Die Porsche-Lüge: Nazi-Vergangenheit, Verrat am Gründer und ein Käfer zum Hohn
Wir lassen uns so gerne blenden. Wir sehen das perfekte Design, hören den satten Motorensound und denken an Ingenieurskunst „Made in Germany“. Aber manchmal wünschte ich, ich hätte nicht so genau hingesehen. Was ich bei meiner Recherche über die wahre Geschichte von Porsche gefunden habe, lässt mich fassungslos zurück. Nach EDEKA und Bahlsen dachte ich, mich könnte nichts mehr schocken, doch der Fall Adolf Rosenberger ist anders. Er erzählt nicht nur von politischer Verstrickung, sondern von einem eiskalten Verrat unter Freunden, der mich zutiefst erschüttert hat. Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, Euch heute von ihm zu erzählen, denn sein Schicksal zeigt exemplarisch, wie grausam Gier und Opportunismus Freundschaften zerstören können.
Adolf Rosenberger: Der verdrängte Mitgründer und die Arisierung
Wenn wir heute an die Gründung von Porsche denken, haben wir meist nur das Bild des genialen Konstrukteurs Ferdinand Porsche im Kopf. Doch die Wahrheit ist, dass dieses Weltunternehmen im Jahr 1931 auf drei Säulen gebaut wurde: Ferdinand Porsche, seinem Schwiegersohn Anton Piëch und eben Adolf Rosenberger. Rosenberger war weit mehr als nur der Geldgeber, der das nötige Kapital für das Stuttgarter Konstruktionsbüro mitbrachte. Er war ein leidenschaftlicher Vollblut-Rennfahrer, ein technischer Visionär und der kaufmännische Motor des Trios. Er war es, der durch seine Zeit bei Mercedes und seine Erfolge auf der Rennstrecke die Netzwerke mitbrachte, die das junge Unternehmen dringend brauchte. Ohne seine Impulse, etwa für die Mittelmotorkonstruktion der legendären Auto-Union-Rennwagen, wäre die Geschichte des Automobils vielleicht anders verlaufen. Doch Adolf Rosenberger war Jude. Und als sich die dunklen Wolken des Nationalsozialismus über Deutschland zusammenzogen, zählte all das plötzlich nichts mehr. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich lese, wie schnell aus Partnern Fremde wurden. Bereits 1935 wurde Rosenberger aus der Firma gedrängt, weil ein jüdischer Teilhaber als „schlecht fürs Geschäft“ galt. Was dann geschah, wird heute nüchtern als „Arisierung“ bezeichnet, doch für mich ist es schlichter Diebstahl unter Freunden. Rosenberger musste seine zehn Prozent Anteile für lächerliche 3.000 Reichsmark an Ferry Porsche abtreten – zu einem Zeitpunkt, als die Firma bereits Gewinne in ganz anderen Dimensionen erwirtschaftete und den Auftrag Hitlers für den „KdF-Wagen“, den späteren VW Käfer, in der Tasche hatte. Der Mann, der den Grundstein gelegt hatte, landete im Konzentrationslager Kislau und konnte nur durch Glück und alte Kontakte in die USA fliehen. Während er um sein nacktes Überleben rannte, begann für Porsche der Aufstieg zur Weltmarke, finanziert und gefördert durch ein Regime, das Rosenbergers Vernichtung plante.
