Millionen-Betrug und Aktenberge: Die Wahrheit über EU-Subventionen und unsere Landwirtschaft
Es gibt Tage, an denen ich morgens hier auf meiner Terrasse sitze, den Nebel über den weiten Feldern vor meinem Haus liegen sehe und eine tiefe Ruhe verspüre. Und dann gibt es Tage wie heute, an denen ich die Nachrichten lese, und diese Ruhe weicht einer Mischung aus Sorge und echtem Unverständnis. Wir schreiben den Dezember 2025, und während wir uns eigentlich auf die besinnliche Zeit vorbereiten sollten, braut sich in Brüssel und Berlin etwas zusammen, das die Arbeit der Landwirte, auf deren Felder ich hier blicke, für immer verändern könnte. Ich habe mir am Wochenende eine Pressemeldung der Grünen-Politiker Dr. Ophelia Nick und Martin Häusling angesehen. Es geht um die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2027. Als Aquaponiker, der sich jeden Tag mit zukunftsfähiger Lebensmittelerzeugung beschäftigt, wirkt das, was die EU-Kommission unter konservativer Führung hier plant, wie ein Rückschritt in eine Zeit, von der ich dachte, wir hätten sie längst hinter uns gelassen.
Kurz erklärt: Wie funktioniert das mit dem Geld aus Brüssel eigentlich?
Bevor ich mich weiter aufrege, lass uns kurz einen Schritt zurücktreten. Viele von euch fragen sich sicher: Was hat es mit diesen EU-Subventionen überhaupt auf sich und warum ist das so kompliziert? Stell dir die Agrarpolitik der EU vereinfacht wie ein riesiges Taschengeld-System für Europas Landwirtschaft vor, das bisher auf zwei Beinen stand. Die sogenannte „Erste Säule“ ist die Basisversorgung. Hier bekommt der Landwirt Geld, meistens einfach dafür, dass er Fläche bewirtschaftet. Man nennt das Direktzahlungen. Die Idee dahinter war ursprünglich, das Einkommen zu sichern, damit Lebensmittel für uns Verbraucher bezahlbar bleiben, der Bauer aber trotzdem überleben kann. Das Problem dabei ist: Wer viel Land hat, bekommt viel Geld – egal, wie er wirtschaftet. Das ist das berüchtigte „Gießkannen-Prinzip“.
Daneben gibt es die „Zweite Säule“, das gezielte Förderprogramm. Hier gibt es Geld nur gegen echte Extra-Leistung für die Allgemeinheit. Du willst deinen Stall tierwohlgerecht umbauen, Blühstreifen für Insekten anlegen oder in einen Hofladen investieren, um das Dorfleben zu stärken? Dafür war dieser Topf da. Es ist das Geld für Innovation, Umwelt und ländliche Entwicklung. Genau dieses System will die EU-Kommission nun offenbar aufweichen. Die Trennung soll fallen, und die Gelder sollen pauschal an die Länder gehen, die dann selbst entscheiden. Und genau da liegt der Hund begraben: Ohne feste Vorgaben aus Brüssel ist die Gefahr riesig, dass das Geld den Weg des geringsten Widerstands geht – also einfach weiter als flächendeckende Subvention ausgezahlt wird, statt gezielt in Naturschutz oder moderne Ideen zu fließen.
Wenn politische Versprechen zur Lotterie werden
Dieser geplante Rückzug der Europäischen Union aus der Verantwortung bereitet mir Bauchschmerzen. Bisher gab es wenigstens diese festen Regeln, die für alle galten. Nun warnen Nick und Häusling davor, dass der neue Vorschlag der Kommission eine „De-Facto-Renationalisierung“ bedeutet. Das klingt technisch, ist aber brandgefährlich. Es bedeutet, dass jedes Land sein eigenes Süppchen kochen darf. Die Grünen befürchten zu Recht einen gnadenlosen Unterbietungswettbewerb. Wenn Deutschland hohe Standards fordert, aber das Nachbarland diese senkt, um billiger zu produzieren, wer zahlt dann die Zeche? Die Natur vor meiner Haustür und die Bauern hier in der Region, die versuchen, nachhaltig zu wirtschaften, aber preislich unterboten werden.
