Briefe an Schimon,  Podcast

Wenn Worte Brücken bauen – ein neues Projekt beginnt

Heute möchte ich euch von etwas erzählen, das mir besonders am Herzen liegt. Ein neues Projekt auf meinem Blog, das vielleicht mehr ist als nur eine Serie von Texten. Es geht um Begegnung, um das, was unausgesprochen bleibt, und um den Wunsch, Menschen auf eine ganz stille, unaufdringliche Weise zu berühren. Das Projekt heißt Briefe an Schimon. Die erste Serie darin trägt den Titel „Susi schreibt…“. Und vielleicht ist genau das der Anfang von etwas, das sich in viele Richtungen entfalten kann.

Alles fing mit einem Gedanken an, der mich schon lange begleitet. Ich habe in vielen Gesprächen festgestellt, dass es Menschen oft schwerfällt, sich Hilfe zu holen. Selbst dann, wenn sie tief in ihrem Inneren spüren, dass sie Unterstützung gut gebrauchen könnten. Die Schwelle zum Coaching ist für viele einfach zu hoch. Es kostet Mut, sich zu öffnen, Fragen zu stellen, über das zu sprechen, was sie im Innersten bewegt. Und obwohl ich immer wieder versuche, meine Angebote so zugänglich und niedrigschwellig wie möglich zu gestalten, bleibt diese innere Barriere bestehen.

Irgendwann erinnerte ich mich an ein kleines Taschenbuch aus meiner Jugend. Ein Briefwechsel zwischen einem Jungen und einem Erwachsenen. Das Buch hieß Auf dem Weg – Briefe an Thomas von Joachim Illies. In diesen Briefen ging es um Sexualität, um Fragen, die ein Teenager stellt, und um die ehrlichen, manchmal auch tastenden Antworten eines Erwachsenen. Dieses Buch hat mich damals sehr bewegt. Und plötzlich dachte ich: Warum nicht genau dieses Format aufgreifen? Warum nicht einen Briefwechsel erschaffen, in dem echte Fragen auftauchen dürfen – auch wenn sie von einer fiktiven Person stammen? Warum nicht zeigen, wie Coaching funktionieren könnte, ohne dass es sich wie Coaching anfühlt?

So entstand „Briefe an Schimon“. Und die erste Klientin, die schreibt, heißt Susi.

Susi ist 43 Jahre alt, alleinerziehend, mit zwei Kindern. Ihr Sohn ist 16, ihre Tochter 9. Ihr Alltag ist voll, herausfordernd, manchmal überwältigend. Sie lebt das Leben vieler Frauen in unserer Gesellschaft – stark, aber oft am Limit. Außen wird erwartet, dass sie alles schafft: Mutter sein, Geliebte, Kollegin, Freundin, Verwalterin des Alltags, Seelentrösterin und nebenbei vielleicht auch noch Karrierefrau. Innen aber sieht es oft ganz anders aus. Und genau dort beginnt sie zu schreiben.

Susi ist nicht echt – und doch steckt in ihr sehr viel Echtes. Ich habe in ihrer Figur viele Erfahrungen und Begegnungen zusammenfließen lassen. Sie ist eine Projektionsfläche für all die, die in ähnlichen Situationen stecken. Und trotzdem ist sie mehr als ein Stilmittel. Ich habe lange an ihrem Profil gearbeitet, weil ich mich mit ihr identifizieren möchte. Weil ich ihr ehrlich begegnen will – so, wie ich es auch im echten Coaching tue.

Jede Folge von „Susi schreibt…“ ist wie ein kleines Kapitel in einem fortlaufenden Briefwechsel. Zuerst gibt es einen persönlichen Einstieg von mir – eine kurze Reflexion, ein Gedanke, ein Impuls. Danach kommt Susis Nachricht. Und schließlich meine Antwort. Ganz ohne Fachjargon. Ganz ohne Druck. Einfach so, wie man jemandem antwortet, der sich einem anvertraut.

Dabei ist mir wichtig: Auch ich bin nur ein Mensch. Ich will keine perfekten Antworten geben. Keine vorgefertigten Lösungen servieren. Ich will zuhören, mitdenken, reagieren – manchmal auch zweifeln, korrigieren, suchen. Genau wie im echten Leben.

Ich führe eine sogenannte Coaching-Akte zu Susi – wie ich das auch im realen Coaching tue. Dort halte ich fest, was sich über sie im Laufe des Briefwechsels zeigt: ihre Geschichte, ihre Gedanken, ihre Entwicklung. Vielleicht wird diese Akte irgendwann öffentlich. Vielleicht entsteht daraus ein Gesamtbild, das anderen hilft, sich selbst ein Stück besser zu verstehen.

Was ich mir wünsche? Dass dieses Projekt wächst. Dass Leserinnen und Leser mitdenken, kommentieren, sich einbringen. Vielleicht entstehen Diskussionen, vielleicht neue Blickwinkel. Und wer weiß – vielleicht folgen irgendwann neue Serien mit anderen fiktiven Personen: ein pflegender Angehöriger, ein trauernder Ehemann, ein junger Mensch auf der Suche nach Sinn. Alles ist möglich. Aber nichts muss.

„Briefe an Schimon“ ist ein reines Blog-Projekt. Die Beiträge erscheinen ausschließlich auf Schimons Welt – als schriftlicher Briefwechsel. Der Podcast, in dem ich dieses Projekt vorgestellt habe, war nur ein einmaliger Auftakt. Die Geschichte selbst lebt im geschriebenen Wort – ganz bewusst.

Wenn dich das neugierig macht, dann schau einfach rein. Die erste Folge „Susi schreibt…“ ist gestern erschienen. Ich freue mich, wenn du mitliest.

Hier geht es zum heutigen Podcast auf YouTube und Spotify

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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