Es gibt Phasen im Leben, in denen wir uns selbst am meisten im Weg stehen. Wir zweifeln an uns, setzen uns unter Druck und haben das Gefühl, nicht genug zu sein – egal, was wir tun. Doch warum ist das so? Und vor allem: Wie können wir lernen, uns selbst so anzunehmen, wie wir sind? In diesem Artikel möchte ich dir meine eigene Erfahrung mit Selbstzweifeln und Perfektionismus erzählen und dir konkrete Wege aufzeigen, wie du aus diesem Kreislauf aussteigen kannst.
Der Druck, immer mehr zu leisten
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, in denen ich mich selbst enorm unter Druck gesetzt habe. Ich dachte, dass das, was ich tue – sei es privat oder beruflich – nicht ausreicht. Ich wollte immer noch besser werden, noch produktiver sein, noch perfekter arbeiten. Selbst wenn ich große Erfolge erzielte, hatte ich das Gefühl, dass sie nicht genug waren. Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch? Du erreichst etwas, aber anstatt dich darüber zu freuen, setzt du dir sofort das nächste Ziel, als wäre das Erreichte nicht wichtig genug.
Eines Tages begann ich, bewusst Tagebuch zu schreiben. Ich hielt fest, was ich getan habe, was mir gelungen ist und welche Herausforderungen ich gemeistert habe. Nach einiger Zeit erkannte ich, dass ich viel mehr erreicht hatte, als ich mir selbst zugestand. Und doch blieb dieses Gefühl, dass es nicht reicht. Ich stellte mir die Frage: Warum denke ich, dass ich nicht genug bin?
Woher kommen Selbstzweifel?
Als ich tiefer in meine Gedanken eintauchte, stellte ich fest, dass viele meiner Selbstzweifel aus meinem Umfeld kamen. Es gab Menschen, die Erwartungen an mich hatten – manchmal unausgesprochen, manchmal sehr direkt. Ich wollte es allen recht machen. Ich wollte für jeden da sein, jede Bitte erfüllen und keine Enttäuschung verursachen. Das Problem? Ich konnte nicht Nein sagen.
Vielleicht kennst du das auch: Man sagt Ja zu einer Aufgabe, obwohl man eigentlich überlastet ist. Man hilft jemandem, obwohl man selbst kaum noch Kraft hat. Man setzt sich für andere ein und bleibt selbst dabei auf der Strecke. Und irgendwann kommt der Punkt, an dem man merkt, dass man völlig ausgebrannt ist.
Der Schlüssel: Nein sagen und eigene Grenzen setzen
Die Erkenntnis, dass ich meine eigenen Bedürfnisse nicht ernst genug nahm, war hart. Aber sie war notwendig. Ich musste lernen, meine eigenen Grenzen zu setzen. Ich musste verstehen, dass mein Wert nicht davon abhängt, wie viel ich für andere tue. Und vor allem musste ich mir selbst erlauben, Nein zu sagen.
Nein zu sagen bedeutet nicht, egoistisch zu sein. Es bedeutet, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wenn du ständig die Erwartungen anderer erfüllst, aber dabei deine eigenen Bedürfnisse ignorierst, schadest du dir langfristig. Wahre Selbstannahme beginnt damit, dass du dich selbst respektierst – mit all deinen Stärken, aber auch mit deinen Grenzen.
Praktische Wege zur Selbstannahme
Eine der wirkungsvollsten Methoden, um sich selbst mehr anzunehmen, ist es, bewusst aufzuschreiben, was man täglich tut. Oft nehmen wir unsere eigenen Leistungen gar nicht wahr, weil wir immer nur die großen Erfolge sehen. Doch auch die kleinen Dinge zählen. Wenn du dir jeden Tag notierst, was du geschafft hast, wirst du überrascht sein, wie viel du tatsächlich leistest – oft ohne es zu merken. Es sind nicht nur die großen Projekte oder beruflichen Erfolge, sondern auch die kleinen Handlungen des Alltags, die einen Unterschied machen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, auf die eigene innere Stimme zu achten. Wie redest du mit dir selbst? Würdest du mit einem guten Freund so sprechen, wie du mit dir selbst sprichst? Falls nicht, dann ist es an der Zeit, deine Gedanken bewusst zu verändern. Statt dir immer wieder einzureden, dass du nicht gut genug bist, kannst du dir selbst sagen: „Ich gebe mein Bestes, und das ist genug.“ Es mag am Anfang ungewohnt sein, aber je öfter du positive Gedanken über dich selbst formulierst, desto stärker verinnerlichst du sie.
Ein großer Wendepunkt in meinem eigenen Leben war es, bewusst Nein zu sagen. Ich begann damit, kleine Anfragen abzulehnen, anstatt mich automatisch verpflichtet zu fühlen. Anfangs hatte ich Angst, Menschen zu enttäuschen, doch ich merkte schnell, dass es niemandem schadete, wenn ich meine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellte. Im Gegenteil: Ich fühlte mich freier und weniger gestresst. Nein zu sagen ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann – und je öfter man es tut, desto leichter fällt es.
Schließlich habe ich gelernt, meine Fehler anzunehmen, anstatt mich für sie zu verurteilen. Perfektion ist eine Illusion. Jeder macht Fehler, und genau das gehört zum Leben dazu. Anstatt mich für meine Fehler fertigzumachen, begann ich sie als wertvolle Lernmöglichkeiten zu betrachten. Wenn etwas nicht perfekt war, bedeutete das nicht, dass ich versagt hatte – es bedeutete nur, dass ich noch wachsen konnte. Und dieses Wachstum ist es, was uns als Menschen weiterbringt.
Du bist genug – so wie du bist
Selbstannahme ist ein Prozess. Es ist kein Ziel, das du von heute auf morgen erreichst. Aber es ist ein Weg, den du gehen kannst – Schritt für Schritt. Fang damit an, dir selbst zu erlauben, einfach zu sein. Ohne ständig etwas leisten zu müssen. Ohne dich mit anderen zu vergleichen. Ohne das Gefühl, nicht genug zu sein.
Denn du bist genug. Genau so, wie du bist.