Am 17. Oktober 2024 versuchten pro-palästinensische Aktivisten, das Gebäude des Universitätspräsidiums der Freien Universität Berlin zu besetzen. Die Eindringlinge gingen mit brutaler Gewalt vor, bedrohten Mitarbeitende und richteten erheblichen Sachschaden an. Antisemitische Symbole wurden an die Wände des historischen Gebäudes gesprüht, und die Reaktionen der Gesellschaft blieben weitgehend aus. Der Vorfall ist Teil einer beunruhigenden Entwicklung, in der antisemitische Demonstrationen und Aktionen zur Normalität zu werden drohen. Dieser Artikel beleuchtet die Ereignisse, die politischen Reaktionen und die Auswirkungen auf jüdische Studierende in Deutschland.
Gestern ereignete sich ein schwerwiegender Vorfall an der Freien Universität Berlin. Wie die Polizei auf der Plattform X berichtet, verschafften sich mehrere Personen Zugang zu einem Gebäude der Universität in Dahlem. Die Eindringlinge randalierten im Inneren und beschmierten die Wände mit Schriftzügen, die auf den Nahostkonflikt Bezug nahmen. Als die Polizei die Räumlichkeiten durchsuchte, waren die Besetzer bereits geflüchtet, jedoch konnten im Umfeld des Gebäudes mehrere Tatverdächtige festgenommen werden. Umfangreiche Beweismittel wurden gesichert, und die Ermittlungen dauern an.
Die Freie Universität Berlin veröffentlichte eine Stellungnahme zum Geschehen. Demnach versuchten mindestens 40 Personen am Donnerstag, das Gebäude des Universitätspräsidiums zu besetzen. Diese Besetzung konnte durch das schnelle Eingreifen der Polizei verhindert werden. Allerdings waren die Eindringlinge außerordentlich brutal: Sie griffen Mitarbeitende körperlich an und bedrohten sie verbal, wodurch einige Verletzungen erlitten. Es wurde erheblicher Sachschaden angerichtet, und antisemitische Parolen sowie rote Hamas-Dreiecke wurden an die Wände des historischen Gebäudes gesprüht. Universitätspräsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler sprach in seiner Stellungnahme von einer absoluten Grenzüberschreitung und verurteilte die Gewalt aufs Schärfste. Er betonte, dass der Vorfall ein Angriff auf die Freie Universität und auf den Versuch, einen offenen Dialog zu führen, darstelle.
Auch der Tagesspiegel berichtete über den Vorfall. Dem Bericht zufolge handelte es sich bei den Eindringlingen um etwa 20 vermummte Anti-Israel-Aktivisten, die das Gebäude in der Mittagszeit stürmten und dabei Büros verwüsteten, Technik zerstörten und mindestens einen Mitarbeitenden verletzten. Viele weitere Mitarbeitende verschanzten sich aus Angst in ihren Büros. Die Aktivisten dokumentierten ihre Aktion in den sozialen Medien und hinterließen auf Wänden und Treppenfluren Parolen wie „Free Gaza“, „Killers“ sowie das Datum „48“, das auf die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 anspielt. Diese Symbolik zeigt, dass der Angriff nicht nur politisch motiviert war, sondern gezielt antisemitische Inhalte verbreiten sollte.
Die Social-Media-Plattform „redstreammedia“, die in der Vergangenheit eine Nähe zum Kreml gezeigt hat, dokumentierte die Aktion ebenfalls. In einem Instagram-Video war zu sehen, wie die Eindringlinge Möbel zerstörten, Wände besprühten und technische Geräte unbrauchbar machten. Laut den Informationen des Tagesspiegels hissten die Besetzer ein Banner mit der Drohung: „Wenn Polizisten unser Gebäude betreten, zerstören wir die Technik“. Der Hintergrund der Aktion seien pro-palästinensische Proteste an der Universität, die im Vorfeld durch die Universitätsleitung beendet worden waren.
