Am 7. Oktober 2023 wurde Israel von einem der brutalsten Terroranschläge seiner Geschichte erschüttert. Die Hamas verübte einen grausamen Angriff auf israelische Städte und Dörfer, massakrierte Zivilisten und verschleppte über 200 Menschen als Geiseln nach Gaza. Die Bilder von diesem Tag waren unmissverständlich: Verzweifelte Familien, ermordete Kinder, zerstörte Gemeinden. Die Welt sah zu. Doch was hat sich seither geändert?
Statt klarer Solidarität mit den Opfern dieses Terrors beobachten wir seit Monaten eine unheilvolle Mischung aus Gleichgültigkeit, Relativierung und gar offener Feindseligkeit gegenüber Israel. Die jüngsten Ereignisse im Museum Auschwitz-Birkenau, einer der wichtigsten Holocaust-Gedenkstätten der Welt, sind ein alarmierendes Zeichen für diese Entwicklung.
Auschwitz: Ein Ort des Gedenkens oder ein Ort der politischen Zensur?
Vor wenigen Tagen besuchte eine Gruppe britischer Juden das Auschwitz-Museum, um den Opfern des Holocaust zu gedenken. Sie brachten israelische Flaggen mit gelben Bändern mit – ein stilles Symbol der Solidarität mit den Geiseln, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden. Doch was dann geschah, ist kaum zu glauben: Die Museumsleitung beschlagnahmte die Flaggen mit der Begründung, dass „veränderte Nationalflaggen nicht erlaubt seien, da sie eine politische Aussage darstellen“.
Eine politische Aussage? Im ehemaligen Konzentrationslager, in dem Millionen Juden ermordet wurden, sollten israelische Fahnen – das Symbol des einzigen jüdischen Staates, der aus der Asche des Holocaust entstanden ist – nicht erwünscht sein? Und das Gedenken an die verschleppten israelischen Geiseln soll politisch sein? Die Entscheidung der Gedenkstätte hat für Entsetzen gesorgt. Einer der Besucher, Lawrence Bentley, sagte der britischen Zeitung The Jewish Chronicle: „Die Gruppe war wirklich verärgert und konnte es nicht verstehen. Es ist wirklich schlimm in der heutigen Zeit.“
Bentley und seine Frau Stella hatten 30 israelische Flaggen mitgebracht, die sie zuvor auf dem Geiselplatz in Tel Aviv erhalten hatten. Ihre Gruppe bestand aus 46 jüdischen Teilnehmern, darunter Rabbi Elchonon Feldman von der Bushey-Synagoge in Hertfordshire. Doch die polnischen Sicherheitskräfte konfiszieren die Fahnen, weil die gelben Bänder angeblich eine politische Botschaft enthielten. „Wir haben versucht, ihnen zu erklären, dass sie nur die Geiseln in Gaza symbolisieren“, berichtete Bentley. Doch der Sicherheitsdienst blieb hart. Ein ranghoher Beamter sagte ihnen sogar, „seine Hände seien gebunden, es sei eine politische Aussage und das sei alles“.
Die doppelte Moral der Weltgemeinschaft
Dieser Vorfall reiht sich ein in eine lange Kette von Ereignissen, die zeigen, wie der Antisemitismus sich heute tarnt: als Neutralität, als politische Korrektheit oder als falsches Verständnis von Ausgewogenheit. Die Welt scheint unfähig – oder unwillig – zu sein, das Leid der Israelis anzuerkennen. Das zeigt sich nicht nur in der Debatte über die Terrorangriffe vom 7. Oktober, sondern auch in der Art, wie man mit den Opfern umgeht.
Die Aktivistin und Autorin Sarah Maria Sander hat sich in ihrem Blog mit genau diesem Thema auseinandergesetzt. In ihrem Artikel „Wie das Böse legitimiert wurde: Das kollektive Versagen der Weltgemeinschaft nach dem 7. Oktober“ analysiert sie, wie die Reaktion auf die Massaker von der Hamas durch Verharmlosung, Relativierung und Schweigen geprägt war. Sander kritisiert insbesondere, dass selbst nach den unbestreitbaren Gräueltaten kaum ein westliches Land uneingeschränkt zu Israel steht. Sie beschreibt, wie internationale Organisationen und Medien dazu beitragen, die Hamas als eine Art Widerstandsbewegung darzustellen, während Israel ständig zur Zurückhaltung aufgefordert wird.
Sander schreibt: „Wir erleben eine Normalisierung des Terrorismus, wenn dieser sich gegen Israel richtet. Während man weltweit gegen Unterdrückung protestiert, scheint das jüdische Volk erneut allein dazustehen.“ Ihre Worte treffen ins Schwarze. Denn wenn selbst in Auschwitz, wo das größte Verbrechen gegen die Juden stattfand, das Gedenken an israelische Opfer als „politisches Statement“ verbannt wird, dann müssen wir uns fragen: Was hat die Welt wirklich aus der Geschichte gelernt?
Nie wieder? Oder doch wieder?
Der Satz „Nie wieder“ ist zu einer Floskel verkommen. Nie wieder Antisemitismus, nie wieder Holocaust, nie wieder Judenhass – und doch erleben wir, dass Synagogen wieder angegriffen werden, dass Juden sich in Europa nicht mehr sicher fühlen, dass in Universitäten, Medien und politischen Kreisen antisemitische Narrative salonfähig geworden sind.
Der Fall Auschwitz zeigt: Die Doppelmoral gegenüber Israel ist allgegenwärtig. Es geht nicht um Fahnen oder um Regeln eines Museums. Es geht um eine gefährliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid von Juden weltweit. Wer heute das Gedenken an die Geiseln der Hamas in einem ehemaligen Vernichtungslager als „politisch“ brandmarkt, der hat den Sinn dieses Ortes nicht verstanden.
Die Welt hat es immer noch nicht verstanden, was am 7. Oktober wirklich geschah – und wenn wir nicht aufstehen und es laut aussprechen, wird sie es vielleicht nie verstehen.