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Kunst die bewegt – Blick auf München (um 1870)

Am vergangenen Wochenende war ich in der Gemäldegalerie in Dachau unterwegs, ein Ort, den ich jedem empfehlen kann, der für einen Moment aus dem Alltag ausbrechen möchte. Die Räume dort haben eine besondere Ruhe, so als würde sich die Welt für einen Augenblick langsamer drehen. Ich bin ohne große Erwartungen hinein und habe einfach geschaut, was mich anspricht. Und dann stand ich plötzlich vor einem Bild, das alte Erinnerungen wachgerufen hat.

Gemalt wurde es von Ludwig Sckell, einem Künstler, der um 1870 diesen Blick auf München festgehalten hat. Der Moment, den er eingefangen hat, ist ein leiser, fast unscheinbarer. Doch genau das hat mich berührt. Diese Perspektive kenne ich. Nicht aus jener Zeit, natürlich, aber aus meinem eigenen Leben. Als ich bei der Bundeswehr in München war, hatten wir bei Übungen auf dem Gelände oft ähnliche Aussichten. Die Stadt in der Ferne, die weiten Felder davor, die kleinen Senken im Gelände. Und dann dieser Teich, ein runder Fleck aus Stille, irgendwo unterhalb der Erhebungen – der hat mich sofort an manche meiner Übungseinsätze erinnert. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein Gemälde plötzlich etwas in einem auslöst, das jahrzehntelang irgendwo tief drinnen geschlummert hat.

Während ich dort stand und das Bild auf mich wirken ließ, kam mir zum ersten Mal die Idee, alte Kunstwerke vorsichtig zu bewegen. Nicht laut, nicht spektakulär, sondern so, als würde man der Stimmung im Bild einen Atemzug schenken. Ein kleines Aufflackern, ein Fließen, eine leichte Veränderung im Licht – gerade genug, damit man spürt, was der Künstler vielleicht gefühlt hat, als er den Pinsel in der Hand hielt. „Kunst die bewegt“ war im Grunde schon in diesem Moment geboren, ohne dass ich es aussprechen musste.

Dieses Werk von Sckell war für mich der Anfang. Ich habe es fotografiert, mit Erlaubnis der Galerie, und später am Abend damit experimentiert. Nur ein paar kleine Bewegungen, fast unsichtbar. Aber plötzlich war da etwas Lebendiges. Ein Gemälde, das die Vergangenheit festhält, und doch im Jetzt weiteratmet. Genau das möchte ich in dieser neuen Serie zeigen. Nicht Animation um der Animation willen, sondern ein stiller Dialog mit der Kunst, die uns auf unerwartete Weise berührt.

Blick auf München, um 1870“ von Ludwig Sckell (1833–1912)

Es ist faszinierend, wie ein kleiner Moment im Museum eine Idee anstoßen kann, die man vorher nicht einmal gedacht hat. Vielleicht geht es dir ähnlich, wenn du das Bild siehst. Vielleicht weckt es eigene Erinnerungen, vielleicht auch nur eine leise Stimmung, die für ein paar Sekunden bleibt.

Am Ende möchte ich noch kurz die Angaben zum Werk festhalten, weil sie dazugehören und weil ich dem Künstler und der Galerie Respekt schulde. „Blick auf München, um 1870“ von Ludwig Sckell (1833–1912). Fotografiert in der Gemäldegalerie Dachau. Die offizielle Aufnahme des Bildes im Münchner Stadtmuseum steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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