Kulinarik

Sabich – Das erste Brot nach Pessach, auf das ich mich freue

Ganz ehrlich – manchmal brauche ich einfach was fürs Herz. Kein Fastfood, sondern echtes Soulfood. Und wenn ich mich entspannen will, dann zieht’s mich nicht auf die Couch mit Chips, sondern auf YouTube. Da schaue ich mir total gern Street-Food-Filme an. Du kennst das vielleicht: Menschen an wackeligen Tischen, dampfende Töpfe, bunte Zutaten, ein bisschen Chaos und ganz viel Geschmack. Genau mein Ding.

Neulich bin ich bei so einem Video hängen geblieben. Da stand ein Typ irgendwo in Tel Aviv an einem kleinen Straßenstand, hat in einer riesigen Pfanne Auberginen gebraten, Eier geschält, mit Tahina herumgekleckert und immer wieder dieses fluffige Pitabrot aufgerissen, um es mit allem vollzupacken. Das Ganze sah so wild und gleichzeitig so herzlich aus – und dann fiel zum ersten Mal dieser Name: Sabich.

Ich hatte davon noch nie gehört, aber irgendetwas daran hat mich sofort gepackt. Es war nicht nur das Essen, es war dieses Gefühl von Alltag, Geschichte und Geschmack, das da auf dem Teller lag. Und noch während ich zuschaute, war mir klar: Das will ich machen. Nicht jetzt sofort – denn wir stehen gerade mitten in den Pessach-Vorbereitungen – aber direkt danach, wenn wir wieder Brot essen dürfen. Ich hab sogar schon meiner Frau erzählt: „Nach Pessach gibt’s Sabich. Damit fangen wir wieder an.“

Und jetzt freu ich mich drauf. So richtig.

Sabich kommt ursprünglich aus dem Irak. Genauer gesagt aus der jüdischen Gemeinschaft dort. Es war ein Schabbat-Frühstück – weil am Schabbat ja nicht gekocht werden darf, musste alles vorher zubereitet werden. Und was nimmt man da? Auberginen, die man vorher frittiert oder röstet. Eier, die man hart kocht. Ein bisschen Salat, etwas Tahina, eingelegtes Gemüse vielleicht – und dann diese sagenumwobene Soße namens Amba. Eine fermentierte Mangosoße, scharf, sauer, würzig – ich hab sie noch nie probiert, aber schon beim Zuhören weiß ich: Das wird spannend.

Als viele irakische Juden in den 50er Jahren nach Israel kamen, brachten sie Sabich mit. Und wie das mit Essen so ist – es wurde weitergegeben, verändert, geliebt. In Tel Aviv ist Sabich heute Street-Food pur. Du bekommst es in der Pita serviert, warm, aromatisch, vollgestopft mit allem, was reinpasst. Und gegessen wird mit den Händen. Genau so will ich es auch machen.

Ich stelle mir das so vor: Die Auberginen schneide ich in dicke Scheiben, bestreiche sie mit Olivenöl und lasse sie im Ofen goldbraun rösten. Manche frittieren sie, aber ich will’s ein bisschen leichter angehen. Während die Auberginen vor sich hinbrutzeln, koche ich ein paar Eier hart – sechs oder sieben Minuten, dann sind sie genau richtig. Dann kommt der Salat: Tomaten, Gurken, frische Petersilie, ein Spritzer Zitronensaft, ein bisschen Salz – mehr braucht es nicht. Vielleicht lege ich noch ein paar Gurken ein oder mariniere rote Zwiebeln mit Sumach, so wie ich’s im Video gesehen hab.

Die Tahina rühre ich an, indem ich einen Löffel der Sesampaste mit Zitronensaft, Knoblauch, etwas Salz und Wasser vermische, bis sie cremig ist. Nicht zu flüssig, nicht zu dick – einfach so, dass sie sich gut über die Auberginen ziehen lässt. Und dann bleibt noch die Amba. Ich weiß noch nicht, ob ich irgendwo ein Glas auftreibe – aber wenn nicht, experimentiere ich einfach. Vielleicht mit ein bisschen Mango-Chutney, Essig und Gewürzen.

Und dann kommt der Moment, auf den ich mich am meisten freue: Das Pitabrot liegt warm in der Hand, duftend und weich. Ich schneide es oben ein, so wie ich’s gesehen hab, und dann geht’s los. Erst ein paar Scheiben Aubergine, dann Ei, dann Salat, etwas Tahina, ein Klecks Amba – und nochmal von vorne. Und wenn beim ersten Biss alles ein bisschen überläuft, dann weiß ich: Ich hab’s richtig gemacht.

Sabich ist kein feines Essen. Es ist ehrlich. Es tropft, es duftet, es erzählt Geschichten. Und vielleicht ist genau das das Besondere daran. Denn was da in der Pita steckt, ist nicht nur eine leckere Füllung – es ist Erinnerung, Flucht, Neuanfang, Familie. Es ist jüdische Geschichte, orientalische Küche und israelisches Lebensgefühl in einem.

Ich liebe solche Gerichte. Sie holen mich runter. Sie verbinden mich mit Menschen, die ich nie getroffen habe – und doch irgendwie kenne. Und sie bringen mich näher an das, was ich wirklich will: mit dem Herzen essen, mit allen Sinnen, mit Dankbarkeit.

Also, nach Pessach beginnt für mich eine neue Phase – und Sabich ist der Auftakt. Vielleicht ja auch für Dich?

Wenn Du’s ausprobierst, sag mir Bescheid. Ich bin gespannt, wie’s Dir schmeckt. Und keine Sorge – wenn Du kleckerst, hast Du’s richtig gemacht.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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