Dieses Challa Rezept ist einfach zuzubereiten und erfüllt Dein Zuhause mit dem Duft und der Freude von Schabbat. Bild: Archiv

Wenn ich an meine Kindheit denke, fällt mir sofort der Duft von frischem Hefezopf ein, der die Küche meiner Großeltern erfüllte. Es war eine Tradition in unserer christlichen Familie, jedes Wochenende einen Hefezopf zu backen, der den Sonntag zu etwas Besonderem machte. Damals wusste ich noch nicht, dass diese Tradition eine tiefe Verbindung zur jüdischen Kultur haben könnte – und doch entdeckte ich später, dass vieles, was uns vertraut ist, Wurzeln im Judentum hat.

Diese Erkenntnis wurde für mich besonders lebendig, als ich später zum Judentum konvertierte. Dort lernte ich die Challa kennen – ein geflochtenes Weißbrot, das an jedem Schabbat und an jüdischen Feiertagen auf dem Tisch steht. Die Challa ist nicht nur ein Genuss, sondern auch ein Symbol für Heiligung, Gemeinschaft und Tradition. Ihr Stellenwert in der jüdischen Kultur hat mich inspiriert, tiefer über die Verbindung von jüdischen und kulturellen Traditionen nachzudenken.

Jüdischer Einfluss auf die Gesellschaft

Deutschland, einst Heimat einer blühenden jüdischen Gemeinschaft, war geprägt von einem regen Austausch zwischen Juden und Christen. Dieser Austausch zeigte sich im Alltag, in der Sprache, der Kultur und – wie meine Großmutter mir erzählte – auch in der Küche. Vor dem Holocaust arbeitete sie als junge Frau in einem jüdischen Haushalt und lernte dort vieles, was sie später in ihre eigene Familie einbrachte. Vielleicht ist es genau dieser Austausch, der unseren deutschen Hefezopf und die jüdische Challa so nah aneinander rückt.

Der Brauch, sonntags einen Hefezopf zu backen, hat sich in der Gesellschaft als Tradition etabliert. Es zeigt, wie kulturelle Elemente aus verschiedenen Gemeinschaften bereichernd wirken können. Doch es ist wichtig, die Unterschiede zwischen kulturellem Austausch und bewusster Aneignung zu erkennen. Gerade kirchengeschichtlich wurden oft Elemente aus dem Judentum übernommen, um eine Theologie zu etablieren, die Juden ihrer einzigartigen Rolle beraubte. Diese Form der Vereinnahmung ist nicht zu rechtfertigen und trägt zu antisemitischen Strukturen bei. Kultureller Austausch sollte auf Respekt und Wertschätzung basieren, nicht auf Vereinnahmung.

Die Bedeutung der Challa

Die Challa, mit ihrem süßen Geschmack und der kunstvollen Flechtung, ist mehr als nur Brot. Sie ist ein Symbol für die Heiligkeit des Schabbats und erinnert an die doppelte Portion Manna, die die Israeliten in der Wüste am Freitag sammelten. Zwei Challot liegen beim Kiddusch auf einer Platte und sind mit einer Challa-Decke abgedeckt. Dann wird zuerst der Segen über dem Wein gesprochen. Erst danach wird die Challa-Decke abgenommen und der Segen über das Brot erfolgt.

Die zwei Challot erinnern nicht nur an die doppelte Portion Manna, sondern auch an die beiden Bundestafeln, die Moses auf dem Berg Sinai empfing. Diese Tafeln symbolisieren das Gesetz und die Verbindung zwischen G-tt und dem Volk Israel, wodurch die Challa eine tiefe Bedeutung erhält.

Die Flechtform der Challa steht für Einheit und Harmonie, während das Eintauchen der Stücke in Salz an die Opfergaben im Tempel erinnert. Die Challa vereint also Geschichte, Gemeinschaft und hat eine ganz besondere Bedeutung im jüdischen G-ttesdienst.

Challa – Ein Brot mit Geschichte und Bedeutung
Ob Du Challa am Schabbat genießt oder für einen besonderen Anlass bäckst, die Challa ist ein Brot, das Geschichten erzählt – Geschichten von Gemeinschaft, Tradition und Dankbarkeit. Bild: Archiv

Mein persönliches Challa-Rezept

Wenn Du die Challa selbst backen möchtest, teile ich hier mein bewährtes Rezept. Es ist einfach zuzubereiten und erfüllt Dein Zuhause mit dem Duft von Schabbatfreude.

Zutaten:

  • 500 g Mehl
  • 1 Päckchen Trockenhefe
  • 50 g Zucker
  • 1 TL Salz
  • 2 Eier + 1 Ei zum Bestreichen
  • 60 ml Pflanzenöl
  • 200 ml lauwarmes Wasser
  • Optional: Sesam oder Mohn zum Bestreuen

Zubereitung:

  1. Teig vorbereiten: In einer großen Schüssel Mehl, Hefe, Zucker und Salz vermischen. Eine Mulde formen und die Eier, das Öl und das lauwarme Wasser hineingeben. Alles zu einem glatten Teig kneten.
  2. Gehzeit: Den Teig abgedeckt an einem warmen Ort etwa 1 Stunde gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat.
  3. Flechten: Den Teig in drei gleich große Stücke teilen, zu Strängen rollen und zu einem Zopf flechten. Auf ein Backblech legen und nochmals 30 Minuten gehen lassen.
  4. Bestreichen und Backen: Den Zopf mit verquirltem Ei bestreichen und mit Sesam oder Mohn bestreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C (Ober-/Unterhitze) etwa 25–30 Minuten goldbraun backen.
  5. Abkühlen lassen: Vor dem Anschneiden vollständig auskühlen lassen – wenn Du es schaffst, dem verlockenden Duft zu widerstehen!

Ein Brot, das verbindet

Für mich ist die Challa nicht nur ein Brot für den Kiddusch, sondern auch ein Symbol für die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Judentum und verschiedenen Traditionen, die unser Leben bereichern. Ob Du sie am Schabbat genießt oder für einen besonderen Anlass bäckst, die Challa ist ein Brot, das Geschichten erzählt – Geschichten von Gemeinschaft, Glaube und Dankbarkeit.

Vielleicht probierst Du mein Rezept aus und lässt Dich von der Süße des Schabbats verwöhnen. Schabbat Schalom!

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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