Podcast

Vorbild sein – ohne Bühne, ohne Applaus

Wenn wir das Wort „Vorbild“ hören, haben viele von uns sofort Bilder im Kopf: Prominente, Führungspersönlichkeiten, Lehrer, Eltern. Menschen, die in irgendeiner Form Einfluss ausüben. Und oft schwingt dabei ein gewisser Druck mit. Als müsste man besonders klug, stark oder moralisch überlegen sein, um ein Vorbild zu sein. Aber ist das wirklich so?

Meine Meinung ist, dass wir dringend umdenken müssen. Denn echte Vorbilder brauchen keine Bühne. Sie wirken im Kleinen. Still. Durch das, was sie leben – nicht durch das, was sie sagen.

Viele Menschen haben Angst, moralisch zu wirken, wenn sie über Werte sprechen. Ich kenne das selbst. Man möchte kein Zeigefinger sein, niemandem das Gefühl geben, belehrt zu werden. Vielleicht hat man selbst erlebt, wie anstrengend es ist, wenn jemand ständig mit erhobenem Anspruch auftritt, aber im Alltag ganz anders lebt. Und doch bleibt die Frage: Wie können wir Haltung zeigen, ohne andere zu erdrücken?

Ich habe festgestellt: Es geht nicht darum, perfekte Antworten zu haben. Es geht darum, in der eigenen Echtheit zu bleiben. Wer sich traut, ehrlich zu leben – mit Ecken, mit Brüchen, mit Klarheit – wird ganz automatisch zu einem leisen Vorbild. Nicht für alle. Aber für diejenigen, die genau das gerade brauchen.

Die Kraft der leisen Vorbilder

Wir leben in einer Welt der Selbstvermarktung. Sichtbarkeit ist zur Währung geworden. Wer gesehen wird, zählt. Wer laut ist, bekommt Aufmerksamkeit. Und gleichzeitig sehnen sich viele Menschen nach Orientierung – nicht in Form von Parolen, sondern durch Menschen, die etwas ausstrahlen, das echt ist. Menschen, die nicht perfekt wirken, sondern glaubwürdig. Die Fehler zugeben. Die Zweifel zulassen. Und trotzdem ihren Weg gehen.

Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von „Modelling“ – dem Lernen durch Beobachtung. Gerade Kinder, aber auch Erwachsene übernehmen Verhaltensweisen oft nicht durch Erklärungen, sondern durch das stille Mitbekommen. Es ist nicht entscheidend, was gesagt wird – sondern wie es gelebt wird.

Ein Kollege, der ruhig bleibt, wenn alle laut werden.
Eine Nachbarin, die freundlich bleibt, auch wenn sie selbst viel zu tragen hat.
Ein Großvater, der zuhört, statt zu urteilen.

Diese Menschen verändern ihr Umfeld – ganz ohne Worte.

Leben, aus voller Überzeugung

Ich bin überzeugt, jeder Mensch kann ein Vorbild sein – nicht weil er perfekt ist, sondern weil er sich traut, im Alltag das zu leben, was ihm wichtig ist. Und zwar auch dann, wenn keiner zuschaut. Wenn niemand klatscht. Wenn es keine Likes gibt.

Vielleicht ist es sogar genau das, was wir heute brauchen: weniger öffentliche Helden – und mehr stille Mutmacher. Menschen, die nicht davon reden, wie man sein sollte, sondern zeigen, wie man sein kann. Nicht aus Druck, sondern aus Überzeugung.

Wer Du bist, wenn niemand hinschaut – das ist die Welt, die Du wirklich weitergibst.

Die passende Podcastfolge findest Du wie immer auf YouTube und Spotify.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert