
Wir wollen keinen König – Warum Trump die USA spaltet wie nie zuvor
Am Wochenende habe ich die Bilder aus den großen Städten der USA gesehen — New York, Chicago, viele andere Metropolen. Zigtausende Menschen auf den Straßen, Plakate, Sprechchöre: „Wir wollen keinen König.“ Das hat mich nicht mehr losgelassen. Nicht nur, weil es laut und spektakulär ist, sondern weil in diesen Demonstrationen etwas Grundsätzliches mitschwingt: die Angst vor Macht, die sich konzentriert, vor der Gefahr, dass demokratische Institutionen ausgehöhlt werden, und vor einem Führungstypus, der gerne wie ein König regiert. Ich möchte euch in diesem Artikel mitnehmen in meine Gedanken zu dem, was da gerade passiert — warum mich das bewegt, welche Bilder mir dazu einfallen und was das für uns alle bedeuten sollte.
Trump, ein König mit zwei Gesichtern
Als erstes kommt mir ein einfaches, aber hartes Bild in den Kopf. Stellt euch vor, jemand ist in der Öffentlichkeit wohltätig, charmant, präsent. Er ist der nette Nachbar, engagiert im Heimatverein, charmant im Gespräch und immer freundlich. Und zuhause? Dort herrscht das Gegenteil: Kontrolle, Angst, vielleicht sogar Gewalt. Würdet ihr so jemanden als vertrauenswürdig ansehen, wenn das an die Öffentlichkeit käme? Für mich ist diese Vorstellung unmittelbar: Wenn eine Person privat Gewalt ausübt, unterdrückt oder Menschen in Angst hält, dann disqualifiziert das diese Person moralisch für öffentliche Ämter — ganz gleich, welche guten Dinge sie sonst tut. Warum sollte das in der Politik anders sein?
😍🇺🇸TRUMP kommentiert mit diesem Video die "No King-Demos" des 💩Demokraten-Abschaums gegen ihn: pic.twitter.com/00Lri9HkMD
— SILBER-FRAU (@silverfrau) October 19, 2025
Bei Donald Trump sehe ich diese Dissonanz in anderer Form: das Bühnenbild aus Macht Inszenierung, Tableaus aus Loyalitätsschwüren und Ritualen, die an Hofzeremoniell erinnern. Menschen bringen Geschenke, posieren vor dem Weißen Haus, Politiker und Delegationen schmeicheln. Das alles wirkt wie eine Performance um eine zentrale Figur. Wenn an dieser Stelle die Institutionen, die eigentlich Macht begrenzen sollten — Gerichte, Verwaltung, Medien — unter Druck geraten oder sogar abgestraft werden sollen, dann ist das mehr als nur Politik. Es ist ein Muster, das an autokratische Führungsstile erinnert, die wir in anderen Teilen der Welt schon gesehen haben.
Zwischen Menschenrechten und politischer Praxis
Ein Auslöser der jüngsten Demonstrationen war die Migrationspolitik. Menschen, die seit Jahrzehnten in den USA arbeiten, deren Kinder dort aufgewachsen sind, sollen plötzlich wie Kriminelle behandelt, inhaftiert und abgeschoben werden. Für ein Einwanderungsland, das sich so sehr über seine Offenheit definiert, ist das besonders schmerzhaft. Diese Politik trifft Menschen, spaltet Gemeinschaften und sendet eine klare Botschaft: Du kannst verworfen werden, wenn es politisch opportun ist. Und das erzeugt Angst — nicht nur bei Betroffenen, sondern bei allen, die an Recht, Würde und Kontinuität glauben.
Was mich irritiert: Die Demonstrationen sind nicht einfach schwarz-weiß parteipolitisch. In Berichten sah ich Menschen in Uncle-Sam-Kostümen, die sich selbst Patrioten nennen, und trotzdem gegen die aktuelle Richtung protestieren. Für mich zeigt das: Echte Liebe zum Land hat nichts mit einem Parteibuch zu tun. Patriotismus heißt, sich für die Werte des Landes einzusetzen — für Rechtsstaatlichkeit, für Meinungsfreiheit, für die Menschenrechte. Wenn die Ausübung politischer Macht diese Werte bedroht, dann sind es genau diese Patrioten, die aufstehen müssen, unabhängig von Parteifarben.
Und dann ist da noch die Sache mit dem „Friedensengel“ — dieses Narrativ, das manchen hilft, Ambivalenzen zu übersehen: ja, Trump wird für Vermittlungen im Nahen Osten Anerkennung gezollt. Ja, es gab Schritte, die zu positiven Ergebnissen geführt haben. Aber die Frage ist: Wie dauerhaft ist das? Wenn ein Friedensabkommen auf Druck, auf ungleichen Voraussetzungen oder ohne die Entwaffnung der Konfliktparteien zustande kommt, dann ist die Substanz des Friedens verletzlich. Kurzfristige Erfolge sind wichtig – aber sie dürfen keine Entschuldigung für falsche Entscheidungen sein.
Mir macht Angst, wenn Führungspersönlichkeiten für einzelne Erfolge heroisiert werden, während gleichzeitig die Mechanismen, die Macht kontrollieren, ausgehöhlt werden. Ein Preis oder Lob für eine außenpolitische Leistung sollte nicht die Arbeit der inneren Institutionen außer Kraft setzen.
Was können wir davon lernen — bei uns selbst beginnen
Vielleicht ist das größte, tröstliche Bild, das ich am Ende behalte, das der kleinen Dinge. Wenn große Politik uns zeigt, wie fragil Demokratie ist, dann ist die einfache Antwort: Demokratie beginnt nicht im Kapitol oder im Weißen Haus, sie beginnt vor der Haustür. Wie behandeln wir unsere Nachbarn? Wie verhalten wir uns in der Partnerschaft? Leben wir die Werte, die wir öffentlich predigen, privat auch? Wenn ihr eure Werte ernst meint, dann sind sie in den kleinen Gesten erkennbar: Zuhören, Respekt, Mut zur Kritik, wenn Unrecht geschieht, und die Bereitschaft, Stellung zu beziehen, auch wenn’s unbequem ist.
Für mich heißt das konkret: Nicht schweigen, wenn der Chef lügt oder Dinge vertuscht. Nicht kuschen, wenn jemand ausgegrenzt wird. Nicht klatschen, nur weil es opportun ist. Zivilcourage ist kein großes, heroisches Projekt — oft ist es einfach das Mutige, das in Alltäglichem passiert. Und ja, das kann Konsequenzen haben. Aber das ist genau der Kern von Verantwortung. Demokratie braucht Menschen, die im Kleinen anfangen und konsistent bleiben.
Ich weiß nicht, wie sich die Lage in den USA entwickeln wird. Die Verfassung dort ist robust, aber nicht unverwundbar. Und die globalen Impulse sind spürbar: Wenn autokratische Elemente salonfähig werden, dann wird das weltweit Nachahmer anziehen. Deswegen ist es so wichtig, wachsam zu sein. Nicht nur aus politischem Interesse, sondern aus moralischem.
Zum Schluss noch ein ganz persönlicher Gedanke: Mir geht es nicht darum, mit dem Finger auf Trump zu zeigen. Mir geht es darum, bei mir selbst zu bleiben. Ich will nicht laut über Machtmissbrauch sprechen und gleichzeitig im Kleinen dieselben Muster leben. Ich will achtsam bleiben, wie ich mit anderen umgehe, und nicht das verachten, was ich selbst unbewusst tue. Und ich will auch nicht schweigen – nicht, wenn ich Ungerechtigkeit sehe, und nicht, wenn Werte mit Füßen getreten werden. Denn Schweigen mag bequem sein – aber es verändert nichts. Mein Blog ist meine Stimme — und ich hoffe, dass ihr euch angesprochen und motiviert fühlt, eure Stimme ebenfalls zu nutzen. Lebt die Werte, die euch wichtig sind, dort, wo ihr wirken könnt. Sprecht, wenn etwas falsch ist. Seid ehrlich zu euch selbst und zu anderen. Denn die Demokratie, die wir verteidigen wollen, beginnt überall dort, wo wir uns entscheiden, menschlich zu sein — nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Wohnzimmer.
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, das zu lesen. Ich bin gespannt, wie ihr das seht. Schreibt mir eure Gedanken — ehrlich, direkt, ohne Schönfärberei.