Besonders erschütternd finde ich den Gedanken, dass damit die dringend benötigte Planungssicherheit verloren geht. Landwirtschaft – egal ob auf dem Acker oder in einer Aquaponik-Anlage – ist kein Geschäft, das man in Quartalszahlen misst. Wer investiert, der denkt in Jahrzehnten. Doch wenn die Gelder und Regeln künftig von den nationalen Regierungen abhängen, wird die Erzeugung unserer Mittel zum Leben zum Spielball der Politik. Mit jeder Bundestagswahl, mit jedem neuen Minister könnten sich die Prioritäten ändern. Das ist keine verlässliche Partnerschaft, das ist eine Politiklotterie. Unser Landwirtschaftsminister Rainer von der CDU muss hier, wie es in der Meldung gefordert wird, endlich Rückgrat zeigen. Wir brauchen keine Lippenbekenntnisse für den ländlichen Raum, während man gleichzeitig zulässt, dass die Gelder für Umweltleistungen und Dorfentwicklung in einem nationalen „Haifischbecken“ untergehen.
Warum die Gießkanne Kriminelle einlädt und Ehrliche bestraft
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Schimon, warum regst du dich so auf? Du hast doch gar keinen Acker.“ Das stimmt, aber mich trifft es als Bürger und als jemanden, der Lebensmittel liebt. Denn das System der pauschalen Flächenprämien – das Prinzip Gießkanne – ist nicht nur ungerecht, es ist eine Einladung zum Betrug. Erst im Oktober mussten wir im Deutschlandfunk eine Nachricht hören, die mir die Sprache verschlagen hat. In Griechenland wurde ein riesiger Betrugsskandal aufgedeckt: Über 320 Menschen, darunter Mitarbeiter von Behörden, haben sich 20 Millionen Euro erschlichen. Wie? Indem sie Flächen angaben, die ihnen gar nicht gehörten.
Das ist der Wahnsinn, den wir finanzieren, wenn wir Geld nur für den Besitz von Land auszahlen und nicht für echte Leistungen oder Innovationen. Dieser Kriminalfall ist Wasser auf die Mühlen derer, die sagen: Das System ist krank. Wenn wir jetzt, wie von der Kommission geplant, die Kontrolle noch weiter an die Mitgliedsstaaten abgeben, machen wir den Bock zum Gärtner. In Griechenland waren es ja die nationalen Behördenmitarbeiter selbst, die betrogen haben! Wie soll eine nationale Kontrolle funktionieren, wenn die Kontrolleure selbst die Hand aufhalten? Wir brauchen keine Renationalisierung, die Tür und Tor für Vetternwirtschaft öffnet. Wir brauchen ein System, das echte Ergebnisse belohnt. Wer ökologischen Mehrwert schafft – ob auf dem Feld oder durch ressourcensparende Kreislaufsysteme –, der soll gefördert werden. Einen fiktiven Hektar Land auf dem Papier kann man fälschen, echte Innovation und Naturschutz nicht.
Ersticken in Akten oder Aufbruch durch Vertrauen?
Ich sehe es doch bei meinen Nachbarn und Kollegen: Wir ersticken oft in einem Wust aus Formularen, geschaffen in dem verzweifelten Versuch, genau solchen Missbrauch zu verhindern. Aber wir können uns diesen Apparat nicht mehr leisten. Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie junge Menschen die Lust an der Landwirtschaft verlieren, nicht weil die Arbeit zu hart ist, sondern weil die Bürokratie sie zermürbt. Doch die Lösung kann nicht sein, die Standards abzuschaffen. Die Lösung muss klüger sein.
Wir leben im Jahr 2025. Wir haben Satellitentechnik, die jeden Quadratmeter Acker überwachen kann. Warum nutzen wir das nicht, um die Ehrlichen zu entlasten? Ein Satellit sieht, was auf dem Feld passiert. Das würde Betrügern das Handwerk legen, ohne dass stundenlang Anträge ausgefüllt werden müssen. Wir müssen weg von der Kontrolle des Datums hin zur Kontrolle des Ergebnisses. Das würde auch Innovationen fördern, statt den Status quo zu verwalten. Und wir brauchen Kappungsgrenzen, damit Agrarpolitik keine Geldanlage für Großinvestoren ist. Es geht um Vertrauen, um moderne Technik und darum, den ländlichen Raum lebendig zu halten – damit der Ausblick von meiner Terrasse auch in zehn Jahren noch so schön ist wie heute.
Mich würde brennend interessieren, wie du das siehst: War dir bewusst, wie dieses System funktioniert? Glaubst du, dass wir mit mehr nationaler Eigenverantwortung besser fahren, oder hast du auch die Sorge, dass Umwelt und Ehrlichkeit dabei unter die Räder kommen? Schreib mir deine Meinung unbedingt unten in die Kommentare.
Euer Schimon
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