In der vergangenen Woche besuchte uns der türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Dieser Besuch sorgte in der deutschen Gesellschaft für kontroverse Diskussionen. Die Kritik am Staatsbesuch war mehrheitlich deutsch und es wurde die Frage aufgeworfen, wie der Bundeskanzler und der Bundespräsident sich mit einem Mann treffen könne, der hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen, anti-israelischer Äußerungen und islamistischer Tendenzen in den Schlagzeilen stehen würde. Es wurden sogar Forderungen laut, Erdoğan solle ausgeladen werden, insbesondere nach seinen Äußerungen zum Angriff der Hamas auf Israel. Interessanterweise war vonseiten der türkischen Community in Deutschland wenig bis gar keine Stellungnahme zu hören. Dieses Schweigen innerhalb der deutsch-türkischen Gemeinschaft ist leider nicht neu.
In meinem hier veröffentlichten Video berichte ich über meine Erfahrungen im Gespräch mit deutsch-türkischen Bürgern. Umfragen haben gezeigt, dass ein großer Prozentsatz der hier lebenden Türken Erdoğan gewählt haben. Einige von ihnen sollen wohl ihre Entscheidung bereuen, da die Wahlversprechen Erdoğans bisher nicht eingehalten wurden, jedoch bezweifle ich, dass die Türken in Deutschland bei der nächsten Wahl Erdoğan abwählen werden.
Interessanterweise sagte mir ein türkischer Unternehmer, dass mancher, der hier Erdoğan verteidigt oder begeistert beschwört, dies nicht ausschließlich aus Bewunderung für den türkischen Präsidenten tut. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die türkischstämmige Community sich in Deutschland nicht vollständig akzeptiert fühlt und sich deshalb verstärkt zur Türkei hingezogen fühlt. Dies verdeutlicht ein tiefgreifendes Gefühl der Ablehnung gegenüber der deutschen Gesellschaft und der Suche nach einer kulturell und politisch vertrauten Identität. Die vielschichtigen Hintergründe und Emotionen, die in diesem Kontext zum Ausdruck kommen, verdeutlichen die Komplexität der Beziehungen zwischen der deutsch-türkischen Community und der deutschen Gesellschaft. Dies wirft wichtige Fragen bezüglich Integration, Identität und gesellschaftlichem Zusammenhalt auf, die dringend diskutiert werden müssen.
Türkischer Präsident Erdoğan droht Israel als „Kriegsverbrecher“ anzuklagen: Eskalation im Nahostkonflikt
Die Spannungen zwischen der Türkei und Israel haben mit der jüngsten Äußerung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan einen neuen Höhepunkt erreicht. Nachdem er zuvor die Hamas als „Befreiungsorganisation“ bezeichnet hatte, hat Erdoğan nun angekündigt, Israel als „Kriegsverbrecher“ einzustufen. Diese obskuren Behauptungen des türkischen Präsidenten sind ein weiteres Zeichen für seine Strategie der Täter- Opferumkehr und verdeutlichen die zunehmende Polarisierung der arabischen Staaten im Nahostkonflikt. Die Eskalation durch Erdoğans Äußerungen hat sowohl in der Region als auch international Besorgnis ausgelöst und wirft ein Schlaglicht auf die komplexen politischen und diplomatischen Herausforderungen, die mit dem Nahostkonflikt einhergehen.
Insbesondere für Deutschland ist der Kontakt mit der Türkei von hoher Relevanz, und Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist ein wichtiger Gesprächspartner. Auch wenn uns in Deutschland vieles an Erdoğan missfällt, ist ein regelmäßiger Dialog unumgänglich. Besonders im Hinblick auf das Migrationsgeschehen und den Umgang mit den in Deutschland lebenden Türken müssen Berlin und Ankara eng zusammenarbeiten.
Die Themen, die bei den Gesprächen zwischen Deutschland und der Türkei im Mittelpunkt stehen, sind von großer Bedeutung. Zum Beispiel die Ausbildung von Imamen in Deutschland und die schrittweise Reduzierung der Entsendung von Imamen aus der Türkei sind Themen, die für Deutschland keinen Aufschub dulden. Viele weitere Punkte sind längst überfällig und somit wird deutlich, dass Bundeskanzler Olaf Scholz und Präsident Erdoğan weiter im Gespräch bleiben müssen.
Allerdings gibt es auch Meinungsverschiedenheiten, die möglicherweise unüberbrückbar sind, insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit Israel. Erdoğan vertritt hier eine Position, die sich von der deutschen Sichtweise extrem unterscheidet. Während er die muslimische Welt als handlungsleitend betrachtet, ist für Scholz die deutsche Vergangenheit von entscheidender Bedeutung. Es ist nachvollziehbar, dass es hier zu Differenzen kommt. Dennoch wäre es wünschenswert, dass Erdoğan eine gewisse rhetorische Zurückhaltung an den Tag legt. Jedoch das Gegenteil geschieht.
„Als Chemiewaffen auf Kinder abgeworfen wurden, als zivile Siedlungen, darunter UN-Institutionen, angegriffen wurden und als humanitäre Helfer in Briefen um Hilfe baten, hätte für uns alle eine rote Linie überschritten sein müssen.“
Emine Erdoğan
Die Ankündigung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Israel wegen des Gazakrieges mit einer Klage auf internationaler Ebene zu konfrontieren, hat die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter belastet. Erdoğan erklärte, dass die Türkei zusammen mit über 2.000 Anwälten eine Anklage wegen Völkermordes gegen Israel vorbereiten werde. Diese Ankündigung erfolgte bei einer Rede auf einer Veranstaltung für Studenten in Istanbul. Der türkische Präsident betonte, dass die von Israel begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit international überwacht und untersucht werden müssen. Erdoğan drohte zudem, dass Israel den Preis für den Gazakrieg bezahlen werde.
Diese Äußerungen zeigen die offensichtlich realitätsfremde Haltung Erdoğans zu Israel und seine Entschlossenheit, die israelische Regierung politisch zu bekämpfen. Es ist unverkennbar, dass der türkische Präsident mit seiner Vorgehensweise den Ton in der arabischen Welt angeben will. Die türkische Position zu Israel spiegelt sich deutlich in Erdoğans Rhetorik wider, der den Staat Israel als einen „Terrorstaat“ bezeichnet und dies immer wieder betont hat. Erdoğan scheint nun den Konflikt für seine Zwecke zu missbrauchen, um seine „feuchten Träume“ einer „Groß-Türkei“ in die Tat umsetzen zu können.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel angesichts dieser Entwicklungen weiterentwickeln werden. Die internationalen Auswirkungen einer solchen Klage und deren mögliche Folgen für die diplomatischen Beziehungen zwischen den beteiligten Ländern sind von großer Bedeutung. Es wird entscheidend sein, wie die internationale Gemeinschaft und andere Akteure auf diese Entwicklungen reagieren und versuchen, eine Deeskalation in dieser bereits brisanten Situation herbeizuführen. Darüber hinaus wird es interessant sein zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland in der Folge dieser Ereignisse entwickelt und welchen Einfluss dies auf die gemeinsamen Interessen und Beziehungen beider Länder haben könnte. Aus meiner Sicht ist gerade jetzt die deutsch-türkische Community gefordert, hier klar Stellung zu beziehen. Wer einen deutschen Pass besitzt und als deutscher Staatsbürger alle Rechte genießt, hat auch die Pflicht, sich mit der besonderen Beziehung zwischen Deutschland und Israel zu befassen. Meine Forderung ist, dass die deutsch-türkischen Bürger sich hierzu klar und deutlich positionieren.
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