Politische Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, verurteilte den Angriff scharf und stellte fest, dass die sogenannten pro-palästinensischen Aktivisten keinerlei Interesse an einem Dialog hätten, sondern nur auf Zerstörung, Gewalt und Hass aus seien. Auch Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) sprach von einer entschlossenen Reaktion gegen solche Gewaltakte. Ebenso bezogen die Berliner Grünen klar Stellung gegen die Versuche der Besetzung und solidarisierten sich mit dem Präsidium der Universität.
Ein besonders besorgniserregender Aspekt des Vorfalls ist die offensichtliche Einflussnahme externer Akteure. „Redstreammedia“ hat mehrfach bewiesen, dass eine Nähe zum Kreml besteht, und gerade die Kooperation zwischen Russland und dem Iran lässt aufhorchen. Beide Staaten unterstützen in vielfältiger Weise Organisationen wie die Hamas, und der Zeitpunkt der Aktion – unmittelbar nach der Tötung des Hamas-Führers Sinwar – zeigt möglicherweise eine bewusste Eskalationsstrategie. Der russische Einfluss auf solche Gruppen in Deutschland soll dazu dienen, das gesellschaftliche Klima zu destabilisieren und unsere freiheitlichen Systeme zu schwächen. Solche Aktionen sind also nicht nur ein lokaler Protest, sondern ein Teil eines viel größeren Spiels geopolitischer Interessen.
Die Ereignisse an der FU Berlin werfen viele Fragen auf – insbesondere, wie mit solchen anti-israelischen und antisemitischen Gruppierungen umgegangen werden sollte. Der Vorfall ist kein Einzelfall, sondern reiht sich ein in eine Vielzahl antisemitischer Aktionen, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Die fehlende bundesweite Empörung und der schwache gesellschaftliche Aufschrei sind besorgniserregend und dürfen nicht unkommentiert bleiben.
Antisemitische Demonstrationen und brutale, gesetzeswidrige Protestaktionen sind in unserem Land zu einer Art Normalität geworden. Obwohl Politiker immer wieder betonen, dass Antisemitismus und Israelfeindlichkeit auf unseren Straßen keinen Platz haben dürfen, sehen wir in der Realität oft nur Worte ohne Taten. Wo bleibt der starke, entschlossene Aufschrei der gesamten Gesellschaft, wenn ein solch gravierender Vorfall passiert? Wo bleibt die breite Solidarität mit den Betroffenen? Stattdessen bleibt es oft bei leeren Floskeln und der wiederkehrenden Betonung von Werten, die in der Praxis viel zu selten verteidigt werden.
Doch was bedeutet das für die jüdischen Studierenden an der FU Berlin und in anderen Städten? Ein Klima der Angst breitet sich aus. Für viele jüdische Menschen in Deutschland ist das Bedürfnis nach Sicherheit ständig präsent. Diese Vorfälle führen dazu, dass sich Studierende in den Universitätsgebäuden unsicher fühlen, dass sie ihre Religion lieber verschweigen, um nicht zur Zielscheibe zu werden. Es ist eine traurige Entwicklung, dass gerade an den Orten, die für Freiheit, Bildung und Toleranz stehen sollten, immer wieder Angst Einzug hält.
Es wurden auch Symbole verwendet, die gezielt provozieren und verletzen sollten. Neben Parolen wie „Free Gaza“ wurden rote Hamas-Dreiecke an die Wände gesprüht. Die Hamas-Dreiecke stehen für die Zugehörigkeit zur Terrororganisation Hamas, die das Ziel hat, den Staat Israel zu vernichten. Das Datum „48“ wurde an die Eingangstür gesprüht – ein Verweis auf die Staatsgründung Israels 1948, verbunden mit der Ablehnung der Legitimität dieses Staates. Diese Symbolik und die dazu geäußerten Parolen zeigen deutlich, dass hier nicht nur gegen eine konkrete politische Entscheidung protestiert wurde, sondern dass es um Antisemitismus in seiner reinen Form ging.
Die fehlende Empörung und der mangelnde Aufschrei sind ein schleichendes Gift für unsere Gesellschaft. Wir müssen uns bewusst werden, dass Antisemitismus, egal in welcher Form, niemals normal werden darf – weder an unseren Universitäten noch anderswo.
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