Teamarbeit kann eine wunderbare Sache sein – wenn sie funktioniert. Doch was passiert, wenn eine manipulative Person das Vertrauen im Team untergräbt? Ein narzisstischer Kollege kann ein Team von innen heraus zersetzen, Unsicherheit stiften und das gesamte Projekt zum Scheitern bringen. Viele Menschen erkennen das Problem erst, wenn es schon zu spät ist. Narzissten nutzen gezielt die Offenheit und Transparenz eines Teams aus, um sich Vorteile zu verschaffen. Ich habe das selbst erlebt – und es war eine meiner lehrreichsten, aber auch schmerzhaftesten Erfahrungen.
Wie sich Narzissten im Team verhalten
Narzissten treten oft als besonders charismatisch auf. Sie präsentieren sich als Macher, als unverzichtbar und als die Einzigen, die wirklich wissen, worum es geht. Anfangs wirken sie engagiert und motiviert, doch nach und nach wird deutlich, dass sie ihre Umgebung manipulieren, um sich selbst in eine vorteilhafte Position zu bringen. Sie säen Zweifel an den Fähigkeiten anderer, übernehmen die Anerkennung für Leistungen, die ihnen nicht zustehen, und bauen eine subtile Kontrolle über das Team auf. Oft passiert das so schleichend, dass es die Betroffenen erst merken, wenn sie schon mitten im Strudel der Manipulation stecken.
Ich erinnere mich an einen Kollegen, mit dem ich einmal in einem kleinen, eng zusammenarbeitenden Team war. Anfangs fiel er mir nicht negativ auf. Er war freundlich, kommunikativ und immer präsent. Doch mit der Zeit bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Er stellte sich selbst als unersetzlich dar und sorgte gleichzeitig dafür, dass andere immer wieder schlecht dastanden. Besonders perfide war, dass er mir regelmäßig Dinge unterstellte, die ich nie gesagt oder getan hatte. Anfangs hielt ich das für Missverständnisse, doch es passierte immer wieder. Er verdrehte Aussagen, interpretierte Situationen zu seinen Gunsten um und brachte mich an einen Punkt, an dem ich ernsthaft begann, an mir selbst zu zweifeln. Ich fragte mich, ob mit mir etwas nicht stimmte. Ich wurde unsicher, dachte über jedes Wort nach, versuchte mich zu rechtfertigen – und genau das spielte ihm in die Karten.
Wenn die Firmenleitung das Problem verstärkt
Das Schlimmste war jedoch nicht nur sein Verhalten, sondern die Tatsache, dass die Firmenleitung es nicht nur duldete, sondern ihn aktiv nutzte. Sie durchschaute, dass er Informationen über das Team lieferte – und das kam ihnen gelegen. Sie sahen in ihm eine Quelle für interne Vorgänge und nutzten ihn, um zu erfahren, was im Team geschah. Doch sie erkannten nicht, dass die Informationen, die er lieferte, manipuliert waren. Er stellte sich selbst in ein makelloses Licht, während er gezielt Zweifel an anderen Teammitgliedern säte. Die Realität wurde verzerrt, Meinungen wurden gelenkt, und am Ende war die Teamdynamik völlig zerstört.
Einmal sprach ich mit dem Geschäftsführer darüber. Ich schilderte ihm die Problematik und erklärte, wie dieser Kollege das Team manipulierte und Unruhe stiftete. Doch anstatt sich der Sache anzunehmen, wischte er mein Anliegen beiseite. Er sagte mir, er könne nicht verstehen, warum ein kleines Team von wenigen Personen nicht in der Lage sei, harmonisch zusammenzuarbeiten. Die Führungspersonen hatten nicht die Lebenserfahrung, um zu erkennen, dass nicht das Team das Problem war, sondern das Verhalten dieses einen Kollegen. Schlimmer noch, ihr Verhalten verstärkte das Problem zusätzlich. Sie griffen nicht ein, sondern ermöglichten ihm, weiterzumachen.
Wie sich Teams vor manipulativen Personen schützen können
Eine manipulative Person in einem Team ist wie ein Gift, das langsam wirkt. Die Unsicherheit, die sie verbreiten, führt dazu, dass sich Teammitglieder voneinander distanzieren. Vertrauen schwindet, Kommunikation wird schwieriger, und am Ende bleibt nur ein Trümmerhaufen. Doch es gibt Möglichkeiten, sich davor zu schützen.
Ein starkes Team fällt weniger auf Manipulationen herein. Wenn alle offen miteinander kommunizieren, wenn es klare Strukturen gibt und wenn Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, hat es ein Narzisst schwerer, seine Machtposition aufzubauen. Besonders wichtig ist es, dass Vorgesetzte das Problem erkennen und ernst nehmen. Ein guter Teamleiter sollte aufmerksam sein, Anzeichen von Manipulation früh wahrnehmen und eingreifen, bevor es zu spät ist.
Es hilft, klare Regeln für den Informationsfluss aufzustellen. Wenn es keine Hinterzimmergespräche gibt, wenn alle Teammitglieder Zugang zu relevanten Informationen haben und wenn kein Einzelner sich als „Informant“ in eine Sonderrolle begeben kann, werden Manipulationen erschwert. Zudem sollte sich jedes Teammitglied selbst fragen: Lasse ich mich beeinflussen? Zweifle ich plötzlich an mir selbst? Habe ich das Gefühl, dass jemand gezielt Zwietracht sät? Diese Fragen können helfen, das Problem frühzeitig zu erkennen.
Manipulation erkennen und handeln
Narzissten sind geschickt darin, andere für ihre Zwecke einzusetzen. Sie nutzen Vertrauen aus, manipulieren Fakten und schaffen es oft, sich unersetzlich zu machen. Doch ein Team kann sich davor schützen, indem es klare Strukturen schafft, miteinander kommuniziert und sich gegenseitig unterstützt. Die größte Gefahr besteht darin, solche Muster zu ignorieren. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, Manipulation nicht zu unterschätzen. Wenn ein Teammitglied beginnt, an sich selbst zu zweifeln, wenn Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen werden und wenn eine Person systematisch für Unruhe sorgt, dann ist es an der Zeit zu handeln.
Letztendlich liegt es nicht nur am Team, sondern auch an der Führungsebene, solche Probleme frühzeitig zu erkennen. Eine erfahrene Führungskraft würde niemals zulassen, dass ein Team durch einen manipulativen Einzelnen zerstört wird. Doch wenn Führungspersonen die Anzeichen nicht erkennen – oder schlimmer noch, das Verhalten für ihre eigenen Zwecke nutzen –, dann ist ein Scheitern fast unvermeidlich.