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    19.12.1932 – Der Fliegende Hamburger, die Stimme Londons und der verordnete Friede

    Es ist Montag, der 19. Dezember 1932, und wenn ich mich in diesen Tag hineinversetze, spüre ich eine seltsame, fast surreale Mischung aus frostiger Winterkälte und hitziger technologischer Aufbruchsstimmung. Wir befinden uns in einer Woche, in der die Menschen eigentlich zur Ruhe kommen sollten, denn Weihnachten steht vor der Tür. Berlin ist grau, die Luft ist schneidend kalt, und der Rauch aus den Kaminen der Mietskasernen legt sich wie eine schwere Decke über die Stadt. Doch genau an diesem Morgen, während viele Menschen in ihren dünnen Mänteln zur Arbeit eilen oder sich in die Schlangen der Arbeitsämter einreihen, geschieht etwas, das wie ein Gruß aus einer glänzenden Zukunft wirkt. Am…

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    18.12.1932 – Ein leiser Tod in Schöneberg und das Ende einer Ära

    Es ist der vierte Advent, ein grauer und kalter Sonntag, der über Berlin liegt. In den Wohnzimmern brennen vier Kerzen, und der Duft von Tannennadeln mischt sich mit dem Geruch von Kohleöfen, die gegen den frostigen Winter ankämpfen. Doch während sich die Stadt auf das Weihnachtsfest vorbereitet, senkt sich in Schöneberg eine tiefe Stille über die Bozener Straße 18. Dort schließt an diesem Tag Eduard Bernstein für immer die Augen. Es ist ein Tod, der symbolischer kaum sein könnte, denn mit dem zweiundachtzigjährigen Vordenker der Sozialdemokratie stirbt in gewisser Weise das Gewissen der Republik, nur wenige Wochen bevor diese endgültig zerschlagen wird. Bernstein war der Mann, der an die Reform…