Kunst

Kunst die bewegt – Ein Blick, der vertraut wirkt

Vor vielleicht zwei Jahren bin ich zufällig über dieses Bild gestolpert. Es war in den Kleinanzeigen ausgeschrieben, schlicht als „zu verschenken“. Mehr stand nicht dabei. Kein Künstlername, keine Geschichte, nur ein Foto – und etwas an dieser Landschaft berührte mich sofort. Als wir dann feststellten, dass das Bild in einem Nachbarort abzuholen war, habe ich nicht lange gezögert. Ich packte ein kleines Dankeschön ein und machte mich auf den Weg, neugierig und ein wenig aufgeregt, denn ich wollte das Gemälde unbedingt aus der Nähe sehen.

Der Besitzer öffnete mir freundlich die Tür. Er war gerade dabei, den Haushalt seiner Eltern aufzulösen, ein trauriger und zugleich notwendiger Schritt im Leben vieler Menschen. Man sah ihm an, dass ihm dieses Bild vielleicht nie besonders viel bedeutet hatte, aber wegwerfen wollte er es auch nicht. Dafür war es zu schön. Er erzählte mir, dass er weder den Künstler kannte noch etwas über den Ort wusste, den er gemalt hatte. Es war einfach da, über Jahre hinweg, ohne erklärtes Zuhause, ohne Geschichte, die mitgegeben werden konnte. Öl auf Holzplatte, mehr Informationen gab es nicht.

Als ich das Bild zum ersten Mal in den Händen hielt, war da sofort dieses Gefühl von Vertrautheit. Die Farben, das Licht, die Hügel – etwas daran erinnerte mich an unsere Gegend. Der Blick in die Landschaft wirkt so selbstverständlich, als könnte man selbst dort entlanglaufen, den Weg hinunter, hinein in die Senke, über die Felder hinweg. Und im Hintergrund die Berge, leicht dunstig, weich, in einer Reihung, die mich immer wieder an das Neckartal denken lässt. Sicher bin ich mir nicht. Vielleicht spielt sich das Landschaftsbild irgendwo ganz anders ab. Aber genau dieses Nichtwissen macht das Gemälde für mich so anziehend. Es trägt ein Geheimnis in sich – und dieses Geheimnis lebt in jedem Vorbeigehen neu auf.

Seitdem hängt das Bild bei uns zu Hause, an einem Ort, an dem ich oft vorbeikomme. Manchmal bleibe ich kurz stehen, manchmal streift nur mein Blick darüber, aber immer entsteht dieser kleine Moment der Frage: Wo hat der Maler gesessen? Wie lange hat er dort verweilt? Was hat ihn an dieser Landschaft so bewegt, dass er sie festhalten wollte? Die Antwort wird wohl für immer offen bleiben, und seltsamerweise fühlt sich genau das richtig an.

Nun habe ich mit KI versucht, diesem Werk einen Atemzug zu geben. Ganz behutsam, nur so viel Bewegung, wie die Landschaft selbst hergeben würde, wenn man sie in Gedanken weiterführt. Das Rauschen der Bäume, ein leichtes Wandern des Lichts, die Tiefe der Hügel, die sich ein wenig öffnet. Es ist erstaunlich, wie ein Bild, das so lange still war, plötzlich eine leise Lebendigkeit bekommt. Und als ich das Ergebnis zum ersten Mal sah, war mir sofort klar, dass dieses Gemälde unbedingt zu meiner Serie Kunst die bewegt gehört.

Hier findest du das animierte Bild – ein kleiner Versuch, einem Fundstück aus einem aufgelösten Haushalt ein neues, warmes Zuhause zu geben. Und vielleicht spürst du beim Betrachten ja denselben vertrauten Ton, der mich jedes Mal begleitet.

Am Ende steht für mich die einfache Freude darüber, dass dieses Bild nicht im Sperrmüll gelandet ist, sondern weiterlebt. Erst an unserer Wand, jetzt auch in dieser Serie. Und vielleicht auch in dir, für einen kurzen Moment.


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Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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