
Trump trifft Putin – das leise Ende der alten Weltordnung
Heute ist der Tag, an dem sich zwei Männer treffen, die in den letzten Jahren wie dunkle Schatten durch die Nachrichtenlandschaft gezogen sind. Trump und Putin. In Alaska. Ein symbolträchtiger Ort, irgendwo zwischen Ost und West, zwischen Kälte und Kalkül. Ich sitze hier, noch bevor die Pressekonferenz beginnt, und spüre: Das ist mehr als ein bilaterales Gespräch. Es fühlt sich an wie ein Wendepunkt. Wie ein Siegel unter eine Entwicklung, die schon lange im Gange ist.
Vielleicht wird man später sagen, dass genau hier die alte Ordnung endete. Dass nicht mehr Demokratie, Menschenrechte oder internationale Abkommen den Ton angaben – sondern Macht, Geld und persönliche Deals unter Männern, die sich mehr als Unternehmer denn als Staatsmänner verstehen. Vielleicht ist das, was heute passiert, das leise Ende einer Epoche, in der es noch um das Wohl von Gesellschaften ging. Und der laute Anfang einer Welt, in der Staaten wie Konzerne geführt werden.
Ich weiß nicht, was sie verhandeln. Rohstoffe, Sicherheitsgarantien, Einflusszonen? Vielleicht auch nur ihre eigenen Egos. Aber ich weiß, was es in mir auslöst. Ich merke, wie ein bitteres Gefühl in mir aufsteigt – eine Mischung aus Entfremdung und Wut. Und eine Frage, die ich nicht mehr loswerde: Wann haben wir uns eigentlich daran gewöhnt, dass Politik nichts mehr mit uns zu tun hat?
Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass Demokratie bedeutet, mitreden zu dürfen. Dass unsere Stimme zählt. Dass es ein System ist, das uns schützt – vor Willkür, vor Machtmissbrauch, vor Gier. Aber heute? Heute wirkt es oft wie ein Theater. Die Rollen verteilt, die Handlung vorhersehbar, der Ausgang bedeutungslos. Und wer wirklich die Fäden zieht, sitzt nicht im Parlament, sondern in den Chefetagen der globalen Finanz- und Technologiewelt.
Es hat sich schleichend verändert. Erst war es nur ein Gefühl. Dann wurden es Nachrichten. Entscheidungen. Gesetze. Immer mehr Einfluss für Konzerne, immer weniger für gewählte Vertreter. Immer mehr Privatisierung, immer weniger Gemeinwohl. Und dazwischen: wir. Zuschauer. Konsumenten. Stimmengeber, aber keine Mitgestalter.
Manche nennen das den Sieg des Kapitalismus. Ich nenne es den Verlust unserer demokratischen Würde. Wenn selbst Demokratien anfangen, wie Unternehmen zu handeln, wenn Politiker sich benehmen wie Verkäufer und das höchste Gut nicht mehr die Freiheit ist, sondern der Börsenkurs – dann ist es Zeit, aufzuwachen.
Und trotzdem: Ich will nicht einfach nur klagen. Es geht nicht darum, nostalgisch an „bessere Zeiten“ zu erinnern. Es geht darum, hinzusehen. Zu spüren, was gerade passiert. Heute, in Alaska, werden Weichen gestellt. Und während sich die Kameras auf zwei Männer richten, frage ich mich: Wo sind wir alle in diesem Bild? Wo ist unsere Stimme, unser Platz, unsere Zukunft?
Ich glaube nicht an einfache Lösungen. Aber ich glaube daran, dass wir wieder lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen. Nicht für alles, aber für das, was wir beeinflussen können. Für Gespräche, für Haltung, für Mut. Vielleicht beginnt eine neue Weltordnung. Aber das heißt nicht, dass wir unsere Werte aufgeben müssen.
Ich werde morgen genau hinschauen, was sie beschlossen haben. Und ich werde weiterhin hinschauen. Nicht, weil ich glaube, dass ich die Welt verändern kann. Sondern weil ich glaube, dass es gefährlich ist, wenn wir aufhören, uns zu interessieren.
Unsere Welt von morgen wird nicht von denen bestimmt, die am lautesten reden oder am meisten besitzen. Sondern von denen, die leise geblieben sind – aber nie weggeschaut haben.


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