Ein Abend im Zadar – und warum Leber für mich mehr ist als ein Gericht
Am vergangenen Wochenende waren Dany und ich in Karlsfeld unterwegs. Es war einer dieser Abende, an denen man das Gefühl hat, dass man den Abend in einem guten Restaurant ausklingen lassen sollte. Der Himmel war grau, die Straßen nass, aber die Stimmung zwischen uns war super. Es hat einfach alles gepasst. Wir hatten Hunger und entschieden uns für das kroatische Restaurant Zadar, das direkt an der Gartenstraße liegt. Schon beim Eintreten spürte ich diese Mischung aus Wärme, Gastfreundschaft und einem Duft, der irgendwie sofort ankommen lässt. Es war gemütlich, einladend, einfach stimmig.
Beim Blick auf die Speisekarte wusste ich ziemlich schnell, was ich bestellen würde. Wenn ich Leber auf der Karte sehe, werde ich schwach – ein Gericht, das mich seit meiner Kindheit begleitet. Rinderleber, gebraten, mit Stampfkartoffeln und Bohnen. Nichts Ausgefallenes, aber etwas, das mich immer anspricht und das ich bevorzuge, wenn es in einem Restaurant angeboten wird. Vielleicht, weil es mich tatsächlich auch ein wenig an die Kochkünste meiner Mutter erinnert. Als der Teller kam, sah ich sofort, dass die Küche ihr Handwerk versteht. Die Leber war zart, nicht trocken, nicht streng, sondern so, wie sie sein soll. Ein ehrlicher Geschmack, der einen direkt abholt.
Während ich das erste Stück probierte, kam mir dieser Gedanke in den Sinn: Wie oft hört man eigentlich, dass Leber „gesund“ sei – und stimmt das wirklich? Und wenn ja, warum? Vielleicht liegt es daran, dass ich mich gern mit solchen Fragen beschäftige, weil Essen für mich mehr ist als Kalorien und Genuss. Es verbindet Tradition, Erinnerung und Wissen, und manchmal auch eine gewisse Neugier darauf, was man seinem Körper damit eigentlich „antut“.

Leber zählt tatsächlich zu den nährstoffreichsten Lebensmitteln, die wir kennen. Sie ist voll mit Vitamin B12, Eisen, Folsäure und vielen anderen Stoffen, die uns im Alltag oft fehlen. Und obwohl viele Menschen denken, die Leber sei ein „Filterorgan“, das alles Schädliche aufsammelt, stimmt das so nicht. Die Leber filtert nicht wie ein Schwamm – sie verarbeitet, baut um und gibt weiter. Sie speichert keine Gifte, dafür aber eine Menge Vitamine. Besonders viel Vitamin A, weshalb sie zwar sehr wertvoll ist, aber auch etwas ist, das man bewusst genießen sollte. Ein bis zwei Portionen im Monat sind ein guter Rahmen, mehr braucht es eigentlich nicht.
Was mich nach diesem Abend wieder neu beschäftigt hat, war die Frage nach der richtigen Zubereitung. Denn Leber ist sensibel. Sie braucht Hitze, aber nicht zu viel, Zeit, aber nicht zu lange. Und viele Köche legen sie in Milch ein, um den Geschmack zu mildern und die Struktur zarter zu machen. In meiner eigenen Küche fällt das selbstverständlich weg, weil Milch und Fleisch getrennt bleiben. Und doch gibt es wunderbare Alternativen, die denselben Effekt erzielen. Hafermilch zum Beispiel – mild im Geschmack, parve, perfekt geeignet. Oder Wasser mit einem Hauch Zitronensaft, ein kleiner, unkomplizierter Trick, der die Leber genauso schön zart werden lässt. Man muss kein Kochprofi sein, um Leber schmackhaft zubereiten zu können, nur ein bisschen Achtsamkeit im Umgang mit diesem Lebensmittel.
Vielleicht war es das, was mich an diesem Abend so berührt hat: die Einfachheit des Gerichts und gleichzeitig der wunderbare Geschmack, der sich beim Essen im Mund entfaltet. Leber ist für mich kein „Trendgericht“ und auch nichts, das man mal so nebenbei bestellt. Sie hat etwas Bodenständiges, Ehrliches. Während wir später das Restaurant verließen, spürte ich diese stille Zufriedenheit, die sich manchmal einstellt, wenn man nicht nur gut gegessen hat, sondern auch einen tollen Abend in einer schönen Atmosphäre verbracht hat.
Und so bleibt mir dieser Abend im Zadar in guter Erinnerung. Nicht, weil irgendetwas besonders Spektakuläres passiert wäre, sondern weil sich alles stimmig angefühlt hat – das Essen, die Atmosphäre und dieser kleine Gedanke daran, wie viel in einem so einfachen Gericht stecken kann. Vielleicht mache ich bald wieder selbst Leber. Mit Hafermilch, einem Hauch Zitrone und der gleichen Geduld, die ich an diesem Abend auf dem Teller gespürt habe.


