Israel ist eine Startup Nation. Jetzt wandern viele Fachkräfte ab. Dies könnte dem Wirtschaftsstandort Israel in den kommenden Jahren große Probleme bereiten. Bild: Archiv

Israel befindet sich an einem kritischen Punkt seiner Geschichte. Die Analyse von Professor Dan Ben-David, veröffentlicht in der The Jerusalem Post, zeichnet ein alarmierendes Bild vom Exodus qualifizierter Arbeitskräfte und verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf. Ben-Davids Warnung vor dem Verlust der klügsten Köpfe – jener Fachkräfte, die Israels wirtschaftlichen Erfolg ermöglicht haben und auch zukünftig sichern sollen – ist mehr als nur Theorie. Sie ist eine reale Bedrohung, die zunehmend greifbarer wird.

Die aktuelle Situation in Israel ist weit mehr als ein rein wirtschaftliches oder soziales Problem. Sie ist ein Weckruf für all jene, denen das Land am Herzen liegt. Das Israel von heute ist das Ergebnis der unermüdlichen Arbeit und des visionären Denkens der Gründergeneration. Sie schufen aus dem Nichts ein blühendes Land – gründeten Universitäten und Forschungseinrichtungen, entwickelten den Hightech-Sektor und etablierten Israel als feste Größe auf der Weltbühne. Innerhalb von nur 25 Jahren holte Israel die Vereinigten Staaten in Bezug auf den Anteil von Universitätsprofessoren an der Bevölkerung ein – eine beachtliche Leistung. Doch nun stehen all diese Errungenschaften auf dem Spiel.

Es stellt sich die Frage, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Wo wurden die Prioritäten falsch gesetzt? Wann hat man sich von den Grundwerten entfernt, die Israel einst stark gemacht haben? Ben-David spricht von einem bereits stattfindenden Exodus – Ärzte, Akademiker und Hightech-Experten verlassen das Land, weil sie keine Perspektive mehr sehen. Zwar sind die Zahlen aktuell noch moderat, doch der Trend ist besorgniserregend: Immer mehr Menschen, die das Fundament für die wirtschaftliche und technologische Zukunft Israels bilden, wandern ab. Diese Menschen sind das Rückgrat der israelischen Gesellschaft, und ihr Verlust gefährdet Israels Position in der Welt.

Die Gründe für die Abwanderung sind vielfältig: eine zunehmende politische Polarisierung, die die Gesellschaft spaltet, eine Regierung, die wichtige Fachkräfte als Staatsfeinde diffamiert und sich mehr um den eigenen Machterhalt als um das Wohl der Nation kümmert. Viele Menschen fühlen sich in Israel nicht mehr zuhause, weil ihre Leistungen und ihr Beitrag zum Gemeinwohl nicht wertgeschätzt werden. Diese Entwicklung ist nicht nur tragisch, sondern auch eine Gefahr für die Zukunft des Landes.

Nach dem Krieg ist es unerlässlich, dass Israel sich politisch und wirtschaftlich neu ausrichtet. Es muss die Frage gestellt werden, wie das Land wieder zu einem Ort werden kann, an dem Menschen bleiben wollen – nicht aus Mangel an Alternativen, sondern aus Überzeugung, dass ihre Zukunft hier liegt. Die Gesellschaft muss wieder zusammenfinden. Die Wunden, die der Krieg und die politische Spaltung gerissen haben, müssen heilen. Das erfordert Zeit und Anstrengung, ist aber unabdingbar für den Fortbestand Israels als geeinte Gesellschaft.

Israel braucht eine Regierung, die die Spaltung überwindet, die Brücken baut statt Mauern zu errichten, die den Dialog sucht statt die Konfrontation. Investitionen in Bildung, Forschung und Gesundheit sind dringend notwendig – in all jene Bereiche, die in den letzten Jahren vernachlässigt wurden. Israels größter Schatz sind nicht seine natürlichen Ressourcen, sondern die Menschen, die hier leben. Sie haben Israel zu dem gemacht, was es ist, und sie sind es, die das Land in eine bessere Zukunft führen können.

Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein. Es liegt an jedem Einzelnen, welchen Weg Israel einschlagen wird. Wird man tatenlos zusehen, wie immer mehr Fachkräfte das Land verlassen und die soziale und wirtschaftliche Basis erodiert? Oder wird man die notwendigen Schritte einleiten, um die Gesellschaft zu einen und das Land wiederaufzubauen? Es besteht Hoffnung, dass dies gelingt – aber es braucht Mut, Entschlossenheit und die Bereitschaft, Prioritäten neu zu setzen.

Die Gründergeneration hat gezeigt, was möglich ist, wenn man an einem Strang zieht und gemeinsam für ein Ziel kämpft. Lassen wir uns von ihrem Beispiel inspirieren und beginnen wir, ein neues Kapitel in der Geschichte Israels zu schreiben. Ein Kapitel, das geprägt ist von Zusammenhalt, Innovation und einer gemeinsamen Vision für die Zukunft.

Beitrag teilen

Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert