Jedes Land und jede Kultur hat seine ganz eigenen Vorstellungen davon, was als angemessen oder gar obszön gilt. Kürzlich sorgte ein Beitrag für Kontroversen, in dem hinterfragt wurde, ob es obszön sei, Frauen dabei zuzusehen, wie sie Eis essen. In der syrischen Heimat des Autors könnte dies in einem bestimmten kulturellen Kontext als unangemessen angesehen werden. Aber müssen Männer wirklich vor dem Anblick von Frauen, die ihr Eis genießen, „geschützt“ werden? Die Antwort hängt von der jeweiligen Perspektive ab – und nein, Religion spielt hier keine Hauptrolle.

Zunächst einmal sollten wir betonen, dass kulturelle Vorstellungen von Obszönität stark variieren. Was in einem Land als anstößig gilt, kann anderswo völlig akzeptabel sein. In Syrien und vielen konservativen Gesellschaften mag der Anblick einer Frau, die Eis genießt, Fragen der Schicklichkeit aufwerfen. Doch bevor wir in Empörung verfallen, lohnt es sich, diese kulturellen Unterschiede mit einem Schmunzeln zu betrachten und zu erkennen: Nicht alles, was anders ist, ist ein Problem.

In Israel beispielsweise gibt es ebenfalls kulturelle No-Gos, die für Außenstehende schwer zu verstehen sein mögen. Nehmen wir doch das Phänomen der „Shabbat-Etikette“: Wer den Shabbat in Israel verbringt, sollte am Freitagabend besser keine lauten Arbeiten erledigen oder mit dem Auto durch ultraorthodoxe Viertel fahren. Das ist kein religiöser Dogmatismus, sondern Teil des alltäglichen Respekts vor den Traditionen anderer. Auch wenn es auf den ersten Blick streng wirken mag, geht es hier nicht darum, Freiheiten einzuschränken, sondern friedlich nebeneinander zu leben. Diese kulturellen Eigenheiten können mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, da sie letztlich dazu beitragen, das Miteinander zu fördern.

Und genau hier liegt der Knackpunkt: Es geht um Respekt und das Verständnis für kulturelle Unterschiede. Jeder Ort, jede Kultur hat seine eigenen Regeln, und diese zu verstehen, kann viel Frustration und Missverständnisse vermeiden. Wenn in Syrien oder anderen Ländern das Eisessen von Frauen fragwürdige Blicke auf sich zieht, dann ist das eben so. Doch das bedeutet nicht, dass wir automatisch diese Ansichten teilen oder übernehmen müssen. Ein bisschen kulturelle Gelassenheit hilft, Unterschiede nicht immer als Angriff zu werten.

Der entscheidende Punkt ist: Nicht jede Norm oder Ansicht ist ein Ausdruck von Religion oder gezielter Unterdrückung. Oft sind es gesellschaftliche Traditionen, die tief in der Geschichte eines Landes verwurzelt sind. Auch Israel kennt solche No-Gos. Ein kleiner Tipp für Touristen: Die Küsserei bei der Begrüßung kann unter bestimmten Umständen als unangebracht gelten, besonders in konservativen oder religiösen Gemeinschaften. Das heißt nicht, dass Küssen generell verpönt ist, aber es zeigt, wie unterschiedlich kulturelle Normen sein können.

Zurück zur Frage, ob Eis essende Frauen eine Bedrohung für „unsichere Männer“ darstellen. Ehrlich gesagt, ist die Frage fast schon amüsant. Es wird Zeit, solche Debatten hinter uns zu lassen. Die Freiheit, ein Eis zu genießen, ist weder eine Provokation noch eine kulturelle Herausforderung. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, Toleranz zu fördern und uns nicht von kulturellen Mikroaggressionen irritieren zu lassen.

In meiner Arbeit in der sozialen Arbeit hatte ich oft mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion zu tun. Eine Sache wurde mir dabei immer wieder deutlich: Respekt und Verständnis sind die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben. Provokationen führen zu nichts außer unnötigen Eskalationen. Es geht nicht darum, die Unterschiede auszuradieren, sondern darum, sie zu akzeptieren und mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Am Ende des Tages sind es oft die kleinen Dinge – wie die Frage, ob Eisessen „unanständig“ ist –, die uns daran erinnern, wie absurd solche Debatten sein können. Lasst uns also nicht über Obszönität im Kontext von Eis diskutieren, sondern lieber die Vielfalt und die kleinen kulturellen Eigenheiten mit einem Lächeln akzeptieren.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

Ein Gedanke zu „Obszönität und Eisessen: Eine Frage der Perspektive – mit einem Augenzwinkern“
  1. Hier geht es nicht um das Eisessen aus einem Becher sitzend in oder vor einer Eisdiele, sondern um das Eisessen von Eis am Stil oder einer Eistüte im Gehen.
    Nur im Fall das hier ein provokantes Lecken geschieht, kann dies von Zeitgenossen überhaupt als ungehlrig betrachtet werden.

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