Im September explodierten Pager und Walkie-Talkies im Libanon. Pensionierte Mossad-Agenten, die an der Operation maßgeblich beteiligt waren, berichten gegenüber "60 Minutes", dass Israels Komplott vor Jahren damit begann, Hisbollah-Terroristen zum Kauf von Walkie-Talkies zu bewegen. Bild: Screenshot / CBS

Was bedeutet es, in einem Überlebenskampf zu stehen, der keinen Raum für Fehler lässt? Die Enthüllungen des Mossad über die spektakuläre „Pager-Verschwörung“ zeigen die Grenzen zwischen Verteidigung und Moral auf. Doch wie weit darf ein Staat gehen, um sich gegen den Terror zu wehren? Lies hier, warum Israels Entscheidungen so kontrovers und doch so verständlich sind.

Die Geheimdienstwelt lebt von Schatten, Täuschung und Grauzonen. Doch selten dringt so viel Licht in diese düstere Sphäre wie jetzt, nach der Enthüllung der sogenannten „Pager-Verschwörung“. In einem aufsehenerregenden CBS-Interview haben zwei ehemalige Mossad-Agenten eine der kühnsten Operationen Israels offengelegt – eine Aktion, die ebenso beeindruckend wie kontrovers ist.

How Israel's Mossad tricked Hezbollah into buying explosive pagers | 60 Minutes

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Die „Pager-Verschwörung“: Ein beispielloser Schlag gegen die Hisbollah

Vor über einem Jahrzehnt begann der israelische Geheimdienst Mossad mit einer Operation, die ihrer Zeit voraus war. Manipulierte Pager und Walkie-Talkies wurden in die Hände der Hisbollah geschmuggelt. Diese Geräte, mit verborgenen Sprengsätzen ausgestattet, verwandelten sich in tödliche Waffen, die jahrelang unbemerkt in Gebrauch waren.

Der entscheidende Schlag folgte im September 2024: Mit präzise getimten Fernzündungen wurden zunächst Pager, dann Walkie-Talkies der Hisbollah-Kämpfer zur Explosion gebracht. Die Folgen waren verheerend: 37 Tote und über 3000 Verletzte. Israels Ziel war erreicht – die Hisbollah war geschwächt, demoralisiert und operativ lahmgelegt.

Ein Überlebenskampf in einer feindlichen Region

Israel, ein Land, das seit seiner Gründung um seine Existenz kämpfen muss, hat diese Operation als notwendigen und effektiven Schlag gegen den Terror gefeiert. Die Hisbollah ist eine Terrororganisation, die Israels Vernichtung auf ihrer Agenda hat und regelmäßige Raketenangriffe auf israelische Zivilisten ausführte. Aus der Sicht vieler Israelis war die Operation kein Angriff, sondern eine Verteidigungsmaßnahme – ein Präventivschlag, der Leben retten sollte.

Doch selbst im Kontext eines existenziellen Überlebenskampfes stellen sich schwierige Fragen. Kann jedes Mittel im Kampf gegen den Terror gerechtfertigt werden? Wo liegen die Grenzen, wenn es um die Verteidigung der eigenen Bevölkerung geht? Und welche langfristigen Konsequenzen hat ein solches Vorgehen für das Ansehen Israels und die regionale Stabilität?

Die moralische Gratwanderung der Geheimdienstarbeit

Die Enthüllungen der Mossad-Agenten werfen ein grelles Licht auf die moralischen Dilemmata, mit denen sich Staaten im Kampf gegen den Terror auseinandersetzen müssen. Der Satz eines der Agenten – „Wir erschaffen eine fiktive Welt. Wir sind die Regisseure, Produzenten und Hauptdarsteller; die Welt ist unsere Bühne“ – verdeutlicht die kalte Präzision und Skrupellosigkeit, mit der diese Operation geplant wurde. Doch genau diese Skrupellosigkeit wirft ethische Fragen auf: Ist es verhältnismäßig, ahnungslose Menschen jahrelang als tickende Zeitbomben herumlaufen zu lassen? Was ist mit den zahlreichen Verletzten, die keine direkte Verbindung zur Hisbollah hatten?

Während viele Israelis die Operation als notwendigen Akt der Verteidigung feiern, sehen Kritiker einen Verstoß gegen internationales Recht und eine Gefährdung der ohnehin fragilen Stabilität im Nahen Osten. Im Libanon und Teilen der internationalen Gemeinschaft hat der Bericht eine Welle der Empörung ausgelöst.

Ein notwendiger Diskurs

Es bleibt die Erkenntnis, dass Israels Handlungen in einer einzigartigen Realität stattfinden. Kein anderes Land ist von so vielen Feinden umgeben, die seine Existenz infrage stellen. Und dennoch muss auch in einem solchen Kontext die Frage erlaubt sein, welche Mittel legitim sind und wo die Grenze zwischen Verteidigung und Aggression verläuft.

Diese Enthüllung fordert uns alle dazu auf, genauer hinzusehen und über das Verhältnis von Sicherheit und Moral nachzudenken. Israel kämpft seit Jahrzehnten um sein Überleben – ein Kampf, der Entscheidungen erfordert, die aus der Ferne leicht zu kritisieren sind, aus der Nähe jedoch unermesslichen Druck offenbaren.

Was denkst Du? War die „Pager-Verschwörung“ ein gerechtfertigter Akt der Verteidigung oder ein Schritt zu weit? Schreib mir Deine Meinung in die Kommentare!

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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