Unsere Welt von morgen

Die bittere Wahrheit über unsere Lebensmittelpreise – Endlich offiziell bestätigt

Es gibt Momente, da hat man dieses unbestimmte Gefühl im Bauch, dass etwas gewaltig schief läuft, aber man kann es nicht beweisen. Gestern war so ein Tag, an dem dieses Gefühl plötzlich zur Gewissheit wurde. Am 21. November 2025 wurde das Sondergutachten der Monopolkommission vorgestellt, und es trägt den sperrigen Titel „Wettbewerb in der Lebensmittellieferkette“. Was trocken klingt, hat es in sich. Es bestätigt schwarz auf weiß, was ich – und wahrscheinlich viele von euch – schon lange geahnt haben: Die Machtkonzentration bei den großen Supermarktketten hat ein besorgniserregendes Maß angenommen. Ophelia Nick von den Grünen hat es treffend kommentiert. Sie spricht davon, dass die Kassen der Konzerne klingeln, während Landwirte und Verbraucher gleichermaßen unter die Räder kommen. Es ist eine Genugtuung, endlich offizielle Zahlen auf dem Tisch zu haben, die belegen, dass der Einzelhandel der wahre Preistreiber bei den Agrarprodukten ist. Doch diese Genugtuung hat einen bitteren Beigeschmack, denn sie erinnert mich an eine eigene, ziemlich ernüchternde Erfahrung.

Wenn der Erzeuger nur ein Drittel wert ist

Als ich die Berichte über das Gutachten las, musste ich sofort an die Zeit zurückdenken, als wir Verhandlungen für unsere Aquaponik-Produktionsanlage führten. Wir waren voller Elan und wollten unser nachhaltig produziertes Gemüse über eine große Einzelhandelskette vermarkten. Die Realität der Verhandlungen war jedoch wie eine kalte Dusche. Man sagte uns damals ganz unverblümt, dass wir als Erzeuger lediglich ein Drittel vom Verkaufspreis erhalten würden. Die restlichen zwei Drittel? Die sollten direkt an die Handelskette gehen. Ich konnte das damals kaum fassen. Wir hatten bereits extrem knapp kalkuliert, um überhaupt marktfähig zu sein, trugen das volle Risiko der Produktion und sollten uns dann mit Brosamen zufrieden geben. Die Gespräche waren absolut einseitig: Man wollte zwar unsere Produkte, war aber in keiner Weise bereit, uns als Partner auf Augenhöhe zu begegnen. Jetzt, wo das Gutachten da ist, weiß ich, dass wir kein Einzelfall waren. Es ist System. Die Schere zwischen dem, was der Erzeuger bekommt, und dem, was wir an der Kasse zahlen, geht immer weiter auseinander. Und das Perverse daran ist: Wir Verbraucher zahlen doppelt. Zum einen die oft überteuerten Preise im Supermarkt und zum anderen über unsere Steuern die EU-Subventionen, die die Landwirte erst überlebensfähig machen, weil der Markt ihnen keine fairen Preise zahlt. Der Landwirt ist in diesem Spiel ganz klar das Opfer einer verfehlten Marktpolitik, gegen die nun endlich auch politisch – wie von Ophelia Nick gefordert – vorgegangen werden muss, etwa durch das Verbot unfairer Handelspraktiken.

Wir haben es in der Hand

Die große Frage, die am Ende bleibt, ist: Was können wir tun? Warten, bis die Politik greift und Minister Alois Rainer endlich faire Rahmenbedingungen schafft? Das dauert zu lang. Die Macht liegt nämlich nicht nur bei den Konzernen, sondern auch bei uns. Mit jedem Einkauf entscheiden wir, welches System wir unterstützen. Wenn wir unsere Lebensmittel im Supermarkt in den Wagen legen, machen wir uns ein Stück weit mitverantwortlich für diese Machenschaften. Der wirksamste Protest ist es, diese Lieferketten einfach zu umgehen. Das Beste, was wir tun können – für uns und die Landwirte –, ist der direkte Einkauf beim Erzeuger. Schaut euch in eurer Region um. Es gibt fast überall Hofläden, die frisches Gemüse, Honig, Milch, Fleisch und Eier anbieten. Dort landet das Geld direkt bei denen, die die Arbeit machen. Zudem bekommt ihr eine Qualität und Frische, die kein Supermarktregal bieten kann. Es ist ein kleiner Umweg, der sich lohnt – für den Geschmack auf dem Teller und für das gute Gewissen, die regionale Landwirtschaft wirklich zu unterstützen, anstatt nur die Gewinne der Großkonzerne zu mehren.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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