Maayan Hemed, Ausgrabungsleiterin im Auftrag der Israel Antiquities Authority, untersucht eines der Tongefäße. Bild: Emil Aladjem, Israel Antiquities Authority

Nahe der heutigen Stadt Beit Shemesh im judäischen Tiefland hat die Israel Antiquities Authority eine bedeutende archäologische Entdeckung gemacht: Die Reste eines etwa 5.000 Jahre alten Gebäudes aus der frühen Bronzezeit, das als eine der ersten Kultstätten Israels gilt. Diese Stätte, bekannt als Hurvat Husham, enthüllt wertvolle Details über die Entwicklung komplexer sozialer Strukturen und zeigt den frühen Übergang vom dörflichen zum städtischen Leben. Sie gibt uns heute ein Bild von den Ursprüngen der Urbanisierung im Land Israel.

A 5,000-year-old settlement was discovered near Beit Shemesh - Israel Antiquities Authority

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Ein Kultzentrum mit symbolischer Bedeutung

Im Zentrum der Ausgrabungsstätte entdeckten die Forscher ein massives Gebäude mit stabilen Steinmauern und Sitzbänken, die darauf schließen lassen, dass hier Menschen für rituelle Handlungen zusammenkamen. Besonders faszinierend sind die rund 40 unversehrten Tongefäße, die in einem der Räume gefunden wurden. Manche dieser Gefäße sind winzig und scheinen eher einen symbolischen als praktischen Zweck zu haben. Die Archäologen vermuten, dass sie als Opfergaben dienten oder bei rituellen Handlungen verwendet wurden.

Die Entdeckung von Hurvat Husham: Ein Fenster in die frühe Urbanisierung Israels
Bei den Ausgrabungen wurden 5000 Jahre alte Tonkrüge entdeckt. Foto: Yoli Schwartz, Israel Antiquities Authority

Die Anordnung der Gefäße, die unverändert an ihrem ursprünglichen Platz belassen wurden, legt nahe, dass die Bewohner die Stätte möglicherweise schnell und gezielt verließen. Spuren von Feuer und umgestürzte Gefäße verstärken diesen Eindruck. Nun wird der Inhalt dieser Gefäße wissenschaftlich untersucht, um mehr über die verwendeten Substanzen zu erfahren – vielleicht Öle, Getreide oder sogar exotische Stoffe, die den Menschen der frühen Bronzezeit kostbar waren. Diese Funde zeigen uns, wie tief religiöse und symbolische Praktiken bereits in dieser frühen Gesellschaft verankert waren.

Von offenen Menhiren zum Tempel: Wandel der religiösen Praxis

Nicht weit vom Tempel entfernt entdeckten die Archäologen eine Reihe von Menhiren – aufrechtstehende Steine, die bis zu zwei Meter hoch sind und vermutlich schon vor dem Bau des Gebäudes für öffentliche Kulthandlungen im Freien dienten. Die Anordnung dieser Steine und der Bau des Tempels deuten auf einen Wandel von frei zugänglichen Ritualen zu rituellen Praktiken in geschlossenen, kontrollierten Räumen hin. Dieser Wandel deutet auf eine zunehmende gesellschaftliche Komplexität und Hierarchisierung hin, bei der nicht mehr alle Rituale für die Allgemeinheit zugänglich waren. Dr. Yitzhak Paz, ein Experte für die frühe Bronzezeit, sieht in Hurvat Husham ein Zeichen für den gesellschaftlichen Wandel, der mit der Entstehung eines geschlossenen, strukturierten Kultes einhergeht und den Weg für die Entwicklung einer hierarchischen Gesellschaft ebnet.

Die Entdeckung von Hurvat Husham: Ein Fenster in die frühe Urbanisierung Israels
Luftaufnahme der Ausgrabungsstätte in der Nähe von Beit Shemesh. Bild: Emil Aladjem, Israel Antiquities Authority

Ein Blick auf die frühen Schritte zur Urbanisierung

Die frühe Bronzezeit war eine Zeit des großen Wandels, in der sich das Leben vieler Menschen im Land Israel veränderte. Die Bevölkerung wuchs stark an, es entwickelten sich politische Strukturen, und spezialisierte Handwerke entstanden, die den urbanen Fortschritt vorantrieben. Die Entdeckung zweier Töpferöfen in Hurvat Husham gehört zu den ältesten Funden dieser Art in Israel und zeigt, dass bereits spezialisierte Tätigkeiten fest etabliert waren. Durch den Kontakt zu anderen Zivilisationen wie Ägypten, Syrien und Mesopotamien gelangten neue Materialien und Technologien in die Region, was den Austausch und das Wachstum zusätzlich förderte.

Die Entdeckung von Hurvat Husham: Ein Fenster in die frühe Urbanisierung Israels
Das Team entfernt die Erde um die historischen Schätze zu bergen. Bild: Emil Aladjem, Israel Antiquities Authority

Die archäologische Stätte Hurvat Husham bietet einen seltenen Einblick in die frühen Schritte des Urbanisierungsprozesses in Israel. Forscher vermuten, dass sich später in der Nähe bedeutende Städte wie Tel Yarmuth entwickelten, eine große Stadt der frühen Bronzezeit, die bereits eine Befestigungsanlage und andere öffentliche Gebäude aufwies. Hurvat Husham zeigt, dass die Anfänge der Urbanisierung in dieser Region weit früher liegen, als bisher angenommen, und erinnert uns daran, wie tief die Wurzeln der heutigen Zivilisation zurückreichen.

Die Bedeutung der Entdeckung von Hurvat Husham

Diese Stätte ist mehr als eine beeindruckende archäologische Entdeckung – sie offenbart uns den Wandel im sozialen und religiösen Leben, der für die spätere Entwicklung Israels entscheidend war. Eli Escusido, Direktor der Israel Antiquities Authority, beschreibt die Stätte als ein weiteres wichtiges Teil des Puzzles, das die Geschichte der Urbanisierung in Israel vervollständigt. Hurvat Husham zeigt uns, dass das Land Israel, aufgrund seiner geographischen Lage und seiner kulturellen Vielfalt, schon immer ein fruchtbarer Boden für die Entwicklung komplexer Gesellschaften war.

Die Entdeckung von Hurvat Husham: Ein Fenster in die frühe Urbanisierung Israels
Die bei der Ausgrabung entdeckten Artefakte werden diese Woche auf dem Nationalen Campus für die Archäologie Israels in Jerusalem ausgestellt. Bild: Emil Aladjem, Israel Antiquities Authority

Die Geschichte von Hurvat Husham erinnert uns daran, dass die Menschen vor 5.000 Jahren nicht nur als Bauern und Handwerker lebten, sondern bereits über symbolische, spirituelle und gesellschaftliche Strukturen verfügten, die ihnen halfen, sich zu organisieren und eine gemeinsame Identität zu entwickeln. Diese Entdeckung erlaubt uns, über die Ursprünge unserer eigenen gesellschaftlichen Strukturen nachzudenken und gibt uns einen faszinierenden Einblick in eine Welt, die sowohl fremd als auch vertraut ist – eine Welt, die am Beginn ihrer urbanen Reise stand und dennoch komplexer war, als wir uns vielleicht vorgestellt hätten.

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Von Peter Winkler

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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