Klassischer Gefillter Fisch – ein traditionsreiches Schabbatgericht, serviert mit Karotten, Meerrettich (Chrain) und Stangensellerie. Bild: Archiv

Gefillter Fisch ist eines der ikonischsten Gerichte der aschkenasischen jüdischen Küche. Seine Wurzeln reichen weit in die osteuropäische Tradition zurück, wo Fisch eine kostengünstige und nahrhafte Proteinquelle war. Das Gericht entstand aus der Notwendigkeit heraus, den Fisch so zuzubereiten, dass er auch am Schabbat verzehrt werden konnte, ohne gegen die halachischen Vorschriften zu verstoßen. Denn gemäß der jüdischen Tradition soll am Schabbat keine Arbeit verrichtet werden, wozu auch das Entfernen von Gräten gehört.

Indem der Fisch bereits vor dem Schabbat filetiert, entgrätet und zu einer Farce verarbeitet wurde, ließ sich das Gericht kalt servieren – eine ideale Lösung für den heiligen Ruhetag. Ursprünglich wurde die Fischfarce wieder in die Fischhaut gefüllt, woraus sich der Name „Gefillter Fisch“ (aus dem Jiddischen: „gefüllter Fisch“) ableitet. Mit der Zeit wandelte sich die Zubereitungsweise, sodass die Fischmasse in kleine Klöße geformt und in Brühe gekocht wurde. Besonders in der osteuropäischen jüdischen Gemeinschaft avancierte das Gericht zu einem beliebten Schabbat- und Festtagsgericht.

Unterschiedliche Varianten von Gefillter Fisch

Während die traditionelle osteuropäische Variante meist mit Hecht, Karpfen oder Weißfisch zubereitet wird, gibt es zahlreiche regionale und moderne Variationen:

  • Süßer Gefillter Fisch: Besonders in Litauen und Polen wird Zucker in die Fischmasse gegeben, was für eine leicht süßliche Note sorgt.
  • Pikante Variante: In Weißrussland und der Ukraine bevorzugte man eine herzhafte Version mit mehr Salz, Pfeffer und manchmal sogar etwas Meerrettich in der Farce.
  • Gebackener Gefillter Fisch: In manchen jüdischen Gemeinden, besonders in den USA, wird der Fisch nicht in Brühe gekocht, sondern in einer Form gebacken und anschließend in Scheiben geschnitten.
  • Sephardische Version: Während Gefillter Fisch ein klassisch aschkenasisches Gericht ist, haben sephardische Gemeinden eigene Fischgerichte entwickelt, die oft stärker gewürzt sind und mit Tomatensauce serviert werden.

Rezept: Klassischer Gefillter Fisch

Möchtest Du Gefillter Fisch nach traditioneller Art selbst zubereiten? Hier ist ein klassisches Rezept:

Zutaten:

  • 500 g Fischfilet (z. B. Karpfen, Hecht oder Weißfisch)
  • 1 große Zwiebel, fein gehackt
  • 2 Karotten, in Scheiben geschnitten
  • 1 Ei
  • 2 EL Matzenmehl oder Semmelbrösel
  • 1 TL Salz
  • 1 TL Zucker (optional, für die süße Variante)
  • 1/2 TL weißer Pfeffer
  • 1 EL Pflanzenöl
  • 1,5 Liter Wasser
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 TL Paprika
  • 1 TL Meerrettich (optional)

Zubereitung:

  1. Das Fischfilet grob hacken und mit Zwiebeln in einer Küchenmaschine fein pürieren.
  2. Ei, Matzenmehl, Salz, Pfeffer, Zucker und Öl unterrühren, bis eine glatte Farce entsteht.
  3. Mit feuchten Händen kleine Klöße formen.
  4. In einem großen Topf Wasser mit Karotten, Lorbeerblatt und Paprika zum Kochen bringen.
  5. Die Fischklöße vorsichtig in die simmernde Brühe geben und 45–60 Minuten bei niedriger Hitze garen.
  6. Die Klöße mit der Brühe abkühlen lassen und vor dem Servieren kaltstellen.
  7. Mit Meerrettich (Chrain) und Karottenscheiben servieren.

Ob süß oder herzhaft – Gefillter Fisch bleibt ein unverzichtbares Element der jüdischen Küche, das nicht nur an Schabbat, sondern auch zu Feiertagen wie Pessach und Rosch Haschana seinen Platz auf dem Tisch findet. Vielleicht weckt dieses Rezept in Dir Erinnerungen oder inspiriert Dich, selbst einmal Gefillter Fisch zuzubereiten.

Schabbat Schalom und einen Guten Appetit!

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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