
Wenn die Stille ruft: Die Sehnsucht nach Einfachheit
Es war einer dieser frühen Morgen, an denen ich schon vor dem Wecker wach war. Ich bin leise aufgestanden, hab mir einen Kaffee gemacht und mich auf unsere Terrasse gesetzt. Noch war alles ruhig. Die Straße leer, der Himmel bewölkt. Wilma kam angelaufen und wollte gestreichelt werden. Ich hatte das Handy bewusst drinnen gelassen, kein Radio, kein Podcast, kein „schnell noch etwas nachschauen“. Nur ich. Und dieser Moment.
Und dann war sie plötzlich da – diese Sehnsucht. Nicht mit einem großen Knall, sondern eher wie ein feiner Hauch. Ein Gefühl von: Ich will einfach weniger. Mehr Ruhe. Mehr Klarheit. Mehr echtes Leben.
Vielleicht kennst Du das. Dieses Bedürfnis, dass mal jemand kurz auf die Stopptaste drückt. Dass der Kalender leerer wird. Dass die Gedanken stiller werden. Dass man wieder spürt, wofür man überhaupt morgens aufsteht.
Ich glaube, diese Sehnsucht tragen viele von uns in sich. Manchmal leise, manchmal ganz laut. Und oft überhören wir sie, weil so vieles dazwischenkommt. Verpflichtungen. Termine. Verantwortung. Erwartungen, die wir an uns selbst haben – und die andere an uns stellen.
Was uns überfordert – und was wir wirklich brauchen
In Gesprächen mit Freunden oder Klienten höre ich es immer wieder: „Ich bin irgendwie ständig erschöpft – aber ich kann nicht sagen, warum.“ Oder: „Ich wünsch mir so sehr ein einfacheres Leben, aber ich weiß nicht, wie das gehen soll.“ Und ich glaube, das liegt daran, dass wir oft gar nicht mehr spüren, was uns guttut. Weil einfach zu viel auf uns einprasselt. Zu viele Dinge. Zu viele Informationen. Zu viele Entscheidungen. Und irgendwann ist der Kopf so voll, dass das Herz nicht mehr durchkommt.
Einfachheit bedeutet für mich nicht, dass alles perfekt aufgeräumt ist oder dass man mit einem Rucksack durchs Leben zieht. Es geht auch nicht darum, Askese zu üben oder auf alles zu verzichten.
Es geht darum, wieder das Wesentliche zu sehen. Zu merken: Was brauche ich eigentlich wirklich – und was habe ich nur, weil es irgendwie dazugehört?
Diese Frage lässt sich nicht zwischen Tür und Angel beantworten. Man muss sie sich ehrlich stellen. Und man muss es aushalten, dass manchmal keine sofortige Antwort kommt. Aber allein schon, sich diese Frage zu erlauben – das ist der erste Schritt. Der wichtigste.
Vielleicht fängst Du heute damit an, einfach mal einen Moment nichts zu tun. Kein Handy, kein Fernseher, kein Scrollen. Nur einen Tee oder Kaffee in der Hand. Ein paar Minuten auf dem Balkon oder beim Spazierengehen. Und dann spüren: Was fehlt mir? Was ist zu viel? Was wünsch ich mir zurück in mein Leben?
Wir werden in dieser Woche gemeinsam tiefer eintauchen. Wir sprechen über Entrümpeln – nicht nur von Dingen, sondern auch von Gedanken. Wir schauen, wie wir Zeit statt Zeug schenken können. Wie wir Nein sagen lernen, ohne Schuldgefühle. Und wie kleine Fluchten im Alltag helfen, durchzuatmen. Aber heute geht es erstmal nur um diesen einen Punkt: Zuzulassen, dass diese Sehnsucht da ist. Und sie ernst zu nehmen.
Denn sie zeigt uns etwas Wichtiges: Dass das Leben, so wie es gerade ist, nicht alles gewesen sein muss. Dass es noch etwas anderes gibt – etwas, das leichter ist, echter, näher an dem, was wir wirklich brauchen.
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