Podcast

Teilhaben lassen – und trotzdem Grenzen wahren

Es gehört zu den schönsten Erfahrungen im Leben, wenn man etwas weitergeben kann. Wissen, Erfahrungen, Werte, Erinnerungen. Gerade wenn es um die eigenen Kinder oder Enkel geht, ist das Bedürfnis oft besonders groß: Wir wollen, dass sie lernen dürfen, ohne die gleichen Fehler zu machen. Wir wollen ihnen das mitgeben, was uns selbst geholfen hat. Wir wollen sie teilhaben lassen an unserem Leben.

Ich habe das selbst sehr intensiv erlebt. Als unsere Kinder klein waren, war ich bei den Pfadfindern aktiv. Das war kein Zufall – ich hatte vorher Survival-Kurse gemacht, hatte Spaß daran, draußen zu sein, Dinge auszuprobieren, Grenzen zu erleben. Und das Schöne war: Ich konnte diese Leidenschaft nicht nur in meiner Rolle als Gruppenleiter leben, sondern auch als Vater. Unsere Kinder waren als Pfadfinder mit dabei. Wir haben gemeinsam Zeltlager gemacht, Wanderungen, Geländespiele. Ich war nicht einfach nur Vater – ich war mittendrin. Sie haben gesehen, wie ich handle, wie ich leite, wie ich mich in einer Gruppe verhalte. Und ich glaube: Genau das war das Wertvolle. Nicht, was ich gesagt habe. Sondern das, was sie erlebt haben.

Teilhaben lassen bedeutet nicht, sich selbst darzustellen. Es bedeutet, sich so zu zeigen, wie man ist – mit Fehlern, mit Ecken, mit Klarheit. Und es bedeutet, Räume zu schaffen, in denen echte Begegnung möglich ist.

Heute, mit unseren Enkeln, ist das ein bisschen anders. Jede Familie hat ihren eigenen Rhythmus. Der Alltag ist dichter, durchgetakteter. Manchmal sehe ich sie seltener, als ich es mir wünschen würde. Aber ich bemühe mich, präsent zu sein. Nicht aufdringlich. Nicht immer – aber bewusst. Gerade habe ich mit einem meiner Enkel verabredet, dass wir ein Wochenende miteinander verbringen – nur wir zwei, in meinem zum Mini-Camper umgebauten Sharan. Ich freue mich darauf. Weil ich glaube, dass diese Momente – abseits vom Alltag, ohne Ablenkung – etwas bewirken können. Nicht durch große Worte. Sondern durch gemeinsames Tun. Durch Nähe. Durch echtes Interesse.

Doch so wichtig das Teilhaben ist – es braucht auch Grenzen

Nicht alles, was wir erlebt haben, müssen unsere Kinder oder Enkel wissen. Nicht jede Wahrheit ist hilfreich. Nicht jede Erfahrung ist übertragbar. Gerade wenn es um schwere Themen geht – Konflikte, Brüche, Ängste – ist es wichtig, abzuwägen. Was hilft dem anderen? Was überfordert ihn?

Ich denke, wir sind es unseren Kindern und Enkeln schuldig, ehrlich zu sein – aber nicht grenzenlos. Ehrlichkeit heißt nicht, alles auszusprechen. Es heißt, das auszusprechen, was der andere verstehen kann. Und was ihm dient.

Das bedeutet auch: Manche Dinge darf ich für mich behalten. Nicht aus Scham, sondern aus Verantwortung. Und manche Fragen brauchen eine Antwort – kindgerecht, ruhig, mit Blick auf das, was der andere wirklich fragt.

Teilhaben lassen ist ein Balanceakt. Es erfordert ein feines Gespür. Und es hilft, sich darüber Gedanken zu machen – vielleicht auch im Gespräch mit anderen, die ähnliche Fragen bewegen. Denn wenn wir ehrlich sind: Niemand hat das perfekte Maß. Aber wer sich dieser Verantwortung stellt, ist schon auf einem guten Weg.

Ich wünsche mir, dass wir unseren Kindern und Enkeln keine perfekt inszenierte Lebensgeschichte mitgeben – sondern ein echtes Leben. Mit Fehlern. Mit Fragen. Mit Momenten des Zweifelns. Aber auch mit Hoffnung, mit Klarheit, mit liebevoller Begleitung. Nicht als Belehrung, sondern als Angebot.

Und manchmal ist das größte Geschenk gar nicht die Antwort, sondern die gemeinsame Zeit. Ein Wochenende im Wald. Eine Fahrt im Camper. Ein Gespräch am Lagerfeuer. Da geschieht Teilhabe – leise, aber tief.

Die passende Podcastfolge zur Themenwoche findest Du wie immer auf YouTube und Spotify.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert