Wenn Entscheidungen uns einholen
Heute Morgen hat mich tatsächlich der Wecker geweckt. Das passiert selten, weil ich normalerweise schon vorher wach werde. Aber heute war es anders. Um 4:45 Uhr hat es geklingelt, und in dem Moment, in dem ich die Augen geöffnet habe, war da sofort dieser Gedanke. Er stand einfach vor mir, noch bevor der erste Kaffee durchgelaufen war. Entscheidungen. Dieses leise Wort, das sich manchmal in den Kopf schiebt, ohne dass man es eingeladen hat.
Ich stand da in der Küche, draußen war es noch dunkel, und der Kaffeeduft breitete sich langsam im Raum aus. Und während ich gewartet habe, dass die Tasse voll wird, war plötzlich dieses Bild in meinem Kopf: unser Leben als Weg, der immer weiter nach vorne führt. Egal, ob wir bereit sind oder nicht. Und immer wieder stehen wir an einer Weggabelung. Links, rechts, geradeaus – und manchmal auch einfach stehen bleiben. Aber selbst dieses Stehenbleiben ist ja eigentlich schon eine Entscheidung.
Ich glaube, das vergessen wir manchmal. Dass unser Leben in Bewegung ist, auch dann, wenn wir das Gefühl haben, festzustecken. Die Zeit läuft weiter, der Weg läuft weiter. Und wir können uns nicht einfach für ein paar Jahre ausklinken und danach zurückkommen, als wäre nichts gewesen. So funktioniert es nicht. Unser Leben fragt uns immer wieder: „Und jetzt? Welcher Schritt kommt als nächstes?“
Ich merke das bei mir selbst. Ständig stehen Entscheidungen an. Große, kleine, berufliche, private, zwischenmenschliche. Manchmal denke ich lange darüber nach. Manchmal treffe ich sie spontan. Manchmal würfle ich innerlich. Und manchmal hoffe ich einfach nur, dass der Weg dahinter nicht völlig anders ist, als ich ihn mir vorgestellt habe. Wir können es einschätzen, ja. Aber wir wissen es nie sicher.
Der Gedanke, der mich heute Morgen so beschäftigt hat, war folgender: Man kann Entscheidungen neu treffen – aber man kann sie nicht rückgängig machen. Wenn ich mich an einer Gabelung für den linken Weg entscheide, dann gehe ich los, vielleicht hundert Meter, vielleicht einen Kilometer. Und irgendwann merke ich, dass dieser Weg nicht zu dem Bild passt, das ich im Kopf hatte. Dann drehe ich um. Dann gehe ich zurück. Und das ist völlig legitim. Manchmal sogar notwendig.
Aber eines bleibt: Ich bin diesen Weg ein Stück gegangen. Ich habe Zeit gebraucht, um zu merken, dass er nicht passt. Und ich habe Erfahrungen gesammelt, die ich ohne diese Entscheidung nie gemacht hätte. Vielleicht waren sie gut, vielleicht schwer, vielleicht lehrreich. Aber sie gehören jetzt zu mir.
Wir können zurückgehen, aber wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Das war der Gedanke, der sich heute so deutlich in mir gezeigt hat. Und vielleicht ist genau das der Punkt, den wir uns manchmal bewusst machen müssen. Dass jeder Weg seine Spuren hinterlässt. Auch wenn wir später einen anderen einschlagen.
Während ich meinen Kaffee getrunken habe, wurde mir klar, dass wir uns oft so sehr wünschen, wir könnten Entscheidungen „ungeschehen“ machen. Einfach löschen. Aber so ist das Leben nicht. Es nimmt alles mit, was wir tun, und macht daraus unser Heute. Und ich glaube, darin liegt auch etwas Tröstliches. Weil uns jede dieser Erfahrungen reifer macht, klarer, bewusster.
Die Frage ist nur: Wie gehe ich an eine Entscheidung heran, wenn ich nicht weiß, wie der Weg dahinter aussieht? Wie finde ich heraus, ob ein Impuls aus einem Gefühl kommt, aus einem Wunsch, aus einer Angst oder aus einer nüchternen Sachlage? Was ist Bauch, was ist Kopf, was ist Gewohnheit? Und was ist vielleicht einfach nur der Wunsch, endlich weiterzukommen?
Das sind Fragen, die mich schon lange begleiten. Und ich werde in den nächsten Tagen einen Artikel darüber schreiben, wie ich persönlich prüfe, ob ich etwas aus einem emotionalen Reflex heraus entscheide oder aus einer echten inneren Klarheit. Manchmal brauchen wir Zeit für so etwas. Manchmal sogar mehr, als uns lieb ist. Aber ich glaube, es lohnt sich, diese Zeit zu nehmen.
Heute Morgen war das mein Gedanke. Und ich wollte ihn mit euch teilen, weil ich glaube, dass viele von euch gerade ebenfalls an irgendeiner Gabelung stehen – vielleicht nicht bei einer großen Lebensentscheidung, vielleicht nur bei einer kleinen. Aber am Ende zählt jede davon.
Und vielleicht hilft euch dieser Gedanke genauso wie mir: Entscheidungen formen unser Leben. Und auch wenn wir den Weg wechseln können – jeder Schritt bleibt ein Teil von uns.


