Das Fest der Tempelweihe, die Erfindung von Weihnachten und meine Rückkehr zu den Wurzeln
Wenn der kalte Winterwind durch die Gassen von Jerusalem pfeift und die Steinmauern des Tempelbergs in ein graues Licht taucht, fühle ich mich den Berichten des Johannesevangeliums besonders nah. In diesen Zeilen lesen wir von einer Szene, die so schlicht wie bedeutsam ist: Jeschua ging im Tempel auf und ab, in der Halle Salomos, während das Fest der Tempelweihe gefeiert wurde. Es ist faszinierend zu sehen, dass es dort keine prunkvollen Inszenierungen oder komplizierten Liturgien gab, die wir heute mit der Weihnachtszeit verbinden würden. Es war einfach Winter, und Jeschua war dort, wo sein Volk war. Diese Momente der Stille und der klaren Zugehörigkeit sind es, die mich heute beschäftigen, wenn ich die glitzernde Welt der modernen Feiertage betrachte. Ich spüre immer deutlicher, dass hinter dem gewaltigen kulturellen Phänomen, das wir heute Weihnachten nennen, eine Geschichte steckt, die viel jünger und viel konstruierter ist, als viele Menschen vermuten würden. Es ist eine Geschichte von menschlichen Entscheidungen, von Berechnungen und von einer allmählichen Abkehr von dem, was am Anfang stand.
Eine künstliche Zeitrechnung und die Erfindung eines Festes
Wenn wir die ersten drei Jahrhunderte nach Jeschua betrachten, finden wir eine bemerkenswerte Leere, was das Weihnachtsfest betrifft. Die frühen Anhänger Jeschuas, die noch ganz selbstverständlich in den jüdischen Traditionen lebten, hatten keinen festen Tag für die Geburt ihres Messias. Für sie standen das Pascha-Fest und die Erwartung seiner Wiederkunft im Zentrum, nicht ein jährliches Geburtstagsfest. Erst im vierten Jahrhundert tauchen die ersten klaren Belege dafür auf, dass die Kirche in Rom begann, den 25. Dezember als festes Datum zu etablieren. Es war im Grunde eine recht neue Erfindung, die aus einer rein menschlichen Logik heraus entstand. Man suchte nach einem symbolischen Datum und rechnete von der angenommenen Empfängnis am 25. März einfach neun Monate weiter. Historisch gesehen war dies ein bewusster Versuch, eine eigenständige Identität zu schaffen, die sich oft ganz gezielt von den jüdischen Wurzeln abgrenzte. Dass dieses Datum zudem in eine Zeit fiel, in der im römischen Reich ohnehin Winterfeste wie der Sol Invictus gefeiert wurden, macht deutlich, dass Weihnachten eher ein kulturelles und politisches Produkt seiner Zeit war als ein biblisch überliefertes Gebot.
Die Freiheit der Wahl und der Respekt vor der Tradition
Ich verstehe vollkommen, warum dieses Fest für so viele Menschen heute eine tiefe Bedeutung hat. Es ist eine Zeit der Wärme, der Familie und der Lichter in einer dunklen Jahreszeit. Wenn Christen diesen Tag feiern, Geschenke austauschen und ihre Häuser schmücken, dann ist das eine gewachsene Kultur, die ich respektiere. Die Bräuche rund um den Tannenbaum, der seine Wurzeln in mittelalterlichen Spielen über das Paradies hat, oder die weihnachtliche Bescherung, die erst durch die Reformation ihre heutige Form erhielt, haben eine eigene Schönheit entwickelt. Doch für mich persönlich hat dieser Tag keine religiöse Bedeutung mehr. Ich sehe darin eine Tradition, die sich weit von dem entfernt hat, was in der Säulenhalle Salomos geschah. Es ist für mich völlig in Ordnung, dass die Welt diesen Weg gegangen ist, aber ich habe mich dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich möchte nicht mehr Teil einer Entwicklung sein, die ich als eine Art historische Abzweigung empfinde, sondern ich möchte dort stehen bleiben, wo alles begann. Es ist meine ganz persönliche Entscheidung, mich nicht von den Traditionen leiten zu lassen, die erst Jahrhunderte später erfunden wurden, sondern nach der ursprünglichen Quelle zu suchen.
Warum mein Herz heute für Chanukka schlägt
Für mich steht heute Chanukka im Mittelpunkt, und das ist eine bewusste Entscheidung für meine eigenen Wurzeln. Wenn ich an die Wiedereinweihung des Tempels denke und an das Licht, das in der Dunkelheit der Verfolgung nicht erlosch, dann fühle ich eine Verbindung zu meiner Geschichte und zu Jeschua, die kein künstlich geschaffener Feiertag mir geben kann. In Johannes 10 wird Chanukka nur als Zeit- und Ortsmarke erwähnt, aber gerade diese Nüchternheit zeigt mir, wie fest Jeschua in dieser Welt verankert war. Er brauchte keine neuen Feste und kein neues Volk, denn er war gekommen, um das zu erfüllen, was Haschem seinem Volk Israel versprochen hatte. Wenn ich heute die Lichter von Chanukka entzünde, dann tue ich das nicht, weil es eine weihnachtliche Stimmung erzeugen soll, sondern weil ich zurückkehren möchte zu dem, was echt und ursprünglich ist. Es ist die Suche nach einer Identität, die nicht auf kirchenpolitischen Entscheidungen des vierten Jahrhunderts basiert, sondern auf der Treue zu den Schriften. Diese Rückkehr zu den Wurzeln gibt mir einen Frieden, den ich in den modernen Traditionen nicht finden konnte. Es ist der Weg, für den ich mich entschieden habe, weil ich glaube, dass die Wahrheit oft in der Einfachheit der Anfänge liegt.
Mich würde nun sehr interessieren, wie Du über diese bewusste Entscheidung denkst und ob Du auch schon einmal gespürt hast, dass manche Traditionen eher wie eine Überlagerung der eigentlichen Botschaft wirken. Hast Du Dich selbst schon einmal für einen Weg abseits der gewohnten Pfade entschieden, um Deinem Glauben näher zu kommen? Schreib mir Deine Gedanken dazu bitte unten in die Kommentare.
Euer Schimon
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