Sukkot erinnert uns daran, dass wir alle, egal wie unterschiedlich unsere Lebensumstände sein mögen, letztlich gemeinsam unter demselben Himmel leben. Bild: Peter Winkler

Sukkot ist eines der Feste, das mich jedes Jahr auf besondere Weise berührt. Dieses Jahr haben mein Sohn und ich unsere Sukka auf unserer Terrasse aufgebaut – ja, wir waren etwas spät dran, aber rechtzeitig zum Festabend stand sie dann doch bereit, geschmückt mit Lichterkette und Obst zur Deko. Der Anblick der Sukka, der einfachen Hütte mit den leichten Wänden und dem offenen Dach, erinnert mich immer wieder daran, wie wichtig Bescheidenheit und das Gefühl von Verbundenheit sind. Wir bauen diese Hütten, um uns an die Zeit der Wüstenwanderung zu erinnern, als unsere Vorfahren in solchen provisorischen Behausungen lebten – mit tiefem Vertrauen in Haschem.

Am Abend des Erew Sukkot bekamen wir Besuch, und es war eine Freude, einige unserer Enkelkinder dabei zu haben. In solchen Momenten spüre ich die Bedeutung von Sukkot noch viel tiefer: Es geht nicht nur darum, eine Sukka zu bauen, sondern sie mit Leben zu füllen. Es sind die Gespräche, das Lachen der Kinder, das gemeinsame Gebet und das Beisammensein, die die Sukka zu einem lebendigen Ort machen.

Wir waren dann gemeinsam in der Online-Übertragung des Gottesdienstes unserer Synagoge. Obwohl wir nicht vor Ort sein konnten, hat es sich trotzdem festlich und verbunden angefühlt. Die Bedeutung von Sukkot ist eben nicht auf den Ort beschränkt, sondern es geht darum, das Gefühl von Dankbarkeit, Freude und Zusammenhalt mitzunehmen, egal wo man ist. Danach haben wir gemeinsam in der Sukka gegessen. Das erste Essen in der Sukka ist immer besonders – man spürt die Frische der Luft, schaut in den Himmel durch das Schach, das Dach aus Zweigen, und fühlt sich ein wenig näher an der Natur und vielleicht auch ein wenig näher bei G’tt.

Als es später zu kalt wurde, sind wir nach drinnen gegangen. Auch das gehört dazu: Die Sukka ist ein Ort der Besinnung und des zeitweiligen Verweilens, keine feste Behausung. Sie erinnert uns daran, dass das Leben vergänglich ist, dass wir manchmal den Komfort aufgeben müssen, um zu erkennen, worauf es wirklich ankommt. Die Vergänglichkeit der Hütte zeigt uns, dass unser wahres Zuhause nicht aus Stein und Ziegeln besteht, sondern aus den Menschen, die uns umgeben, und der Liebe, die wir teilen.

Sukkot wird oft als das Fest der Freude bezeichnet, und ich spüre diese Freude besonders in den kleinen Momenten – wenn wir gemeinsam Gebete sprechen, wenn die Enkel voller Neugier Fragen stellen, wenn wir zusammen unter freiem Himmel sitzen und die Schönheit der Natur erleben. Es geht darum, dankbar zu sein für all das, was Haschem uns schenkt, dankbar zu sein für all das Gute, das wir erhalten haben, und diese Dankbarkeit mit den Menschen zu teilen, die uns wichtig sind.

Sukkot erinnert uns daran, dass wir alle, egal wie unterschiedlich unsere Lebensumstände sein mögen, letztlich gemeinsam unter demselben Himmel leben. In der Sukka sind wir verwundbar und doch geschützt, einfach und doch reich beschenkt – durch die Gegenwart derer, die wir lieben, und durch den Glauben, der uns trägt.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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