Schimon wünscht Schabbat Schalom. Bild: Archiv

Der Schabbat hat für mich eine besondere Bedeutung, die weit über die einfachen Regeln hinausgeht, die wir am siebten Tag der Woche einhalten. Immer wieder fragen mich Freunde oder Bekannte: „Schimon, wie schaffst du es, an diesem Tag keinen Artikel zu schreiben, nicht einzukaufen oder gar keine Arbeit zu erledigen?“ Und ja, ich verstehe diese Frage sehr gut. In unserer hektischen, modernen Welt, in der wir von einem Termin zum nächsten eilen, scheint es fast unmöglich, den Alltagstrott für 25 Stunden komplett zu unterbrechen. Doch genau diese bewusste Pause ist es, die mir jede Woche aufs Neue so viel Kraft und innere Ruhe schenkt.

Der Schabbat beginnt immer am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang, wenn meine Frau die Schabbat-Kerzen entzündet. Der Moment, in dem das warme Licht der Kerzen flackert und die letzten Strahlen des Tages verschmelzen, hat für mich etwas Heiliges. Es ist wie ein Signal: Die Woche mit all ihren Pflichten und Anforderungen tritt in den Hintergrund, und vor mir liegt eine Zeit der Ruhe, der Reflexion und der Gemeinschaft.

Manchmal, besonders nach stressigen Wochen, ist es eine echte Herausforderung, alles liegen und stehen zu lassen. Denn, Hand aufs Herz: Wer von uns hat nicht manchmal das Gefühl, dass eine Woche zu wenig Stunden hat, um alles zu erledigen? Doch genau dann, wenn der Druck am größten ist, merke ich, wie wertvoll dieser Rückzug aus dem Alltag ist.

Der Schabbat lehrt mich, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf Familie, Freunde und meine Beziehung zu G-tt. Es ist nicht nur ein Tag der Ruhe, sondern auch ein Tag der Verbindung. Am Freitagabend setzen wir uns als Familie an den festlich gedeckten Tisch. Meine Frau backt, wie fast jeden Freitag, frische Challot, und der Duft des Brotes, das sie mit so viel Liebe zubereitet, erfüllt das Haus. Dieses Brot ist für mich ein Symbol der Geborgenheit und der Tradition. Wir sprechen Segenssprüche, genießen das gemeinsame Essen und teilen Geschichten der vergangenen Woche. Es ist eine Zeit, in der ich bewusst loslasse und mich auf die Menschen konzentriere, die mir am nächsten stehen. Auch Wilma, unsere kleine Hündin, genießt die entspannte Atmosphäre und schlummert meist friedlich zu unseren Füßen.

Der Samstag ist geprägt von spiritueller Reflexion. Der Gang in die Synagoge, das Gebet und die Torah-Lesung sind feste Bestandteile dieses Tages. Es ist eine Gelegenheit, innezuhalten und meinen Gedanken Raum zu geben, ohne von den Verpflichtungen des Alltags abgelenkt zu werden. Diese Momente der Stille und der Einkehr sind für mich unglaublich wertvoll, weil sie mir Klarheit schenken und mir helfen, mich selbst und meine Ziele neu zu ordnen. In einer Welt, die ständig von Informationen überflutet wird, ist es beruhigend, einen Tag zu haben, an dem es nur um das Jetzt geht – um die Gegenwart und um die Dinge, die wirklich zählen.

Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn wir alle etwas mehr von diesem Schabbat-Gefühl in die restlichen Tage der Woche bringen könnten. Natürlich geht es nicht darum, die Arbeit völlig ruhen zu lassen oder jeden Tag zu einem Tag der Einkehr zu machen, aber ich glaube fest daran, dass wir alle davon profitieren könnten, uns regelmäßig bewusst Zeit zu nehmen – für uns selbst und für die Menschen, die uns am Herzen liegen.

Für mich ist der Schabbat auch ein Tag der Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich Teil dieser jahrtausendealten Tradition bin, die uns lehrt, den Wert von Ruhe und Reflexion zu schätzen. Dankbarkeit dafür, dass ich die Möglichkeit habe, jede Woche neu zu entscheiden, wie ich meinen Alltag gestalte und wie ich meine Zeit nutze. Und Dankbarkeit dafür, dass ich diese Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden teilen darf.

In diesem Sinne möchte ich dir, lieber Leser, mitgeben, dass der Schabbat nicht nur eine religiöse Pflicht ist, sondern eine Chance – eine Chance, dem Alltag zu entfliehen, zur Ruhe zu kommen und sich wieder mit den wichtigen Dingen im Leben zu verbinden. Probiere es aus, schaffe dir deine eigenen kleinen Schabbat-Momente, auch wenn es nur ein paar Stunden sind. Du wirst sehen, wie sehr es dein Leben bereichern kann.

Ich wünsche dir ein wunderbares Wochenende voller Sonne, Erholung und schöner Momente mit deinen Liebsten. Und falls du selbst den Schabbat hältst, wünsche ich dir von Herzen: Schabbat Schalom!

Dein Schimon

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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