
Kindheitserinnerungen: Die Bank vor unserem Haus
Mitten im Lärm und der Geschwindigkeit unserer Zeit gibt es eine Erinnerung, die sich immer wieder in mein Herz schleicht. Keine große Geschichte, kein dramatisches Erlebnis – sondern eine ganz einfache Szene aus meiner Kindheit: Die Bank vor unserem Haus.
Sie war nichts Besonderes und doch war sie alles. Ein Stück Holz auf Steinplatten, mehr nicht. Und gleichzeitig ein Ort voller Wärme, Begegnung und echter Verbindung. Diese Bank zog uns magisch an. Wir setzten uns einfach hin, ohne Plan, ohne Absicht. Und plötzlich entstand etwas – Stille, ein Gespräch, ein Lächeln. Der Tag wurde langsamer, die Welt ein bisschen leiser. Es war, als ob dort die Zeit für einen Moment innehielt.
Spontane Begegnungen waren an der Tagesordnung. Menschen kamen vorbei, blieben stehen, setzten sich. Manche für Minuten, andere für Stunden. Es war eine offene Einladung, Teil von etwas zu sein. Geschichten wurden erzählt – von Reisen, vom Alltag, von Träumen oder einfach von dem, was grad los war. Und wir hörten zu. Richtig zu. Mit offenen Ohren, offenen Herzen und ohne Ablenkung.
Wir waren keine Zuschauer des Lebens, sondern mittendrin. Diese Bank war ein Ort, an dem Gemeinschaft lebendig wurde. Nicht durch Likes oder Kommentare, sondern durch Blicke, Worte und echtes Interesse. Es war so einfach – und gerade deshalb so kostbar.
Was wir heute vermissen
Heute leben wir in einer Zeit, die uns scheinbar ständig verbindet – und doch fühlen sich viele einsam. Wir chatten, posten, scrollen – und doch fehlt oft das, was wirklich trägt: die Tiefe. Die Wärme. Der echte Moment. Ich frage mich oft, was passiert ist. Wo diese Begegnungen geblieben sind. Warum wir so viel kommunizieren und gleichzeitig so wenig teilen.
Ich sehne mich manchmal nach dieser Bank. Nicht nur in Gedanken, sondern ganz real – nach dem, was sie symbolisierte. Nach dem Zuhören ohne Ablenkung. Nach dem Lachen, das nicht über ein Emoji kam, sondern direkt aus dem Bauch. Nach dem Gefühl, dazuzugehören.
Vielleicht brauchen wir sie wieder – diese Orte der echten Nähe. Vielleicht steht irgendwo schon so eine Bank und wartet darauf, dass wir uns hinsetzen. Oder wir bauen sie neu – nicht aus Holz, sondern aus Zeit, Aufmerksamkeit und ehrlichem Interesse. Ich glaube, es lohnt sich.
Hier findet ihr den Podcast zu diesem Artikel auf YouTube und Spotify…

