Archäologische Sensation in Jerusalem: Das Geheimnis der zerstörten Stadtmauer
Jerusalem schafft es immer wieder, mich völlig sprachlos zu machen. Man könnte meinen, in dieser Stadt sei schon jeder Stein dreimal umgedreht worden, doch dann kommt plötzlich eine Nachricht aus dem Davidsturm-Museum, die alles verändert. Bei den Vorbereitungen für einen neuen Museumsflügel sind die Archäologen tief im Kishle-Komplex auf einen gigantischen Schatz gestoßen, der uns direkt in die jüdische Geschichte zurückversetzt. Es ist ein Fund, der nicht nur Archäologen begeistert, sondern jeden, der das Herz dieser Stadt verstehen will.
Ein gewaltiger Fund aus der Zeit der Makkabäer
Im Zentrum der Entdeckung steht ein beeindruckender Abschnitt der Jerusalemer Stadtmauer aus der Hasmonäerzeit. Wir reden hier von einer massiven Befestigungsanlage, die im späten zweiten Jahrhundert vor Christus erbaut wurde. Die Dimensionen sind schlichtweg überwältigend, denn das freigelegte Segment ist über 40 Meter lang und stolze fünf Meter breit. Ursprünglich ragte diese Mauer wohl über zehn Meter in die Höhe und galt in antiken Quellen als absolut uneinnehmbar. Der Historiker Josephus hat genau diesen Abschnitt als die Erste Mauer beschrieben, die den Berg Zion und die Davidsstadt schützte. Es ist eines der am besten erhaltenen Segmente, die jemals in Jerusalem gefunden wurden, und die großen, schweren Steine mit ihren typischen Rändern erzählen von einer unglaublichen Baukunst. Dass wir heute auf genau diese Steine blicken können, die schon zur Zeit der Hasmonäerkönige standen, ist ein echtes Gänsehaut-Erlebnis.
Wer hat diese Festung zerstört?
Doch die Geschichte wird noch viel spannender und gleicht fast einem historischen Kriminalroman. Die leitenden Archäologen Dr. Amit Re’im und Dr. Marion Zindel haben nämlich festgestellt, dass diese massive Mauer nicht einfach durch den Zahn der Zeit zerfallen ist. Sie wurde auch nicht während einer Schlacht zerstört, sondern ganz systematisch und bewusst abgerissen. Das wirft sofort die große Frage auf, wer so etwas Gewaltiges dem Erdboden gleichmacht. Die Forscher haben zwei faszinierende Theorien dazu aufgestellt. Eine Möglichkeit ist, dass der hasmonäische Anführer Johannes Hyrkanus selbst die Mauer schleifen musste, als Teil eines bitteren Friedensvertrags mit dem Seleukidenkönig Antiochos dem Siebten, um eine Belagerung zu beenden. Die andere Theorie deutet auf König Herodes hin. Es könnte sein, dass er die Mauer zerstören ließ, um das Andenken an die Hasmonäer auszulöschen und seine eigene Herrschaft als politisches Statement davon abzugrenzen. Es geht hier also um Macht, Politik und vielleicht auch um ein riesiges Ego.
Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzbestimmungen von Google.
Geschichte hautnah erleben
Besonders faszinierend finde ich die greifbaren Spuren der Geschichte, die rund um die Mauer gefunden wurden. In der Nähe entdeckte man bereits früher hunderte von Katapultsteinen und Pfeilspitzen, die die heftigen Kämpfe an diesem Ort belegen. Dank der großzügigen Unterstützung der Schulich Foundation aus Kanada wird dieser einzigartige Fund nun dauerhaft bewahrt und zugänglich gemacht. Im neuen Flügel für Archäologie, Kunst und Innovation werden Besucher künftig über einen transparenten Boden laufen und direkt auf diese antiken Steine hinabsehen können. Es ist eine wunderbare Verbindung von moderner Architektur und uraltem Erbe. Gerade jetzt, wenn wir an Chanukka denken, wird die Geschichte hier lebendig, denn diese Mauer ist ein direkter Zeuge der hasmonäischen Macht in Jerusalem. Es ist ein Ort, der uns zeigt, wie tief unsere Wurzeln in dieser Stadt reichen.
Was glaubt ihr eigentlich, welche der beiden Theorien zur Zerstörung der Mauer wahrscheinlicher ist, war es der erzwungene Friedensvertrag oder doch das politische Kalkül von Herodes? Schreibt mir eure Meinung dazu unbedingt unten in die Kommentare.
Euer Schimon
Foto: Freilegung eines hasmonäischen Mauersegments in Kishle – Gabriel Volcovich; Emil Aladjem, Israelische Altertumsbehörde (IAA)
Entdecke mehr von Schimons Welt
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.


