Kunst

Wenn ein Stein zum Leben erwacht: Was uns ein gemeißelter Fuß über das Wunder der Bewegung lehrt

Der Gang im Krankenhaus war kühl und funktional, geprägt von dem typischen Geruch nach Desinfektionsmitteln und dem rhythmischen Quietschen von Gummisohlen auf dem Linoleum. Ich begleitete meine Frau, und während wir in dieser sterilen Umgebung warteten, schweifte mein Blick umher, auf der Suche nach etwas, das die klinische Strenge durchbrechen könnte. Inmitten dieser Welt aus Diagnosen und Therapien stieß ich plötzlich auf eine kleine Ausstellung von Skulpturen, die so gar nicht in die geschäftige Hektik des medizinischen Betriebs zu passen schienen. Besonders ein Werk fesselte meine Aufmerksamkeit sofort: Ein aus massivem Stein gemeißelter Fuß, der auf einer einfachen Säule ruhte. Es war faszinierend zu beobachten, wie die Kunst hier einen Raum einnahm, der normalerweise nur der Funktionalität vorbehalten ist. Der raue Stein bildete einen starken Kontrast zur Weichheit der menschlichen Form, die er darstellte, und doch wirkte das Abbild erstaunlich lebendig. In diesem Moment wurde mir wieder einmal bewusst, wie vielschichtig Kunst uns ansprechen kann, gerade dann, wenn wir uns an Orten befinden, die uns mit unserer eigenen Verletzlichkeit konfrontieren.

Die Zerbrechlichkeit und Kraft unseres Fundaments

Beim Betrachten der steinernen Zehen und des kräftig ausgearbeiteten Spanns begannen meine Gedanken zu wandern. Wir nehmen es meist als völlig selbstverständlich hin, dass unser Körper uns durch den Tag trägt, uns an die Orte bringt, die wir lieben, und uns die Freiheit schenkt, uns im Raum zu bewegen. Doch wer schon einmal Probleme mit dem Bewegungsapparat hatte, weiß, wie schnell dieses Fundament ins Wanken geraten kann. Wenn das Sprunggelenk streikt oder jeder Schritt zur Qual wird, offenbart sich erst die wahre Komplexität unserer Biologie. Es ist ein hochkomplexes Zusammenspiel aus Knochen, Sehnen und Bändern, eine perfekte Harmonie, die wir im gesunden Zustand kaum würdigen. Der Künstler hatte es geschafft, diese Kraft und gleichzeitig die feine Abstimmung in diesem harten Material einzufangen. Es war mehr als nur eine Dekoration in einer Fachabteilung, es war eine Hommage an die Ingenieurskunst der Natur, die wir tagtäglich bewohnen, ohne ihr die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn der Körper zur Kunstgalerie wird

Diese Begegnung im Flur der Klinik hat mich tief bewegt und mir eine neue Perspektive auf das Thema Gesundheit eröffnet. Oft betrachten wir unseren Körper wie eine Maschine, die einfach funktionieren muss, und ärgern uns, wenn ein Teil repariert werden muss. Doch eigentlich ist jeder von uns ein lebendiges Kunstwerk, das aus unzähligen Details besteht, die nahtlos ineinandergreifen. Die Skulptur erinnerte mich daran, dass Schönheit und Funktionalität untrennbar miteinander verbunden sind. Während ich dort stand und auf meine Frau wartete, wandelte sich meine Sorge in eine tiefe Dankbarkeit für die Wunderwerke, die wir oft erst im Moment des Stillstands bemerken. Es braucht manchmal den harten Stein, um uns die Weichheit und Kostbarkeit des Lebens vor Augen zu führen. Wir sollten öfter innehalten und das Zusammenspiel unserer Glieder bewundern, bevor uns ein Schmerz dazu zwingt. Hast du auch schon einmal einen Moment erlebt, in dem dir durch eine Verletzung oder ein Kunstwerk erst richtig bewusst wurde, wie faszinierend dein eigener Körper eigentlich gebaut ist? Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir deine Gedanken und Erfahrungen dazu unten in die Kommentare schreibst.

Euer Schimon


Entdecke mehr von Schimons Welt

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

Kommentar verfassen