Jeder Einkauf eines israelischen Produkts hilft, die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren und die Menschen vor Ort zu unterstützen. Bild: Archiv

Es schmerzt mich zutiefst, wie wenig international über die wirtschaftlichen Probleme in Israel gesprochen wird, die durch den Krieg zusätzlich verschärft werden. Der Fokus liegt fast immer auf den militärischen Aspekten, doch die ökonomische Notlage vieler Israelis wird dabei beinahe vollkommen ignoriert. Vor allem in Deutschland stelle ich mir die Frage: Warum erhält Israel so wenig Unterstützung? Wenn wir von Staatsräson sprechen, dann gehört doch die wirtschaftliche Situation Israels genauso dazu wie die militärische Sicherheit, oder etwa nicht?

Die Vernachlässigung der wirtschaftlichen Dimension des israelischen Leids ist ein ernsthaftes Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, und es ist Zeit, dies klar anzusprechen. In Israel gibt es eine wachsende Armut, die durch den anhaltenden Terror und die Instabilität nur noch verstärkt wird. Viele landwirtschaftliche Betriebe, die einst ein Rückgrat der israelischen Wirtschaft darstellten, stehen kurz vor dem Bankrott. Dies liegt nicht nur am Krieg, sondern auch an einer Wirtschaft, die mit hohen Produktionskosten, Wasserknappheit und dem Verlust von Arbeitskräften kämpft. Der ständige Beschuss durch Terrororganisationen wie die Hamas und die Hisbollah hat ganze Landstriche entvölkert. Die Folge: Viele Bauern können ihre Felder nicht mehr bestellen und ihre Produkte nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.

Eine im Januar 2024 im Israel Journal of Health Policy Research veröffentlichte Studie verdeutlicht, wie schwerwiegend die Mängel im israelischen Ernährungssystem sind. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind in schwindelerregende Höhen geschnellt, während die Landwirtschaft ums Überleben kämpft. Was dabei besonders besorgniserregend ist: Viele israelische Haushalte können sich kaum noch gesunde Nahrungsmittel leisten, und die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Diese Situation ist in vielerlei Hinsicht eine humanitäre Krise, die weit über das Militärische hinausgeht. Es ist eine wirtschaftliche Katastrophe, die noch lange anhalten wird, wenn nicht bald gehandelt wird.

Abhängigkeit von Importen und der Kampf ums Überleben

Besonders beunruhigend ist die starke Abhängigkeit Israels von Lebensmittelimporten. Mehr als 55 % der in Israel konsumierten Kalorien stammen aus dem Ausland. Dies bedeutet, dass das Land in Krisenzeiten massiv gefährdet ist, da globale Lieferketten jederzeit unterbrochen werden können – sei es durch geopolitische Konflikte, Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare Ereignisse. Diese Verwundbarkeit hat Israel in den letzten Jahren bereits mehrfach zu spüren bekommen, doch bislang wurden keine nachhaltigen Lösungen gefunden, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Ein Schlüsseldatum in dieser düsteren Entwicklung ist der 7. Oktober 2023. An diesem Tag führte ein groß angelegter Terrorangriff der Hamas nicht nur zu einem enormen Verlust an Menschenleben, sondern erschütterte auch die wirtschaftlichen Strukturen Israels. Viele Palästinenser, die in Israel arbeiteten, verloren ihre Jobs. Diese Arbeitsplätze waren für viele palästinensische Familien die einzige Einkommensquelle – doch der Terror hat auch diese Existenzgrundlage vernichtet. Was viele nicht verstehen: Der Terror trifft nicht nur Israel, er hat auch für die palästinensische Bevölkerung verheerende Folgen.

Ein Punkt, der häufig übersehen wird, ist die enge Verknüpfung von Ernährungssicherheit und nationaler Sicherheit. Mehr als 80 % der Experten, die für die besagte Studie befragt wurden, sind sich einig, dass eine stabile Lebensmittelversorgung von zentraler Bedeutung für die Sicherheit Israels ist. Doch die Realität ist alarmierend: Israel ist nicht ausreichend gegen mögliche Versorgungskrisen gerüstet. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, könnten Nahrungsmittelknappheit und wirtschaftlicher Zusammenbruch das Land noch tiefer in die Krise stürzen.

Was muss sich ändern?

Hier komme ich zu meiner Kernfrage: Wo bleibt die Unterstützung aus Deutschland? Wenn wir von Staatsräson sprechen, dann müssen wir auch die wirtschaftlichen Herausforderungen Israels ernst nehmen. Israel kämpft nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich ums Überleben. Viele Israelis, besonders in den ländlichen Gebieten, leiden unter der Zerstörung ihrer Existenzgrundlagen. Die landwirtschaftlichen Betriebe brechen zusammen, und das Leid, das daraus entsteht, wird oft übersehen.

Gleichzeitig ist der Widerspruch kaum zu übersehen: Während Israel unter einer extremen wirtschaftlichen Last leidet, verschwendet das Land jedes Jahr Millionen Tonnen von Lebensmitteln. Laut der Studie sind 90 % der Experten der Meinung, dass der Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln verbessert werden muss – und zwar für alle Bevölkerungsschichten. Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung könnte hier ein Schlüssel sein, um sowohl die Preise zu senken als auch die Umwelt zu schonen.

Ein weiterer Punkt, der mich beschäftigt, ist der Niedergang der israelischen Landwirtschaft. Der Zugang zu Wasser und Land wird für die Bauern immer schwieriger, und die Produktionskosten steigen unaufhörlich. In dieser Situation fragen sich viele Landwirte, ob sie überhaupt noch eine Zukunft in ihrem Beruf haben. Ohne langfristige Unterstützung durch die Politik droht Israel, seine Fähigkeit zur Selbstversorgung zu verlieren – eine Entwicklung, die in der Vergangenheit undenkbar schien.

Es ist dringend notwendig, dass die internationale Gemeinschaft – besonders Deutschland – Israel nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten unterstützt. Israel braucht nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche Hilfe, um die Lebensmittelpreise wieder auf ein bezahlbares Niveau zu senken und die landwirtschaftlichen Betriebe zu retten. Hier sind nicht nur Regierungen gefordert, sondern auch die Verbraucher. Jeder Einkauf eines israelischen Produkts hilft, die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren und die Menschen vor Ort zu unterstützen. Es ist an der Zeit, dass wir als Konsumenten bewusster handeln und unseren Teil zur Lösung dieser Krise beitragen.

Was wir in Israel sehen, ist nicht nur ein Kampf um Sicherheit, sondern auch ein Kampf um das wirtschaftliche Überleben. Und es ist an der Zeit, dass dies endlich die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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