Wiedergutmachung als Hohn: Der Skandal um 50.000 Mark und einen VW Käfer
Der eigentliche Skandal – und das ist der Punkt, der mich wirklich wütend und traurig zugleich macht – fand jedoch nicht während dem Nationalsozialismus statt, sondern danach, in unserer vermeintlich geläuterten Demokratie. Man sollte meinen, dass nach 1945, als das Ausmaß der Verbrechen der Nazis bekannt war, ein Unternehmen wie Porsche auf seinen verstoßenen Mitgründer zugehen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Als Rosenberger, der sich in den USA nun Alan Robert nannte, nach dem Krieg den Kontakt suchte, stieß er auf eine Mauer aus Kälte. Er wollte keine Almosen, er wollte seine Würde zurück und bot an, den Vertrieb des Porsche 356 in Amerika zu übernehmen. Doch Ferry Porsche lehnte ab. Statt dem ehemaligen Mitbegründer die Hand zu reichen, umgab sich die Firmenleitung lieber mit ehemaligen SS-Größen. Es ist eine Ironie, die kaum zu ertragen ist: Die Täter machten Karriere, das Opfer blieb draußen vor der Tür. Der juristische Abschluss dieser Tragödie im Jahr 1950 ist für mich der absolute Tiefpunkt moralischen Versagens. Rosenberger klagte auf Rückerstattung seiner Anteile, deren Wert damals auf über eine Million Mark geschätzt wurde. Seine Anwälte ließen sich jedoch, ohne ihn zu fragen, auf einen schäbigen Vergleich ein: 50.000 Mark und ein VW Käfer. Stellt Euch das bitte einmal bildlich vor. Einem Mann, dem ein Weltkonzern gestohlen wurde, drückt man den Schlüssel für einen Käfer in die Hand – jenes Auto, dessen Entwicklung er mit angestoßen hatte, das aber nun zum Symbol seines Ausschlusses geworden war. Rosenberger zerbrach daran. Er empfand diesen „Vergleich“ zu Recht als Betrug und schwere Kränkung. Dass er verarmt und verbittert in Los Angeles starb, während die Familien Porsche und Piëch zu den reichsten Clans Deutschlands aufstiegen, ist eine Ungerechtigkeit, die bis heute zum Himmel schreit.
Porsches dunkles Erbe: Späte Wahrheit und die Pflicht zur Erinnerung
Warum schreibe ich Euch das alles heute? Weil es Jahrzehnte gedauert hat, bis diese Geschichte überhaupt ans Licht kam. Adolf Rosenberger wurde systematisch aus den Firmenchroniken radiert. Es brauchte den Mut seiner Großnichte Sandra Eslinger, kritische Bücher wie „Nazi Billionaires“ und den Druck eines anstehenden Börsengangs im Jahr 2022, damit sich der Konzern endlich bewegte. Erst jetzt, fast ein Jahrhundert später, gibt es eine offizielle Studie, die Rosenbergers Rolle als Mitgründer würdigt. Das ist ein wichtiger Schritt, ja, aber er kommt beschämend spät. Es zeigt uns, dass Unternehmen ihre dunkle Vergangenheit oft nur dann aufarbeiten, wenn der öffentliche Druck zu groß wird und das saubere Image Risse bekommt. Ich habe Euch hier ein Video der Deutschen Welle eingebunden, das diese Geschichte visuell aufarbeitet und zeigt, wie mühsam der Kampf um die Wahrheit war.
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Es lohnt sich, diese Dokumentation anzusehen, um zu verstehen, wie tief die Verletzungen gewesen sein müssen. Wenn wir heute einen Porsche auf der Straße sehen, sollten wir uns nicht nur an der schönen Form erfreuen. Wir sollten kurz innehalten und an Adolf Rosenberger denken. An den Mann, ohne den es dieses Auto nicht gäbe. Wir können die Geschichte nicht ungeschehen machen, aber wir können dafür sorgen, dass Namen wie seiner nie wieder vergessen werden. Es liegt an uns, die Erinnerung wachzuhalten und von den Profiteuren von einst auch heute noch Verantwortung einzufordern – nicht nur in wohlklingenden Sonntagsreden, sondern in echter, spürbarer Anerkennung.
Wie geht es Euch, wenn Ihr solche Geschichten lest? Ändert das Euren Blick auf Marken wie Porsche, oder trennt Ihr das Produkt von seiner Geschichte? Ich freue mich sehr auf Eure Gedanken und Kommentare zu diesem schwierigen Thema.
Euer Schimon
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