Der britische Premierminister Keir Starmer hat angekündigt, dass Schüler im Vereinigten Königreich künftig den Holocaust als verpflichtenden Teil ihres Lehrplans kennenlernen werden. Bild: Plattform X

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das mich zutiefst bewegt und mit dem ich mich schon seit meiner Schulzeit auseinandersetze: die Erinnerung an den Holocaust und die Aufarbeitung dieser dunklen Zeit unserer Geschichte. Heute Morgen habe ich eine Nachricht gelesen, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Der britische Premierminister Keir Starmer hat angekündigt, dass Schüler im Vereinigten Königreich künftig den Holocaust als verpflichtenden Teil ihres Lehrplans kennenlernen werden, inklusive Besuchen in Auschwitz. Es ist ein mutiger Schritt, doch ich kann nicht umhin, mich zu fragen: Warum erst jetzt?

Ich gehöre zur Generation, die in den 70er und 80er Jahren zur Schule ging. Damals wurde der Holocaust natürlich im Geschichtsunterricht behandelt, aber ich muss gestehen, dass viele Informationen, die ich darüber habe, nicht aus dem Unterricht stammen, sondern von zu Hause. Meine Familie legte großen Wert darauf, mich aufzuklären, und wir besuchten auch Gedenkstätten wie Konzentrationslager, um die Erinnerung wachzuhalten. Doch in der Schule? Da war das Thema ein Teil des Lehrplans, sicher, aber eben nur das: ein Thema von vielen. Keine Klassenfahrt führte uns in ein Konzentrationslager, und es gab keine tiefergehende Auseinandersetzung mit den emotionalen und moralischen Dimensionen dieser menschlichen Katastrophe.

Und genau hier sehe ich ein großes Problem, das weit über meine eigene Schulzeit hinausgeht. In den letzten Jahrzehnten hat man viele Fehler gemacht. Antisemitismus, Israelhass und Judenfeindlichkeit nehmen weltweit zu, und ich bin der Meinung, dass dies teilweise auf eine unzureichende Aufklärung über den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus zurückzuführen ist. Wenn junge Menschen nicht verstehen, was in der Vergangenheit geschehen ist, wie sollen sie dann die Gegenwart und die Konflikte, die uns heute beschäftigen, richtig einordnen?

Was mich an der Ankündigung aus Großbritannien besonders bewegt, ist nicht nur der richtige Schritt, den der Premierminister hier geht, sondern auch die Dringlichkeit, die ich darin erkenne. Angesichts der aktuellen Lage – insbesondere der verstärkten Demonstrationen gegen Israel und der wachsenden Feindseligkeit – ist Bildung eine der wenigen Waffen, die wir haben, um Hass zu bekämpfen. Keir Starmer hat dies erkannt und handelt. Ich frage mich: Warum nicht auch Deutschland? Warum werden solche umfassenden Maßnahmen, wie sie nun in Großbritannien geplant sind, nicht längst weltweit umgesetzt?

Die Entscheidung Großbritanniens, 350 Waffenausfuhrlizenzen nach Israel auszusetzen, hat in der jüdischen Gemeinschaft großen Zorn hervorgerufen. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ein Schritt, der vielleicht als politisches Statement gedacht war, andererseits ein Schritt, der bei jenen, die von Hass auf Israel und die jüdische Bevölkerung getrieben sind, als Erfolg gewertet werden könnte. Oberrabbiner Ephraim Mirvis hat recht, wenn er sagt, dass diese Entscheidung unseren Feinden nur Mut machen könnte. Denn in einer Zeit, in der Israels Existenzrecht erneut in Frage gestellt wird, brauchen wir jede erdenkliche Unterstützung – nicht weniger.

Ich finde es wichtig, dass Bildung gegen Antisemitismus nicht nur als Prävention verstanden wird, sondern als etwas, das die Identität junger Menschen formt. Nur wenn wir verstehen, was geschehen ist, können wir die richtigen Lehren für die Zukunft ziehen. Der Holocaust darf niemals in Vergessenheit geraten, und er darf sich unter keinen Umständen wiederholen. Das ist die Verantwortung, die wir tragen – nicht nur als Juden, sondern als Menschen.

Doch warum hat es so lange gedauert, bis sich Regierungen endlich bewegen? Und warum erst jetzt, wo der Hass auf Israel weltweit immer lauter wird? Die Antwort ist nicht leicht, aber vielleicht liegt sie auch in der Bequemlichkeit, sich nicht mit den tiefen Wurzeln dieses Hasses auseinandersetzen zu wollen. Antisemitismus ist kein Problem, das über Nacht entstanden ist. Er zieht sich durch die Geschichte, und wenn wir ihm nicht entschlossen entgegentreten, wird er immer wieder aufkeimen.

Ich hoffe, dass auch in Deutschland und weltweit ähnliche Maßnahmen ergriffen werden, wie sie nun in Großbritannien geplant sind. Es reicht nicht aus, die Geschichte zu lehren – sie muss auch gefühlt und verstanden werden. Nur so können wir verhindern, dass sich die Schrecken der Vergangenheit wiederholen. Und nur so können wir unseren Kindern eine Zukunft bieten, in der Toleranz, Respekt und Menschlichkeit an erster Stelle stehen.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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