katz.

In einem weiteren, politisch hochsensiblen Punkt erklärte Katz, dass parallel zur militärischen Strategie ein freiwilliger Migrationsplan für die Bevölkerung des Gazastreifens geprüft werde. Dieser Plan orientiere sich an der „Vision for Peace“ des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump und wird von internationalen Beobachtern als höchst kontrovers eingestuft. Kritiker warnen vor einer möglichen Vertreibung unter humanitärem Deckmantel, während Befürworter auf die Möglichkeit einer Entlastung der Bevölkerung und die langfristige Entmilitarisierung der Region verweisen.

Die internationale Reaktion auf diese Entwicklungen bleibt bislang auffallend verhalten – solange keine zivilen Opfer gemeldet werden. Doch genau darin liegt ein tiefes Ungleichgewicht: Während Israel bei jedem militärischen Schritt unter globaler Beobachtung steht, erfährt das Schicksal der Geiseln und die fortgesetzte Strategie der Hamas kaum mediale Aufmerksamkeit. Die Hamas nutzt zivile Einrichtungen weiterhin als Schutzschilde, versteckt Waffen unter Krankenhäusern und Schulen und spielt bewusst mit der öffentlichen Wahrnehmung.

Die israelische Strategie ist riskant. Die Evakuierung einer dicht besiedelten Stadt wie Rafah ist ein logistischer und humanitärer Kraftakt. Fehler, Opfer und politische Spannungen sind kaum zu vermeiden. Doch die Alternative – ein Verharren im Status quo, während Geiseln unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten werden und Raketen weiter auf Israel abgefeuert werden – ist aus Sicht der israelischen Regierung keine Option.

Der Morag-Korridor könnte zur neuen geopolitischen Realität werden. Er steht symbolisch für den Versuch, Gaza territorial neu zu ordnen und dabei nicht nur auf kurzfristige militärische Siege zu setzen, sondern auf langfristige Kontrolle. Wie erfolgreich diese Strategie sein wird, hängt nicht nur von der militärischen Umsetzung ab, sondern auch davon, ob die internationale Gemeinschaft bereit ist, die komplexe Wahrheit dieses Konflikts anzuerkennen: Dass Israel nicht aus Aggression, sondern aus Notwehr handelt. Dass es eine Hamas gibt, die den Tod liebt und den Krieg sucht. Und dass jede Regierung der Welt ihre Bürger schützen würde – selbst unter widrigsten Umständen.

Während viele schweigen, ist es umso wichtiger, dass klare Worte gefunden werden. Die Realität in Israel verdient mehr als Schlagzeilen – sie verdient Verständnis, Kontext und Wahrheit.

Bild: IDF-Soldaten der 36. Division im Morag-Korridor bei Nacht im Einsatz. Quelle: IDF

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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