Inmitten des Lärms und der Hektik unserer modernen Welt gibt es eine Erinnerung, die mich immer wieder einholt. Es ist eine einfache, fast nostalgische Erinnerung, und doch weckt sie in mir ein tiefes Gefühl von Geborgenheit und Glück. Es ist die Bank vor unserem Haus. Sie war nicht nur ein Stück Holz auf Steinplatten, sondern ein Ort voller Leben, Geschichten und echter Begegnungen. Ein Ort, an dem wir uns ausruhten, die Sonne im Gesicht spürten und dem Lauf der Zeit für einen Moment entkamen. Es war die Zeit, als Bindungen zwischen Menschen noch durch echte Interaktionen und herzliche Gespräche gestärkt wurden. Heute, in einer Welt, die immer digitaler und schneller wird, scheint diese Einfachheit oft verloren zu gehen. Soziale Medien und Technologie haben ihren Platz eingenommen – doch ich kann nicht umhin, diese Bank und alles, was sie uns bot, schmerzlich zu vermissen.

Die Bank vor unserem Haus war ein magischer Anziehungspunkt. Oft zog sie uns ganz automatisch dorthin, ohne dass wir es wirklich merkten. Es war ein Ort des Friedens, der Gelassenheit und manchmal auch des Nachdenkens. Wir saßen dort und ließen unseren Blick schweifen – über die Straße, die vorbeigehenden Menschen oder den Himmel, der sich langsam verfärbte, wenn der Tag zur Neige ging. In solchen Momenten war die Welt um uns herum ein wenig leiser, ein wenig langsamer, und wir konnten durchatmen. Aber es war nicht nur die Stille, die diese Bank so besonders machte. Es waren die spontanen Begegnungen, die hier geschahen – Begegnungen, die zu Bekanntschaften wurden, und manchmal zu Freundschaften. Menschen, die vorbeikamen, setzten sich zu uns. Manchmal blieben sie nur für ein paar Minuten, manchmal für Stunden. Es war eine natürliche, fast mühelose Art, in Kontakt zu treten und echte Verbindungen zu knüpfen. Wir wussten nie, wer als Nächstes vorbeischauen würde, welche Geschichten sie im Gepäck hatten oder welche Überraschungen uns erwarteten.

Die Bank vor unserem Haus war auch ein Ort der Geschichten. Jeder, der sich setzte, brachte eine mit – sei es von einer Reise, einem kuriosen Erlebnis oder einem triumphalen Erfolg. Und wir hörten zu. Wir lachten miteinander, waren erstaunt oder dachten über das Gehörte nach. Der Austausch von Geschichten erweckte in uns die Freude an der Fantasie und dem Erzählen. Es war, als würde man ein Fenster zu einer anderen Welt öffnen, wenn jemand seine Erlebnisse teilte. Dabei ging es nicht nur um Geschichten, sondern auch um Neuigkeiten. Wir waren nicht einfach passive Konsumenten von Nachrichten, wie es heute oft der Fall ist – wir waren selbst Teil des Geschehens. Jeder hatte etwas zu berichten, sei es aus der Nachbarschaft, der Stadt oder der Welt. In dieser kleinen Gemeinschaft der mündlichen Überlieferung gab es immer etwas Neues zu erfahren.

Doch dann kam der Wandel. Soziale Medien und Technologie eröffneten uns zwar die Möglichkeit, mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten, aber ich frage mich oft, ob diese Verbindungen wirklich vergleichbar sind. Die Bank vor unserem Haus bot uns etwas, das ich in der digitalen Welt oft vermisse: Tiefe, echte Verbindungen. Dort hörten wir die Stimmen der Menschen, sahen ihre Gestik und Mimik, lachten oder trauerten gemeinsam. Auf sozialen Medien ist das anders. Die Interaktionen sind flüchtiger, oft oberflächlicher. Es fehlt die Unmittelbarkeit, die Wärme, die uns in den persönlichen Begegnungen auf dieser Bank so viel bedeutete. Während wir auf der Bank uns auf das Wesentliche konzentrierten – die Geschichten, die Emotionen, das Miteinander – werden soziale Medien oft zur Bühne der Selbstdarstellung. Es geht darum, das Beste von sich zu zeigen, sich zu vergleichen, anstatt wirklich zuzuhören und zu spüren.

Es überrascht nicht, dass ich diese Bank und die Erinnerungen daran so sehr vermisse. Es war ein Ort, an dem wir als Kinder und später als Erwachsene eine Authentizität erlebten, die mir heute oft fehlt. In einer Zeit, in der so viele von uns nach echten Verbindungen und authentischem Austausch suchen, scheint es, als hätten wir uns ein Stück weit verloren. Die Bank vor unserem Haus war mehr als nur ein Ort zum Sitzen – sie war ein Symbol für das Zusammenkommen, für echte menschliche Nähe. Hier ermutigten wir uns, trösteten uns, inspirierten uns gegenseitig. Es war ein Ort, an dem Beziehungen entstanden und gepflegt wurden – auf eine Weise, die kein soziales Netzwerk der Welt je ersetzen kann.

Die Bank vor unserem Haus erinnert mich an eine vergangene Ära, in der es noch möglich war, durch einfache Begegnungen eine tiefere Verbindung zu den Menschen in unserer Umgebung zu schaffen. In einer Welt, in der digitale Interaktionen oft das Persönliche überdecken, wünsche ich mir, dass wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen – auf das Zuhören, das gemeinsame Lachen und das Teilen unserer Geschichten. Vielleicht finden wir irgendwo, in all dem Trubel, eine kleine Insel der Ruhe. Vielleicht schaffen wir es, die Bank vor unserem Haus nicht nur in unseren Erinnerungen, sondern auch in unserem heutigen Leben lebendig zu halten. Denn echte menschliche Nähe ist etwas, das kein Bildschirm der Welt je bieten kann.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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