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Wenn der Kopf blockiert – Der innere Widerstand gegen Veränderung

Veränderung beginnt oft nicht mit einer Entscheidung – sondern mit einem Widerstand. Es ist dieser Moment, in dem alles klar ist: Was getan werden müsste, warum es sinnvoll wäre, was dabei herauskommen könnte. Und trotzdem passiert – nichts. Stattdessen Aufschub. Ablenkung. Rechtfertigung. Und nicht selten: Selbstkritik.

Diese Erfahrung ist weit verbreitet. Und sie ist vollkommen menschlich. Denn der innere Widerstand ist kein Zeichen von Schwäche. Er ist ein Schutzmechanismus. Einer, der uns vor dem Ungewissen bewahren will, selbst wenn das Bekannte uns nicht guttut.

Im Alltag zeigt sich dieser Widerstand oft in ganz banalen Dingen. Die Steuererklärung zum Beispiel. Das Sortieren von Belegen. Die Vorbereitung für den Steuerberater. Alles keine großen Aufgaben. Und doch können sie zu einem inneren Berg anwachsen, der sich anfühlt wie eine unüberwindbare Wand.

Das Merkwürdige daran: Man weiß es besser. Man kennt die Abläufe, die Zeit, die es braucht, und sogar das gute Gefühl, wenn es erledigt ist. Und doch beginnt das Aufschieben. Andere Aufgaben scheinen plötzlich wichtiger. Die Lust fehlt. Die Energie auch. Es ist, als ob der Kopf blockiert.

Die Psychologie hat dafür klare Begriffe. Einer davon ist kognitive Dissonanz. Damit ist der innere Widerspruch gemeint zwischen dem, was man weiß – und dem, was man fühlt. Der Verstand sagt: „Mach es jetzt.“ Das Gefühl sagt: „Später ist besser.“ Und um diesen Konflikt nicht zu spüren, geht man ihm aus dem Weg.

Ein anderer Begriff ist die Prokrastination. Oft belächelt, aber in Wahrheit ein ernstzunehmendes Phänomen. Denn es ist kein Zeitproblem – sondern ein Emotionsproblem. Dahinter liegen häufig Unsicherheiten, Angst vor Fehlern, der Wunsch, alles perfekt zu machen oder tief verankerte Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich muss erst alles andere erledigen“ oder „Ich darf niemanden enttäuschen.“

Auch das Gehirn spielt mit. Im sogenannten limbischen System, dem emotionalen Zentrum des Gehirns, werden potenzielle Gefahren schneller und intensiver wahrgenommen als rationale Argumente. Veränderung – so klein sie auch sein mag – bedeutet für dieses System immer auch: Risiko. Und Risiko bedeutet: Alarm.

Was hilft? Der erste Schritt ist immer Akzeptanz. Sich nicht als faul oder unfähig zu verurteilen, sondern zu erkennen: Da ist ein Mechanismus, der gerade schützen will. Und dann lohnt sich die Frage: Wovor eigentlich? Was macht diese Veränderung so unangenehm? Was könnte passieren, wenn man es wagt?

Der zweite Schritt ist, sich selbst kleine Brücken zu bauen. Eine gute Struktur. Eine vorbereitete Ablage. Ein klarer Zeitrahmen. Kleine Belohnungen. Und vor allem: eine freundliche innere Haltung. Veränderung braucht keine Härte – sie braucht Mitgefühl.

Denn der innere Widerstand wird nicht verschwinden, nur weil man ihn bekämpft. Er wird leiser, wenn man ihn versteht. Und er verliert seine Macht, wenn man trotzdem in Bewegung bleibt – Schritt für Schritt, auch mit wackeligen Knien.

Morgen geht es im vierten Teil der Serie weiter – mit einem Thema, das wir schon einmal angerissen haben und das jetzt vertieft wird: Die Angst vor dem ersten Wort. Und die Frage, warum Schweigen manchmal Trennung bedeutet – obwohl Reden möglich wäre.

Den passenden Podcast zur heutigen Folge findest Du auf YouTube und Spotify unter Schimons Podcast.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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