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Episode 13: Die Stille trügt – Russen auf dem Weg zum Versteck
Schimon wollte Antworten finden. Er wollte wissen, ob er das Kästchen, also die Zeitreisen, mental beeinflussen konnte. War es möglich, den Ort, die Zeit und die Rückkehr zu bestimmen? Diese Ungewissheit nagte an ihm. Er trank noch einmal einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse und begann, sich zu konzentrieren. Er wollte wissen, wie es mit seiner Familie im Wald weiterging. Seine letzte Reise hatte ihn zu jener kalten Waldarbeiterhütte geführt, wo Herr Lontke, Emilie und die Kinder sich notdürftig eingerichtet hatten. Die Kälte, das Knistern des Ofens, die Angst – all das lag noch spürbar in seinem Inneren. Doch er wusste: Das war nicht das Ende ihrer Flucht gewesen. Irgendetwas…
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Episode 10: Verlorene Hoffnung im eisigen Wald
Schimon stand einige Meter entfernt von der halb geöffneten Tür der Waldarbeiter-Hütte. Die eisige Luft brannte in seinen Lungen, und seine Füße versanken knirschend im hohen Schnee. Ein frostiger Windstoß trieb feine Schneekristalle über den hartgefrorenen Boden und ließ sie in der Dunkelheit glitzern. Die karge Winterlandschaft wirkte bedrohlich still, nur das entfernte Knacken vereister Äste unterbrach die gespenstische Stille. In der Hütte flackerte ein schwaches Licht, das sich kaum gegen die Finsternis behaupten konnte. Er spähte durch die Lücke der Tür und ließ seinen Blick in die spärlich beleuchtete Hütte gleiten. Da er aus seinen bisherigen Zeitreisen wusste, dass man ihn nicht sehen konnte, trat er vorsichtig näher an…
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Episode 9: Gesang im eisigen Dunkel – Eine Nacht zwischen Leben und Tod
Schimon wachte um 4:45 Uhr auf. Seine normale Zeit zum Aufstehen. Doch heute war es anders. Er war sofort wach, sein Herz raste, als würde es gegen seine Brust hämmern. Sein erster Gedanke galt dem Kästchen. Die Stille der Nacht umgab ihn, doch in seinem Kopf herrschte ein Sturm aus Neugier und Unruhe. Er konnte nicht mehr schlafen. Das Kästchen. Es ließ ihn nicht los. Am Abend hatte er es wieder in den Schrank gestellt, doch seine Gedanken kreisten unaufhörlich um diese Möglichkeit, seine Familiengeschichte intensiver zu entdecken. Leise schob er die Decke beiseite und setzte sich auf. Das Zimmer war still, nur das leise Ticken der Wanduhr war zu…
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Episode 8: Erinnerungen und Verluste – Schimons Reise in die bewegte Vergangenheit seiner Familie
Oswald nahm den Brief wieder in die Hand und las mit fester Stimme den nächsten Abschnitt vor: „Es wurde ein Rundschreiben an alle Apotheken und Drogerien geschickt, dass diesem ‚Judenbengel‘ niemand etwas abkaufen solle. Mein Umsatz wurde durch dieses Treiben auf zwei Drittel gekürzt, sodass ich noch ein Drittel Umsatz hatte. Ich musste notgedrungen mein Hausgrundstück und dann später mein sehr gut funktionierendes Geschäft für billiges Geld verkaufen.“ Ein Schaudern lief durch Schimon, als er diese Worte hörte. Er konnte sich die Verzweiflung seines Großvaters Oswald lebhaft vorstellen – das Gefühl, alles zu verlieren, wofür man gearbeitet hatte. Emilie schluckte schwer und schloss die Augen. „Ich habe diesen Tag nie…
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Episode 5: Oswalds mutiger Weg ins Ungewisse
Oswald stand bei einem anderen Mann, der kleiner war, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und einem freundlichen Lächeln. Das musste Hans Schonath sein. Schimon folgte ihnen vorsichtig, als sie sich in Richtung eines Büros bewegten. Er konnte jedes Detail der Szene wahrnehmen – das Knarren der Dielen unter ihren Schritten, das leichte Quietschen der Bürotür, als sie hinter ihnen ins Schloss fiel. Er schlüpfte mit in das Büro, obwohl er wusste, dass ihn niemand bemerken würde. Im Büro herrschte eine warme, fast familiäre Atmosphäre. An den Wänden hingen gerahmte Bilder von der Fabrik und alte Werbeanzeigen. Ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz stand in der Mitte des Raumes, darauf eine Schreibmaschine…
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Episode 3: Das Rätsel um das Kästchen
Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier begann Schimon, die ersten Dokumente aus dem Koffer herauszunehmen. Sein Blick fiel auf ein altes Couvert, das leicht vergilbt war. Vorsichtig zog er ein Schriftstück heraus. Die Buchstaben, sorgsam mit einer Schreibmaschine getippt, wirkten wie ein Echo aus einer anderen Zeit. Er legte das Dokument behutsam auf den Schreibtisch – ein Lebenslauf, fein säuberlich aufgesetzt. Daran befestigt mit einer Büroklammer ein Brief an das Landratsamt. Schimon überflog die Zeilen. Es war ein Antrag auf Wiedergutmachung, in dem sein Großvater schrieb, wie er durch die Nationalsozialisten alles verloren hatte. „Ich wurde verfolgt, meiner Firma beraubt und meines Hauses enthoben“, las Schimon leise vor. Die…
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Episode 2: Der erste Blick in die Vergangenheit
Ein schrilles Klingeln durchbrach die morgendliche Stille. Schimon fuhr hoch, sein Herz hämmerte unruhig in seiner Brust. Der Wecker, der für gewöhnlich nur selten zum Einsatz kam, hatte ihn heute aus einem unruhigen Schlaf gerissen. Normalerweise war er ein Frühaufsteher, jemand, der die Stille des frühen Morgens schätzte. Doch in der vergangenen Nacht hatte ihn eine seltsame Unruhe wachgehalten – ein unbestimmtes Gefühl, das tief in ihm zu lodern schien. Die Müdigkeit lag schwer auf ihm, als er sich aus dem Bett schälte und in die Küche schlurfte. Das Summen der Kaffeemaschine begleitete ihn, während der Duft frisch gemahlener Bohnen den Raum erfüllte. Mit der dampfenden Tasse in der Hand…
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Episode 1: Der Alukoffer – Ein Erbe voller Geheimnisse
Es war eine jener stillen, endlosen Nächte, in denen Gedanken schwerer wiegen als Schlaf. Schimon saß an seinem Schreibtisch, das warme Licht der Lampe zeichnete weiche Schatten an die Wände. Der Laptop vor ihm summte leise, ein beständiger Klang, der die Stille des Hauses nur noch unterstrich. Auf dem Bildschirm flackerten Bilder seiner Familie, Momentaufnahmen aus längst vergangenen Zeiten. Lachende Gesichter, Ausflüge an den Ebnisee, Geburtstagsfeiern – jedes Bild ein Fragment einer Geschichte, die es wert war, bewahrt zu werden. Die Uhr an der Wand zeigte bereits halb eins. Schimon wusste, dass er ins Bett gehen sollte. Der morgige Tag versprach geschäftig zu werden, und sein Körper brauchte mindestens sechs…
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Schimons Zeitreise: Eine Fortsetzungsgeschichte über Familie, Vergangenheit und Selbstfindung
Tauche ein in eine Reise durch die Zeit, die Dich in die berührende und spannende Welt meiner Familie entführt. Erfahre, wie sich wahre Begebenheiten und fesselnde Fantasie zu einem einzigartigen Mosaik verweben. Schon als Kind habe ich die Geschichten meines Vaters über unsere Familie mit einer Mischung aus Faszination und Ehrfurcht gehört. Die Geschichten über meinen Großvater Oswald Winkler, der sich mutig den Herausforderungen des Lebens stellte, haben mich nachhaltig geprägt. Heute, viele Jahre später, habe ich beschlossen, diese Geschichten nicht nur festzuhalten, sondern sie in einer einzigartigen Weise lebendig werden zu lassen: durch meine Fortsetzungsgeschichte „Schimons Zeitreise“. Die Idee, die eigenen Wurzeln durch eine Fantasiegeschichte neu zu entdecken, entstand…
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Ein Familienerbe: Widerstand und Enteignung in der NS-Zeit
In meiner Familie gibt es eine Geschichte, die mich seit meiner Kindheit fasziniert und die ich heute mit euch teilen möchte. Es ist die Geschichte meines Großvaters Oswald Winkler, eines mutigen Unternehmers, der sich gegen die Nationalsozialisten stellte und dafür einen hohen Preis zahlte. Im Jahr 1928 übernahm mein Großvater ein Unternehmen für pharmazeutische und kosmetische Artikel, das er unter dem Namen „Waldix Vertrieb“ in Bad Blankenburg eintragen ließ. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der etwa 30 Handelsvertreter in ganz Deutschland beschäftigte und ein schönes Anwesen mit Villa, Geschäftshaus und Garage besaß. Doch mein Großvater war kein Mitläufer. Er verweigerte sich der NSDAP, hisste keine Hakenkreuzfahne und schickte seine Kinder…