Disziplin ist Selbstliebe – Wenn der Wille stärker ist als das Gefühl
Es gibt Tage, an denen man morgens aufwacht und schon spürt: Heute wird’s zäh. Draußen grau, im Kopf träge, die Motivation irgendwo zwischen Kaffeetasse und To-do-Liste verloren. Genau in solchen Momenten entscheidet sich, ob man den Tag sich selbst überlässt – oder ihn bewusst gestaltet. Denn Disziplin beginnt genau da, wo die Bequemlichkeit flüstert: „Lass es heute einfach sein.“
Disziplin bedeutet für mich nicht, hart gegen mich selbst zu sein. Es geht darum, meinen Zielen treu zu bleiben – auch wenn die Gefühle dagegen sprechen. Gefühle sind flüchtig, sie ändern sich wie das Wetter. Der Wille dagegen bleibt, wenn man ihn pflegt. Und genau darin liegt für mich der Kern: Disziplin ist Selbstliebe, weil sie zeigt, dass ich mir selbst wichtig bin.
Mein persönliches Beispiel: Schreiben zwischen Druck und Freude
Wie ihr wisst, schreibe ich gern. Mein Blog Schimons Welt ist für mich mehr als nur ein Projekt – er ist ein Stück Leben, Ausdruck, Kreativität. Hier halte ich fest, was mich bewegt, hier darf ich laut denken und meine Sicht teilen. Aber ein Blog lebt nur, wenn er regelmäßig gefüttert wird. Wenn neue Artikel entstehen, wenn Leben drin bleibt.
Es gibt Phasen, da läuft alles von selbst. Die Ideen sprudeln, der Text fließt, und die Zeit vergeht im Flug. Doch dann gibt es die anderen Tage. Der Alltag fordert, Termine drängen, Müdigkeit bremst. Ich stecke mir Ziele: jeden Tag ein Artikel, ein Post auf Instagram und YouTube, und einmal pro Woche ein Podcast. Das ist viel – und ja, manchmal setzt mich das unter Druck.
Würde ich mich an solchen Tagen nur von meinen Gefühlen leiten lassen, wäre der Blog längst eingeschlafen. Es gibt immer Gründe, warum man etwas verschiebt. Aber ich habe gelernt: Wenn ich mich von diesen Gefühlen steuern lasse, entferne ich mich Stück für Stück von dem, was mir eigentlich wichtig ist. Disziplin bedeutet für mich, meine Gefühle wahrzunehmen – aber sie nicht bestimmen zu lassen.
Das gelingt nicht immer. Es gibt Abende, an denen ich noch schreibe, wenn andere längst schlafen. Und es gibt Morgen, an denen ich vor Sonnenaufgang den Laptop aufklappe, weil ich weiß, dass mein Wille stärker ist als meine Müdigkeit. Disziplin ist für mich keine Strenge – sie ist ein Ausdruck von Liebe zu dem, was ich tue. Und damit eine Form von Selbstliebe.
Gefühle ordnen statt ihnen zu folgen
Gefühle sind wichtig. Sie zeigen, wo wir stehen. Aber sie sind keine guten Kapitäne. Manchmal steuern sie uns in den Hafen der Bequemlichkeit, während das Ziel längst hinter dem Horizont liegt. Ich habe gelernt, meine Gefühle zu ordnen, statt ihnen zu folgen. Sie dürfen da sein – aber sie dürfen nicht das Steuer übernehmen.
Ein müder Tag braucht vielleicht ein ruhigeres Tempo, aber keine Kapitulation. Ein voller Tag braucht Prioritäten, aber keine Flucht. Wenn Disziplin aus Liebe entsteht – Liebe zu dem, was man tut, und zu dem Menschen, der man werden will – dann verliert sie den harten Klang des Zwangs. Dann klingt sie eher nach Klarheit und innerer Ruhe.
Wie man Disziplin trainieren kann
Disziplin wächst nicht über Nacht. Sie wächst im Alltag, in kleinen Entscheidungen. Der Schlüssel liegt für mich darin, nicht zu groß zu denken. Ich sage mir nicht: „Heute schreibe ich den perfekten Artikel.“ Ich sage: „Ich setze mich jetzt hin und schreibe den ersten Satz.“ Oft kommt danach der zweite, dann der dritte – und plötzlich läuft es.
Rituale helfen. Eine feste Zeit, ein klarer Anfang, ein kleiner Rahmen. Es geht nicht darum, sich zu zwingen, sondern sich zu führen. Und auch darum, Pausen bewusst zu wählen. Eine Pause aus Fürsorge tut gut. Eine Pause aus Ausrede bremst. Diese Unterscheidung lernt man mit der Zeit – wenn man ehrlich mit sich bleibt.
Und wenn man mal scheitert? Dann ist das kein Grund zur Selbstkritik, sondern eine Einladung, wieder aufzustehen. Disziplin bedeutet nicht Perfektion. Disziplin bedeutet, zurückzukehren.
Was wirklich bleibt
Am Ende eines Tages bleibt selten das Gefühl, das morgens gesagt hat: „Heute nicht.“ Es bleibt das, was man trotzdem getan hat. Die kleinen Schritte, die leisen Siege, die stillen Momente, in denen man sich selbst überwunden hat.
Ich bin überzeugt: Disziplin ist Selbstliebe. Nicht, weil sie hart macht – sondern weil sie treu macht. Treu zu sich selbst, zu den eigenen Werten, zu dem, was man sich einmal vorgenommen hat. Gefühle kommen und gehen. Aber Disziplin – sie bleibt. Und genau darin liegt die wahre Stärke.
	
	
	
			
			
				

