Antisemitismus an deutschen Hochschulen: Neue Dokumentation zeigt das Ausmaß der Bedrohung
Eine aktuelle Filmdokumentation beleuchtet die erschreckende Zunahme von Antisemitismus an deutschen Universitäten und die damit einhergehende Unsicherheit für jüdische Studierende. Experten warnen vor einer globalen Radikalisierung und fordern entschlossene Maßnahmen zum Schutz demokratischer Werte in den Bildungsstätten.
Die Filmdokumentation „Zwischen Hörsaal und Hetze – der akademische Antisemitismus nach dem 7. Oktober“ zeigt auf, dass etwa neunzig Prozent aller antisemitischen Vorfälle an deutschen Hochschulen dem sogenannten israelbezogenen Antisemitismus zuzuordnen sind. Dabei hat sich die Zahl der Vorfälle im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Experten wie Andreas Stahl von der Beratungsstelle gegen Antisemitismus an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und Jahne Nicolaisen vom Mideast Freedom Forum Berlin analysieren in dem Beitrag die zunehmende Verwendung von Auslöschungsrhetorik. Slogans wie From the river to the sea oder Rufe nach einer Intifada werden dabei als unmissverständliche Aufrufe zur Gewalt gegen Israelis und zur Vernichtung des jüdischen Staates eingeordnet. Jüdische Studierende berichten in der Dokumentation von einem Klima der Angst, das sie dazu zwingt, Campus-Veranstaltungen zu meiden oder ihre Identität in der Öffentlichkeit zu verbergen. Ein konkretes Beispiel für die Eskalation ist der Angriff auf einen jüdischen Studenten an der Freien Universität Berlin im Februar 2024, der im Krankenhaus behandelt werden musste. Auch die Journalistin Esther Schapira betont in einem aktuellen Interview, dass seit dem 7. Oktober 2023 ein Damm irreparabel gebrochen sei und es für Juden derzeit keinen sicheren Ort auf der Welt gebe. Sie kritisiert insbesondere, dass die Grenzen zwischen legitimer Israelkritik und offenem Judenhass zunehmend verschwimmen und antisemitische Positionen in akademischen und woken Kreisen anschlussfähig geworden sind. Die Experten fordern daher eine stärkere Autorität der Universitätsleitungen gegenüber Radikalisierungstendenzen sowie die Schaffung dauerhafter Strukturen für die Antisemitismusforschung.
Wenn das Klassenzimmer zum Ort der Ausgrenzung wird, verlieren wir alle den Boden unter den Füßen
Ich sitze hier und denke über diese Berichte nach, und es macht mich im Kern betroffen. In meiner Arbeit in der Landwirtschaft lerne ich jeden Tag, dass nichts wachsen kann, wenn der Boden vergiftet ist. Universitäten sollten eigentlich dieser fruchtbare Boden sein, auf dem junge Menschen lernen, Fragen zu stellen, zu diskutieren und gemeinsam an einer Zukunft zu bauen. Wenn dieser Raum aber zu einem Ort wird, an dem Mitmenschen Angst um ihre Sicherheit haben müssen, nur weil sie jüdisch sind, dann haben wir als Gesellschaft ein tiefgreifendes Problem. Ich glaube, wir müssen wieder lernen, genauer hinzuschauen und uns nicht von lauten Parolen mitreißen zu lassen. Es geht mir dabei nicht um politische Parteinahme, sondern um die einfache, menschliche Ebene: Wie gehen wir miteinander um, wenn es schwierig wird? Wenn Empathie durch Ideologie ersetzt wird, verlieren wir das, was uns als Gemeinschaft zusammenhält. Ich wünsche mir so sehr, dass wir wieder Orte schaffen, an denen jeder ohne Angst studieren und leben kann. Wie nimmst Du die Stimmung an unseren Universitäten oder in Deinem Umfeld wahr? Schreib mir Deine Gedanken dazu gerne in die Kommentare.
Euer Schimon
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