Kulinarik

Weißkohl im Winter: Eine Liebeserklärung mit kleinem Verzicht

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, könnte ich Weißkohl eigentlich immer essen. Es ist diese einfache, ehrliche Kost, die mich erdet. Selbst im Hochsommer, wenn andere nach leichten Blattsalaten und Tomaten greifen, verspüre ich oft diesen Appetit auf die knackige Struktur des Kohls. Doch in diesem Punkt herrscht bei uns zu Hause eine liebevolle, aber strenge Ordnung. Meine Frau erinnert mich dann immer daran, dass der Kohl ein Wintergericht ist. Und sosehr ich im ersten Moment auch widersprechen möchte, tief in mir weiß ich, dass sie recht hat. Die Natur hat sich etwas dabei gedacht, uns dieses robuste Gemüse gerade dann zu schenken, wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden. Es ist das Warten, das den Genuss am Ende so besonders macht, und jetzt, wo der Winter wirklich Einzug gehalten hat, darf ich meiner Leidenschaft endlich wieder freien Lauf lassen.

Ein heimisches Superfood für Körper und Seele

Es fasziniert mich immer wieder, welche Kraft in diesen unscheinbaren, festen Köpfen steckt. Wir suchen oft nach exotischen Lösungen für unsere Gesundheit, dabei wächst das Wahre direkt vor unserer Haustür. Weißkohl ist für mich weit mehr als nur eine Beilage; er ist ein Beschützer in der kalten Jahreszeit. Man sagt ihm nach, er sei eine wahre Vitamin-C-Bombe, die unser Immunsystem gerade jetzt stärkt, wenn der kalte Wind um die Hausecken pfeift. Aber ich spüre auch, wie gut er mir innerlich tut. Die wertvollen Ballaststoffe und die Senföle, die ihm diesen unverwechselbaren Charakter geben, sind wie Balsam für den Magen. Es fühlt sich an, als würde der Kohl den Körper von innen heraus aufräumen und wärmen, eine fast schon heilende Wirkung, die man mit jedem Bissen spürt. Dieses Wissen macht für mich den Geschmack noch intensiver, denn ich esse nicht nur, um satt zu werden, sondern um mir etwas Gutes zu tun.

Die Geduld beim Schneiden und das Geheimnis des Dünstens

Die Zubereitung ist für mich fast wie eine kleine Meditation. Ich liebe es, wenn der Kohl ganz fein geschnitten ist, fast so dünn wie Papier. Es erfordert Konzentration und Ruhe, das Messer durch die festen Blätter zu führen, und allein dieses Geräusch, das Knacken und Schneiden, ist Musik in meinen Ohren. Doch mein persönliches Geheimnis für den perfekten Salat liegt in einem Schritt, den viele vielleicht auslassen: Ich dünste die feinen Streifen ganz kurz an. Nur einen Moment lang, damit sie ihre Rohheit verlieren, aber ihren Biss behalten. Erst danach kommen gutes Öl, etwas Essig und die Gewürze hinzu. Der wichtigste Akteur bei diesem Rezept ist jedoch die Zeit. Ein guter Krautsalat darf nicht gehetzt werden. Er muss ziehen, ruhen und sich setzen, damit sich die Aromen verbinden können. Diese Geduld zu haben, während der Duft schon in der Küche hängt, ist die schönste Vorfreude.

Ein Kompromiss aus Liebe

Wenn es dann ans Würzen geht, stehe ich jedes Mal vor einer kleinen inneren Zerrissenheit. Ich bin ein großer Freund des Kümmels. Für mich gehört er untrennbar zum Kohl dazu, nicht nur wegen der Bekömmlichkeit, sondern wegen dieses urigen, würzigen Geschmacks, den ich so schätze. Doch meine Frau mag absolut keinen Kümmel. In solchen Momenten wird mir klar, dass Kochen auch immer ein Akt der Fürsorge und des Miteinanders ist. Was nützt mir der perfekte Salat nach meinem Kopf, wenn der Mensch, den ich liebe, ihn nicht genießen kann? Also lasse ich den Kümmel weg. Ich verzichte ihr zuliebe, und seltsamerweise schmeckt es mir trotzdem, vielleicht sogar noch besser, weil ich weiß, dass wir ihn gemeinsam genießen können. Es sind diese kleinen Kompromisse im Alltag, die zeigen, was wirklich zählt. Mich würde sehr interessieren, wie ihr das handhabt: Gibt es bei euch auch Zutaten, auf die ihr dem Partner zuliebe verzichtet, oder setzt ihr euren Geschmack durch? Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie ihr das in eurer Küche löst.

Euer Schimon


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Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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